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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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außen durch den Stoff drückte. Danach legten sie die Pullover ab, zogen Hemd und Krawatte an und zogen die teuer gefütterten Blazer über. Ihre alten Klamotten warfen sie über Bord.
    Lässig steckte sich der Boss ein Klubabzeichen an die Brusttasche, dann öffnete er eine Flasche Scotch. Jeder nahm ein kleines Glas. Kurz darauf drosselten sie die Geschwindigkeit, sie hatten den Sporthafen fast erreicht.
    Das feudale Seebad hatte noch Betrieb. Ein paar Bars und Kasinos waren gut besucht, abgerissene Musikfetzen klangen über das Wasser.
    Dicht an einem Kai mit zwei Segelbooten der 12 000-Dollar-Klasse legten sie an. Mit zwei kräftigen Axthieben hatte Poe vorher eine Bodenplanke gesprengt. Es würde ein oder zwei Tage dauern, bis der Kahn so vollgelaufen war, dass er bis zu den oberen Kanten im Schlamm steckte. Bis dahin würde sich wohl niemand um das Boot kümmern.
    Als sie an Land gesprungen waren, machten sie ganz den Eindruck gelangweilter Nachtschwärmer. Ohne Eile schlenderten sie die Hauptstraße entlang. Am Ende der Uferpromenade bogen sie in eine betonierte Seitenstraße ein. Sie hatten zehn Minuten zu gehen, bis sie zu dem eleganten Bungalow des Flughafens kamen.
    Es war nur ein Sportfliegerhafen ohne Radar. Etwa zwei Dutzend Privatmaschinen standen dicht gedrängt beisammen. Ganz am Rand eine weiße Cessna.
    Poe steuerte direkt auf das Flugzeug zu, der Boss schlenderte in die Abfertigung, die Tag und Nacht besetzt war. Er beglich die Standgebühr und bezahlte den Sprit. Auf seine Anordnung hin war die Maschine vollgetankt worden. Nach ein paar belanglosen Bemerkungen folgte er seinem Komplizen, der den Motor bereits Warmlaufen ließ.
    Der Boss nahm hinter dem Steuerknüppel Platz, wendete das schnittige Flugzeug und rollte zum Start. Der Scheinwerfer beleuchtete die frei gelassene Bahn. Als ein grünes Licht auf dem Dach des Bungalows anging, heulte der Motor auf. Nach 400 Yards hob der Vogel ab. Steil wurde die Cessna nach oben gezogen und verschwand in Richtung New York.
    Erst bei zweitausend Fuß und nach acht Meilen legte sie sich in eine weite Kurve. Nach hundertachtzig Grad hielt sie genau die Richtung auf Washington. In mehreren Meilen Entfernung brausten sie an Ashbury Park vorbei. Das Funkgerät blieb still.
    Als es dämmerte, hatten sie die Grenze von Georgia überflogen. In At-, lanta machten sie Zwischenstation, ließen auftanken und nahmen im Stehen ein Frühstück ein. Nach 30 Minuten wurde der Flug fortgesetzt. Richtung Süden. Als New Orleans auftauchte, gingen sie auf viertausend Fuß.
    Quer über den White Lake flogen sie zum Golf von Mexiko. Die sumpfige Küste war nicht besiedelt, kein zufälliger Beobachter störte sie.
    Zehn Minuten vor der Landung schaltete Poe das Funkgerät ein. Er holte die richtige Frequenz, dann drückte er ein paar Mal die Sendetaste. Als sich eine undeutliche Stimme meldete, ließ er eine verschlüsselte Durchsage los. Dann schaltete er ab.
    Sie konzentrierten sich auf die Landung, die in freiem Gelände vor sich gehen musste.
    Die Cessna sprang über eine Überlandleitung, dann drückte der Boss die Schnauze nach unten. Holpernd setzte sie auf einer dürren Wiese auf und rollte aus. Der Boss schob sich zuerst ins Freie. Misstrauisch musterte er die verschlossenen Fensterläden des weiß gestrichenen Holzhauses.
    Als die Haustür aufging, erschien ein ihm bekanntes Gesicht, auf dem ein breites Grinsen lag. Jetzt sprang Poe ab. Etwas steif vom langen Sitzen stelzten sie zum Eingang. Die Hände in den Hosentaschen betraten sie einen klimatisierten Raum.
    »Wie war der Flug?«, fragte der Mann lauernd, der keinen Blick von den beiden Ankömmlingen ließ.
    Statt zu antworten, ging der Boss auf den breiten Tisch zu. Hier lagen zwei Dutzend Zeitungen, alle von der Ostküste. Sie waren so aufgeschlagen, dass ihm die Artikel in die Augen sprangen. Wortlos überflog er einige der Blätter. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. Schließlich ließ er einen kurzen Fluch los und fuhr auf dem Absatz herum.
    »Schätze, wir machen Uns sofort an die Arbeit«, sagte er kühl. Er hatte sich wieder in der Gewalt. »In 24 Stunden muss alles erledigt sein. Haltet euch ran.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als das Telefon schrillte. Der Apparat befand sich nur eine Handbreit neben dem Boss, Langsam hob er ab und knurrte »Hallo«, in die schwarze Muschel.
    »Hallo«, sagte eine gepresste Stimme. »Ich muss sofort Braniff sprechen.«
    ***
    Am Union Place stieg ich aus

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