0421 - Ein Gangster will New York beherrschen
und Leisetreter-Johnny erschienen.
In dem schwachen Licht, das in den Raum fiel, sah ich undeutlich die schwarze Gestalt hinter dem Scheinwerfer. Ich sah, wie er eine ironische Verbeugung machte.
»Mister Cotton, die Unterhaltung mit Ihnen war ein ausgesprochenes Vergnügen. Ich komme selten dazu, meine Pläne einem Experten darzulegen. Schafft ihn raus, Johnny. Sperrt ihn bis heute Abend ein.«
Ich wurde gepackt und rückwärts aus dem Raum gerissen. Krachend fiel die Tür ins Schloss. Der Spuk war vorbei.
***
Mein Gefängnis war ein fensterloser Raum im Keller unter der Garage. Er war vier mal zwei Yards groß und mit einer starken Bohlentür versperrt. In die Tür war in halber Höhe ein Fenster eingelassen, das durch ein starkes Gitter gesichert war.
Draußen auf dem Gang saß der Gorilla aus Adams Kneipe. Er hielt einen Revolver schussbereit und sah in regelmäßigen Abständen zu mir herein.
Der Raum war sparsam möbliert. Er enthielt nur einen Schemel.
Ruhelos ging ich auf und ab. Jedes Mal wenn ich am Gitter erschien, sah mich der Gorilla hasserfüllt an. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was geschah, wenn Accatone seinen Killern grünes Licht gab.
Ich zermarterte mir den Kopf nach einem Ausweg. Es musste einen geben. Dieser Fall war längst über mich hinausgewachsen. Ich will nicht behaupten, dass ich frei von Angst bin, aber mein Schicksal kam mir klein und unbedeutend vor bei dem Gedanken, welches Unheil dieser Verbrecher anrichten würde, wenn man ihn nicht rechtzeitig aussfchaltete.
Accatone. Wer mochte sich hinter diesem Namen verbergen? Er hatte die ganze Zeit mit verstellter Stimme gesprochen, ein Verfahren, in dem er offenbar Übung hatte. Es war unmöglich, diese Stimme zu identifizieren, sie wieder zu erkennen, wenn er normal sprach.
Wer mochte es sein? Charles Adams? Es konnte sein. Adams war eine undurchsichtige Erscheinung, und er hatte zweifellos das Kommando über die fünf Burschen gehabt, die mich und Phil niederschlagen wollten. Auch gewisse Eigenheiten in der Sprechweise kamen mir ähnlich vor.
Aber gleichgültig, wer es war, ich musste hier raus. Es musste einen Ausweg geben. Ich zermarterte mir den Kopf.
Die Stunden vergingen. Unbewegt saß draußen der Gorilla. Ich musste ihn aus seiner Reserve herauslocken. Bei dem Gedanken, dass in wenigen Stunden ein Mord geschehen würde, wenn ich es nicht verhinderte, brach mir der kalte Schweiß aus.
Ich konnte einen Schwächeanfall oder Bewusstlosigkeit Vortäuschen. Aber darauf würde er kaum hereinfallen.
Ich sah mich um. Da war nur der Hocker. Unter der Decke lief ein Wasserleitungsrohr entlang. Ich überlegte, und plötzlich hatte ich die Lösung.
Der Gorilla hatte strikten Auftrag, mich zu bewachen. Wenn ich einen Selbstmord vortäuschte, musste er den Kopf verlieren.
Ich begann, bei jeder meiner Wanderungen den Hocker ein wenig zu verschieben, bis er unmittelbar unter dem Rohr stand, am äußersten Ende des Raumes, außerhalb des Blickfeldes des Aufpassers. Dann setzte ich mich auf den Hocker und vergrub den Kopf in die Hände.
Wie zu erwarten, stand der Gorilla auf und sah, was ich tat. Offenbar war er zufrieden mit dem Anblick, der sich ihm bot. Er stieß ein Grunzen aus und verschwand wieder.
Jetzt galt es, schnell zu handeln. Ich zog den Ledergürtel meiner Hose ab und stellte mich auf den Hocker. Mit einer raschen Bewegung schlang ich den Gürtel um das Rohr. Dann löste ich die Krawatte und band sie so um den Hals, dass es von hinten aussah, als wäre es der Gürtel.
Jetzt kam das Schwierigste. Ich war keinesfalls sicher, ob ich es schaffen würde. Ich machte aus dem herabhängenden Gürtelende eine Schlaufe und hängte sie unter das Kinn. Das Ende packte ich mit den Zähnen. Dabei stand ich so, dass ich der Tür den Rücken zuwandte.
Ich holte tief Luft und biss die Zähne zusammen. Das Leder schnitt mir in die Haut. Dann baumelte ich frei in der Luft und stieß mit den Füßen den Hocker weg. Er polterte gegen die Wand.
Ich hing frei in der Luft und spürte, wie der Riemen rutschte. Der Schmerz raubte mir fast die Besinnung. Es war eine gewaltige Anstrengung.
Draußen polterten Schritte heran. Ich hörte, wie der Aufpasser einen Fluch ausstieß. Im nächsten Augenblick klirrte Stahl hinter mir, das Schloss wurde geöffnet.
Mein Puls hämmerte. Ich konnte es nur noch Sekunden aushalten. Rote Ringe tanzten vor meinen Augen.
Da war der Gorilla auch schon heran, packte mich und versuchte, mich in die Höhe zu
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