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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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wölbte sich zwar ein wenig, aber Poe gab Deckung gegen allzu neugierige Blicke.
    An der Lawrence Street stiegen sie um. Schweigend saßen sie in dem nächsten Zug und rumpelten unter den Häusern Brooklyns ihrem Ziel zu. Poe hatte noch keine Ahnung, was passiert war. Der Boss schwieg.
    Ihm war klar, dass er einen Fehler gemacht hatte, der schleunigst ausgebügelt werden musste. Er hätte sich nicht ohne Weiteres von seinem ursprünglichen Plan abbringen lassen sollen. Aber noch war es nicht zu spät. Die Steine mussten zu Geld gemacht werden, so schnell es ging. Und dazu gab es noch eine Möglichkeit. Er war entschlossen, sie sofort in die Tat umzusetzen.
    Erst als sie an Bord des Kahns waren, machte er den Mund auf. Poe erfuhr jedoch nichts von dem Geld, das er mitgehen ließ. An den toten Ciro verschwendete er keinen Gedanken mehr. Der würde nichts mehr ausplaudern können. Und außerdem konnte er dessen Anteil sparen.
    Es war weit nach Mitternacht, als sie aus der Hafeneinfahrt tuckerten. Auf seinem Weg blieben zwei Tote zurück. Der Boss hatte gelernt, schnell und erbarmungslos zuzuschlagen, wenn sich ihm jemand in den Weg stellte. Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, Poe ebenfalls zu beseitigen. Für einen Mann seines Schlages waren nur tote Zeugen gute Zeugen. Aber er verwarf die Idee sofort wieder. Noch brauchte er ihn, um seine Spur gründlich zu verwischen. Danach würde sich alles Weitere finden.
    Mit einem dunkelgrünen Sweater stand er an der Reling und hörte auf das Knirschen der morschen Bretter. Der Kahn würde keinen hohen Seegang aushalten, aber das brauchte er auch nicht. Es war diesig heute Nacht, und die Dünung‘rollte langsam zum Ufer. Ab und zu brachen sich weiße Schaumkronen an den Felsen, die bis zu einer halben Meile ins seichte Wasser ragten. Weit und breit war kein Boot der Wasserschutzpolizei zu sehen. Nur ein paar vereinzelte Lichter von Fischereifahrzeugen tanzten auf den Wellen.
    Das Feuerzeug leuchtete auf und beleuchtete für einen kurzen Moment das hagere und scharf geschnittene Gesicht. Die Augen waren von einer Eiseskälte, die kochendes Wasser zum Gefrieren bringen konnte.
    Ich hatte Mr. High einen Überblick gegeben, der von Phil ergänzt wurde. Mit Ringen unter den Augen und Blei in den Gliedern saß ich da und rauchte. Mr. High hatte sich ein paar Notizen gemacht und rückte die Schreibtischlampe näher. Mullen hatten wir vorher unserem Archivar übergeben, der mit geduldiger Ausdauer ein Album nach dem anderen heranschleppte.
    »Der Coup wurde also in Braniffs Kneipe ausgebrütet, wobei Joe Tenides etwas hörte«, sagte unser Chef. »Frage eins, wie weit ist Braniff selber an dem Überfall beteiligt? Bei uns ist von ihm nichts registriert, ich habe alle Lochkarten durchlaufen lassen. Die Antwort aus Washington steht hoch aus.«
    »Er soll aus dem Süden kommen«, sagte ich. »Und wahrscheinlich war er vorher alles andere als Wirt. Das Zeug, das er vor seiner Flucht eiligst verbrannt hat, beschäftigte sich fast nur mit Werkzeugmaschinen und Industriediamanten.«
    »Man kann auch Schmucksteine mit solchen Maschinenumschleifen«, sagte Phil. »Vorausgesetzt, man hat einen Fachmann dafür.«
    »Das ist Ciro Ellis«, ergänzte Mr. High. »Wir können alle Lieferanten überprüfen, an wen sie in letzter Zeit solche Maschinen verkauft haben. Es gibt nicht viele in den Staaten, da die meisten Diamanten in Antwerpen geschliffen werden.«
    »Und außerdem brauchen wir eine vollständige Liste aller Verarbeiter. Irgendwo muss die Gang die Finger drin haben«, sagte ich. »Wird allerdings eine zeitraubende Sache werden.«
    »Bis wann rechnen Sie mit einer Antwort aus Mexiko, Jerry?«, fragte mich unser Chef. »Dass die Entführung von Rosoff damit zusammenhängt, steht ja wohl fest.«
    »Ich habe dringend hinzugefügt«, sagte ich achselzuckend. »Wenn das Thermometer dort unten nicht gerade auf 60 Grad im Schatten steht, muss die Antwort morgen da sein. Aber woher wissen Sie davon?«
    »Ein Geologe untersuchte die Bodenformationen in der Nähe. Er beobachtete eine Sportmaschine, die auf der Straße landete. Kurze Zeit später wurde ein Cadillac in eine Schlucht gestürzt und brannte aus. Er war über zwei Meilen Weg, hatte aber ein Fernglas dabei. Bevor er zur Unfallstelle kam, waren die Brüder weg. Er fand als Erster die Leiche im Wagen. Erst Stunden später hatte er die Highway Patrol erreicht, die den Wagen aus der Tiefe holte. Und da es sich um eine

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