0420 - Sie holten sich den grauen Joe
Minuten hatte sie die Gesprächszettel des letzten Monats gezählt und sah sie durch. Gespannt wartete ich. Sie meldete sich wieder.
»Siebenunddreißig Mal nach Galveston«, sagte sie, »aber nur in den letzten paar Tagen. Ein paar Gespräche nach New Jersey sind auch dabei, aber das ist schon vier Wochen her.«
»Bestimmungsort New Brunswick?«, vergewisserte ich mich. Sie bejahte. .
»Sie sind ein Goldkind«, schnurrte ich, »haben Sie auch die Nummern der Gesprächspartner notiert?«
»Tut mir leid, wir notieren nur die Gesprächseinheiten. Die Nummern werden immer nach Beendigung eines Gespräches vernichtet.«
»Schade«, sagte ich und legte auf.
»Jetzt könnten wir alle Anschlüsse überprüfen, bis wir einen Hinweis haben«, sagte Elkhart grimmig. »Wenn Braniff nicht eine Freundin in New Brunswick hatte.«
»Dort nicht. Aber vielleicht in Galveston.«
Ich meldete noch ein Gespräch nach Galveston an und verlangte mein Hotel. Es läutete nur einmal, dann hatte ich Phil am Apparat. Er hatte sich das Zimmer neben mir geben lassen, nachdem er auf der Polizeizentrale mein Domizil erfahren hatte. Er berichtete kurz von Houston, ich gab ihm ein paar Erklärungen und einen Tipp. Er sollte sich sofort auf die Socken machen.
»Hier, vielleicht hilft uns das weiter«, brummte Elkhart und kam einen Schritt näher. In der rechten Hand hielt er ein Dutzend Papierschnitzel, die er aus dem Grund des umgestülpten Papierkorbes ans Tageslicht befördert hatte.
Ich machte mich sofort an das Geduldsspiel, die Fetzen zusammenzusetzen. Obwohl einige fehlten, wusste ich nach mehreren Minuten, um was es sich handelte. Es war eine Spesenrechnung für eine Taxifahrt. Sie trug das gestrige Datum und lautete über drei Dollar achtzig. Damit konnte ich überschlagsmäßig ausrechnen, wie weit Braniff gestern gefahren war. Bei den hiesigen Tarifen etwa 15 Meilen. Durch das offene Fenster rief ich Mac herein, der noch immer wartete.
»Ist das von Ihrer Firma?«, fragte ich. Er warf einen Blick auf den Vordruck und nickte.
»Dann melden Sie sich gleich bei Ihrer Zentrale und lassen sich den Namen des Kollegen geben, der gestern die Fahrt gemacht hat. Ich will ihn so bald wie möglich sprechen.«
Er war schon draußen und rannte eilfertig auf sein Taxi zu. Ich sah noch, wie er sich ans Funksprechgerät klemmte. Kurz darauf stürmte er wieder ins Zimmer.
»Tarpon war es«, rief er mir schon von der Türschwelle aus zu. »Er ist telefonisch gestern Nachmittag verlangt worden. Allerdings hat er heute frei, aber ich habe seine Adresse.«
»Gut, fahren wir. Ich komme später noch einmal bei Ihnen vorbei«, sagte ich zu Elkhart. Als ich in Macs Wagen stieg, sah ich, dass er den Taxameter abgestellt hatte.
»Warum?«, fragte ich, während er den ersten Gang einlegte.
»Ist Ehrensache«, erklärte er. »Geht auf Privatkonto. Schließlich hat man nicht alle Tage Gelegenheit, sich bei der Polizei beliebt zu machen.«
Der Grund war stichhaltig. Ich beschloss trotzdem, ihm die Fahrt zu bezahlen. Mac hatte seinen ersten Schock überwunden, mit Vollgas näherten wir uns Galveston, nahmen aber diesmal nicht die Fähre. Ziemlich am Ende der Bolivar Peninsula bog er nach links in den gleichnamigen Hafen ab. Es war ein winziges Nest, mit einer Hauptstraße und ein paar ungepflegten Gassen.
Er fuhr langsam an diesen Schluchten zwischen windschiefen Hütten vorbei, während ich mit dem Suchscheinwerfer die Hausnummern zu entziffern suchte. Einige schienen noch aus der Zeit der Indianerkriege zu stammen.
Endlich hielten wir vor dem richtigen Haus. Es war einst der Schmuck des Ortes gewesen, aber jetzt nur noch als drittklassig zu bezeichnen. Mac stoppte direkt vor dem Eingang, und gemeinsam betraten wir den dunklen Eingang. Sein Kollege Tarpon wohnte im Parterre. Nach einem undefinierbaren Geräusch, das unserem Klopfen antwortete, traten wir ein. Tarpon war da. Ein Blick in seine glasigen Augen und auf die halb leere Flasche zeigte uns, dass wir ihn erst in einen nüchternen Zustand versetzen mussten, bevor er eine vernünftige Auskunft geben konnte.
Ohne viel zu fragen, setzte Mac einen Kaffeekessel auf den elektrischen Kocher. Nach fünf Minuten brachte er die dampfende schwarze Brühe, in der ein Löffel stehen konnte, und flößte sie Tarpon ein. Bevor er uns seinen Kummer erzählen konnte, legten wir los. Ich musste dreimal die Frage wiederholen, bis er sich endlich erinnerte.
»Hab ’ne Stunde auf den Burschen gewartet«, brummte
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