0421 - Ein Gangster will New York beherrschen
stemmen. Ich ließ los.
Die Überrumpelung war vollkommen. Meine Faust sauste mit der Wucht eines Schmiedehammers in seinen Nacken.
Ohne einen Laut von sich zu geben, sackte er zusammen.
***
Mit dem Riemen, der mir so gute Dienste geleistet hatte, fesselte ich seine Hände auf den Rücken, stopfte ihm ein Taschentuch in den Mund und band die Krawatte darüber. Dann nahm ich seinen Gürtel und band seine Füße zusammen. Das alles geschah in weniger als zwei Minuten.
Ich nahm seinen Revolver und überzeugte mich davon, dass er geladen war. Nach wenigen Schritten erreichte ich das Ende des Ganges. Hier versperrte eine Tür den Weg.
Ich klopfte dagegen. Auf der anderen Seite rührte sich jemand.
»Was ist los?«
»Ich bin’s, Al«, rief ich heiser.
»Zum Teufel, gib das Losungswort! Du kennst doch den Befehl«, sagte die Stimme ärgerlich.
Ich grinste.
»Fasanenjagd«, sagte ich.
Die Tür wurde geöffnet. Ich schlug zu.
Mit einem erstickten Gurgeln ging der Mann zu Boden. Ich vergewisserte mich, dass er so schnell nicht wieder zu sich kommen würde, und ging dann weiter.
Vor mir lag die eiserne Treppe, die nach oben führte. Ich lauschte, konnte aber nichts hören. Die Stille ringsum hatte etwas Bedrückendes an sich.
Vorsichtig, alle Sinne angespannt, stieg ich hinauf und hob die eiserne Falltür etwas an.
Vor mir lag die Garagenhalle. Der Möbelwagen und die meisten anderen Fahrzeuge fehlten. Nur ein schwarzer Chrysler parkte noch am Ende der Halle.
Ich entdeckte eine Uhr an der Wand. Es war kurz vor 6 Uhr. Offenbar waren die Gangster auf dem Weg nach Long Island.
Gleich darauf war ich bei dem Chrysler. Der Schlüssel steckte. Ich sah mich um und fand den Hebel, der das Tor hydraulisch öffnete. Probeweise legte ich ihn um. Sogleich begann das riesige Tor sich langsam zu heben. Ich legte den Hebel wieder zurück. Irgendwo hier musste ein Telefon sein. Es würde besser sein, ich rief im FBI-Hauptquartier an und verständigte Phil, ehe ich mich auf den Weg machte. Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb, aber ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass es nicht viel war.
Mit entsichertem Revolver ging ich nach oben, erreichte die Galerie und gelangte in den Raum, der wie eine Offiziersmesse eingerichtet war. Kein Mensch war da. Die Sessel standen unordentlich herum. Auf den Tischen waren randvolle Aschenbecher und leere Cola-Flaschen. Accatone schien Wert darauf zu legen, dass seine Leute keinen Alkohol tranken.
Die Tür zu dem Zimmer, in dem Accatone mit mir gesprochen hatte, war unverschlossen. Ich öffnete sie und fand den Lichtschalter. Da war der Tisch, hinter dem er gesessen hatte, da der Scheinwerfer, da das Mikrofon für die Lautsprecheranlage. Sonst enthielt der Raum nichts.
Suchend sah ich mich um und entdeckte eine weitere Tür. Sie war unverschlossen.
Offenbar hatte ich Accatones Wohnraum erreicht. Er war ähnlich komfortabel wie der Möbelwagen ausgestattet. Ich sah mich nach einem Telefon um, fand aber keins. Dafür entdeckte ich eine Telefonsteckdose, von der ein Kabel wegführte. Ich verfolgte es. Es lief bis zum Schreibtisch und verschwand dort in der rückwärtigen Abdeckplatte. Offenbar war das Telefon im Schreibtisch.
Er war nicht abgeschlossen. Ich fand den Apparat, nahm den Hörer ab und überzeugte mich davon, dass das Freizeichen kam. Gerade war ich im Begriff, die Nummer LE 5-7700 zu wählen, als ich die Tasche sah.
Es war eine schwarze Ledertasche, ein richtiger Diplomatenkoffer. So sah die Tasche aus, die Phil von der Central Station hatte abholen sollen. Neugierig geworden, nahm ich sie aus dem Fach. Da hing auch noch der Zettel der Gepäckaufbewahrungsstelle.
Kein Zweifel, das war die Tasche, die Lee Harper vor seinem Tod auf dem Bahnhof deponiert hatte. Wegen ihr war Phil entführt und beinahe ermordet worden.
Ich drückte auf die Schlösser und zog den Reißverschluss auf.
Sie enthielt ein dickes Aktenbündel. Auf der ersten stand das Wort »Aktionsprogramm«. Darunter sah ich die Initialen C. A. Das mochte Charles Adams bedeuten.
Ich schlug den Ordner auf. Die Seiten waren eng mit Maschine beschrieben. Gelegentlich war der Text von Zeichnungen, Schemen, Übersichten und Zusammenstellungen unterbrochen. Ich begann zu lesen.
Was ich in der Hand hielt, war eine komplette Zusammenstellung von Accatones Bande. Da waren nicht nur die Namen sämtlicher Mitglieder mit Befehlsgewalt, da waren auch die Namen von Leuten, die in loser Form mit ihm zusammenarbeiteten
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