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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachdruck. Doch der Mann im Lehnstuhl rührte keinen Finger, obwohl er unser Manöver längst erkannt haben musste.
    »Soll ich?«, fragte Mac und ballte die Faust. Mir war inzwischen ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend gekommen. Der Mann im Schuppen konnte sich vielleicht nicht mehr rühren.
    Auf mein Nicken hin trat Mac den Verschlag ein. Es bedurfte keiner Kraftanstrengung, um ein paar Bretter zu lockern, gerade soweit, dass wir uns durchzwängen konnten. Ich hatte mir die Taschenlampe mitgenommen und trat als Erster ein. Vorsichtshalber hielt ich die Smith & Wesson schussbereit und näherte mich seitlich. Noch immer blieb der Mann sitzen. Ich öffnete den Mund und ließ den grellen Lichtstrahl auf ihn fallen, doch das Wort blieb mir im Halse stecken.
    Im alten Stuhl saß Braniff, in einen dunkelblauen Blazer gekleidet. Er starrte mir über die Schulter, als ich mich direkt vor ihn hinstellte.
    Die Waffe steckte ich langsam wieder ein, während der Lichtschein einen Kreis beschrieb. Alles atmete Staub und Fäulnis aus. Dazwischen mengte sich der hässliche Geruch von Blut.
    Braniff war tot. Ermordet durch einen Schuss aus nächster Nähe. Genau in Höhe des Herzens war ein kleines Loch im Anzug, mit schwarzen und versengten Rändern. Das Blut war bereits eingetrocknet. Er musste fast eine Stunde hier gesessen haben. Sein Gesichtsausdruck war genauso gleichgültig wie in New Brunswick. Es sagte nichts über einen etwaigen Kampf aus.
    »Verständigen Sie die Mordkommission in Galveston«, sagte ich langsam zu Mac, der mir entgeistert über die Schulter starrte. Ich musste ihm erst einen Rippenstoß geben, bevor er die Sprache wiederfand. Dann rannte er wie von Furien gehetzt ins Freie und schaltete das Sprechfunkgerät zur Zentrale ein. Über seinen Chef ließ er die Mordkommission verständigen.
    Gedankenverloren wartete ich am Tatort das Eintreffen der Kollegen von der City Police Galveston ab.
    ***
    High Islands Inn wurde gründlich durchsucht. Wir ließen keinen Winkel aus und suchten verbissen nach Spuren. Während der Polizeiarzt den toten Braniff untersuchte, leerten Elkhart und ich den Panzerschrank, nachdem wir den Schlüssel gefunden hatten.
    Es kam wenig Geld zum Vorschein, aber ich hielt plötzlich ein paar der geraubten Schmuckstücke aus New Brunswick in der Hand. Es waren drei Ringe und eine Saphirbrosche. Obwohl ich kein Spezialist für Goldschmiedearbeiten bin, konnte ich doch feststellen, dass es sich nicht gerade um die wertvollsten Stücke handelte. Sie waren in einem besonders reißfesten Kunststoffbeutel verpackt.
    Es war der beste Beweis, dass Braniff Mitglied der Gang war, doch störte es mich, dass die Beweisstücke so auffällig präsentiert wurden. Ich hätte eher erwartet, dass Braniff alles sorgfältig versteckt oder vernichtet hätte, was ihn belasten konnte.
    Einen Hinweis auf den Rest der Beute konnten wir allerdings nicht finden. Vielleicht war es nur sein Anteil an der Beute.
    Der Arzt unterbrach uns und erstattete Bericht. Die Todeszeit gab er mit 18 Uhr 30 an, Herzschuss aus knapp drei Fuß Entfernung, als Tatwaffe kam wahrscheinlich eine 38er Automatik ohne Schalldämpfer infrage. Braniff musste sofort tot gewesen sein.
    Allerdings hatte der Doc eine überraschende Entdeckung gemacht: Die Leiche war erst nachträglich in den Schuppen gebracht worden. Erstens war kein Tropfen Blut auf dem Stuhl zu sehen, zweitens hatte die Kugel den Körper wieder verlassen, war jedoch nirgends zu entdecken.
    In Schussrichtung waren alle Hindernisse gründlich untersucht worden. Es gab keinen Einschuss in dem Gerümpel oder der Bretterwand. Wir mussten herausbekommen, wo das Verbrechen begangen worden war.
    Vor mir auf dem Schreibtisch stand das Telefon. Kein Staubkörnchen lag auf dem glänzenden Gehäuse. Ich sah kurz den schwarzen Kasten an, dann drehte ich mich zu Elkhart um.
    »Gibt es Selbstwähldienst hier oder handvermittelten Ferndienst?«
    »High Islands ist nicht an den Selbstwählverkehr angeschlossen. Warum?«
    »Sie werden gleich sehen«, sagte ich und hatte schon abgehoben. Ich ließ mir die Nummer der Vermittlungsstelle geben und wählte. Als sich das Fräulein von der Bell Telephone Company meldete, gab ich meinen Namen und die Dienststelle durch. Dann verlangte ich zu wissen, ob sie mir eine Aufstellung geben konnten, wohin Braniff am häufigsten Gespräche geführt hatte. Sie zögerte etwas, doch Elkhart kam mir zu Hilfe. Sie erkannte ihn und willigte ein. Nach ein paar

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