0421 - Ein Gangster will New York beherrschen
wirklich nicht, was mich hindert, die Behandlung von vorhin zu wiederholen«, sagte er.
»Vermutlich die Tatsache, dass du nicht der Boss bist!«
»Wilson«, sagte Leisetreter-Johnny sanft, »wir kriegen ihn noch. Der Boss überlässt ihn uns, wenn er mit ihm fertig ist. Das wird ein Fest. Weißt du, was ich mit dem Polizei Captain in Frisco gemacht habe, voriges Jahr?«
»Ich weiß es, Johnny«, sagte ich ruhig. »Wir haben nichts vergessen. Ihr beide steht schon lange auf unserer Liste. Und wir kriegen euch, egal, was mit mir geschieht. Was euch erwartet, brauche ich wohl nicht zu sagen.«
»Ich an deiner Stelle würde den Mund nicht zu weit aufmachen, sonst fange ich jetzt schon mit der Sonderbehandlung an.«
Der Möbelwagen verlangsamte die Fahrt. Ich hörte, wie der Fahrer schaltete. Dann schienen wir über eine Rampe schräg abwärtszufahren.
»Wir sind da«, sagte Johnny.
Das Motorgeräusch erstarb. Draußen waren Schritte zu hören, dann wurde die Seitentür aufgeschoben.
»Vorwärts, G-man«, sagte Johnny, »der Boss wartet.«
Ich kletterte hinaus und fand mich auf dem ölbedeckten Zementboden einer großen Garage wieder. Sie war hoch genug, um dem mächtigen Möbelwagen Platz zu bieten. Ich stieß unwillkürlich einen Pfiff aus. Von außen sah das Fahrzeug völlig unverdächtig aus.
Das große Tor hinter uns wurde gerade hydraulisch geschlossen. In der Garage standen ungefähr zwanzig Wagen, schwere, teure Modelle, Buick, Oldsmobile, Chrysler. Offenbar waren alle Mitglieder zur Hauptversammlung gekommen.
Wilson stieß mir seine Luger in den Rücken.
»Da geht’s lang G-man!«
Wir marschierten durch die große Halle. Dann ging es über eine Treppe nach oben. Unsere Absätze klapperten auf der eisernen Galerie, die an der Stirnseite der Halle angebracht war. Johnny klopfte mit seinem Colt an eine Tür. Sofort wurde ein Guckfenster geöffnet.
»Wer ist da?«
»Stell keine so dämlichen Fragen, Al«, sagte Johnny.
»Verdammt, Johnny, sag schon das Losungswort! Mir kommt’s zwar auch komisch vor, aber der Boss hat es nun mal angeordnet!«
»Fasanenjagd«, sagte Johnny und grinste.
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Immer deutlicher wurde, mit was für einer gut organisierten Bande wir es zu tun hatten.
Die Tür ging auf. Jetzt erkannte ich den Gorilla aus Charles Adams’ Lokal. Er sah mich bösartig an.
»Sieh mal an - lieber Besuch!«
»Finger weg, Al«, sagte Johnny. »Der Boss will ihn unversehrt haben!«
Der nächste Raum erinnerte mit seinen Ledersesseln und den niedrigen Tischen mit Aschenbechern an ein Wartezimmer. Ungefähr zwanzig Mann lümmelten faul herum.
Als wir eintraten, starrten sie uns neugierig entgegen.
»Gentlemen«, sagte Wilson feierlich, »hier bringe ich Jerry Cotton. Wer jemals daran gezweifelt hat, dass die Burschen vom FBI auch nur mit Wasser kochen, dem sage ich…«
»Wilson«, schnappte eine bösartige Stimme. Ruckartig trat Stille ein. Die Stimme kam scheppernd aus einem Lautsprecher, der über der nächsten Tür angebracht war. »Wilson, du sollst keine Volksreden halten. In Zukunft werden meine Befehle exakter ausgeführt. Bringt ihn herein!«
Der Boss.
Die Reaktion der Männer sprach Bände. Es war deutlich, dass er sie völlig beherrschte.
Wieder spürte ich die Luger im Rücken. Die nächste Tür wurde geöffnet. Der Raum vor mir war völlig dunkel. Ich wurde hineingestoßen, dann fiel die Tür hinter mir ins Schloss.
***
Zwei Sekunden stand ich so in der Dunkelheit und hörte nichts als das Hämmern meines Pulsschlags. Dann sprang vor mir ein Scheinwerfer an und stach mir das grelle weiße Licht in die Augen, sodass ich mich geblendet abwenden musste.
»Cotton«, sagte die Stimme wieder. »Sie sind schon so gut wie tot.«
Es war eine gespenstische Szene. Der dunkle Raum, der blendend helle Scheinwerfer und diese unwirkliche Stimme, die ganz offensichtlich verstellt war. Ich zweifelte nicht daran, dass der Mann vor mir der Boss war, und ich konnte mir vorstellen, dass er mit dieser Methode seine Leute in Schach hielt. Wahrscheinlich legte er Wert darauf, dass man ihn weder sah noch an seiner Stimme erkannte.
»Wer sind Sie?«, fragte ich. »Accatone?«
Er lachte. Ein leises, bösartiges Lachen.
»Accatone ist ein Name. Namen sind nichts. Entscheidend ist der Mann, der dahinter steht. Und die Qualität des Mannes hängt ab von seinen Ideen und seiner Fähigkeit, sie in die Tat umzusetzen.«
Mich fröstelte. Hatte ich es mit einem
Weitere Kostenlose Bücher