0420 - Sie holten sich den grauen Joe
Entführung handelt, wurden alle FBI-Districts davon verständigt.«
»Konnte der Mann Gesichter erkennen?«, fragte Phil gespannt.
»Nein, dazu war er zu weit weg. Außerdem stand er im Norden, sodass er die Sonne voll von vorn bekam. Und was das in Texas heißt, wissen Sie.«
»Mr. Mullen müsste nur sagen können, wer als Mr. Rosoff auf dem Kongress war«, sagte ich.
Ich erhob mich und marschierte in den Kel,ler. Die Hälfte musste Mullen schon durchgesehen haben. Vielleicht war schon ein Erfolg da? Zwei Mann der Gang waren uns bekannt. Nach ihnen lief die Fahndung. Aber wer war der Kopf?
Henry Mullen brütete über einem Passbild. Ich spürte seine Gedanken rotieren, aber er schien den Kontakt noch nicht geschlossen zu haben. Ich störte ihn nicht dabei und wartete, bis er mit dem Zeigefinger vorschoss.
»Ich hab’s«, strahlte er mich an. »Vor ein paar Wochen kam der Kerl zu mir und wollte mir Sicherheitseinrichtungen verkaufen. Gab sich als Vertreter irgendeiner Firma aus.«
»Und haben Sie ihm etwas abgenommen?«
»Nein, die Anlagen waren schon bestellt. Ich habe seine Vorschläge geprüft und ihm erzählen können, um wie viel die anderen besser waren.«
»Das wollte er nur«, sagte ich trocken und schrieb den Code auf einen Zettel. »Damit wusste er am besten, wie man die Vitrinen knacken konnte. Und wie Sie gesehen haben, haben die Verbrecher das richtige Mittel mitgebracht.«
Der Archivar verschwand in den riesigen Kellerräumen mit den abgelegten Akten. Nach wenigen Minuten brachte er mir einen Schnellhefter, der dasselbe Codezeichen trug. Ich schlug ihn auf und hatte das gleiche Gesicht vor mir.
»Poe Flushing, sechsmal vorbestraft, zuletzt aus dem Gefängnis in Winnsdale, Texas, entlassen«, las ich. »Schwerer Einbruchdiebstahl, Goldschmuggel, Geldfälschung. Steht unter Polizeiaufsicht Headquarter Winnsdale.«
»Dann werden wir die Kollegen mal fragen, wann sie den Burschen zuletzt gesehen haben«, sagte ich und klemmte mir den Aktendeckel unter den Arm. »Meiner Schätzung nach muss das vier Wochen her sein.«
»Das habe ich doch gleich gerochen, dass da etwas faul war«, sagte Mullen im Brustton der Überzeugung. Er blätterte rasch noch weiter, doch das erhoffte Gesicht war nicht dabei. Ich bat ihn daraufhin, sich ein Bild von Mister Silvio Rosoff anzusehen, das wir oben hatten.
»Aber den kenne ich«, sagte er verblüfft. »Ein bekannter Mann aus Mexiko City. Er gab mir Kauforder, ohne nur um einen Dollar zu feilschen. Ein seriöser Geschäftspartner, den ich eingeladen habe.«
»Das glaube ich«, sagte ich und ging voran. »Wir möchten nur gerne wissen, ob der echte Rosoff bei Ihnen war. Haben Sie seinen Ausweis gesehen?«
»Wo denken Sie hin, Agent Cotton? Wir sind doch keine Polizei. Er gab mir seine Visitenkarte und das genügte.«
»Bei Woolworth bekommen Sie hundert Visitenkarten zu zwei Dollar zehn«, gab ich ihm zur Antwort. »Auch mit der Aufschrift Präsident der USA.«
Er schüttelte noch immer den Kopf, als ich ihm in meinem Büro das Fahndungsfoto des entführten Rosoff vorlegte. Er sagte sofort, das Gesicht noch nie gesehen zu haben.
»Das dachte ich mir. Rosoff wurde entführt, und ein anderer nahm seine Stelle ein. Haben Sie das Gesicht noch gut in Erinnerung?«
»Ich sehe ihn vor mir«, murmelte Mullen, der erschüttert war von seiner Menschenkenntnis, auf die er so viel gegebe'n hatte. Mullen erklärte sich sofort bereit, einem geübten Zeichner zu helfen, das Porträt anzufertigen.
Es war nicht einfach, um ein Uhr nachts einen unserer Grafiker aus dem Bett zu holen. Mit Überredungskunst gelang es mir. Der Mann versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Wir wollten in aller Frühe die Großfahndung nach den drei Verbrechern starten. Ciro Ellis, Poe Flushing und der falsche Rosoff waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Haupttäter. Daneben war noch Braniff im Spiel.
Mullen kannte Braniff nicht. Er war nie in dem Lokal gewesen, obwohl er schon seit ein paar Wochen in New Brunswick gewohnt hatte. Ein Anruf bei Lieutenant Rice half mir auch nicht weiter, er hatte kein Foto von Braniff.
Als ich wieder zu Mr. High ins Büro kam, telefonierte er gerade. Er bedeutete mir zu warten, und ich nahm Platz. Nach einer Minute legte er den Hörer auf.
»Die Mordkommission rief mich an«, sagte er ernst. »Sie haben einen gewissen Ellis, Ciro Ellis, gefunden. Er ist tot.«
Ich sprang auf. »Das ist unser Mann. Wo ist er?«
»Clinton Street,
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