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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich mich.
    »In den äußeren Taschen nicht«, erwiderte der Lieutenant. »In die inneren Taschen haben wir noch nicht gesehen. Wir wollten die Stellung der Leiche nicht verändern, bis Sie sie gesehen haben.«
    Phil und ich schritten einmal langsam um den Toten herum. Es gab nichts Besonderes zu sehen, aber wir betrachteten uns die Haltung trotzdem sehr gründlich. Wenn ein Mann von einer Kugel tödlich getroffen ist, kann er fast nach allen Seiten umfallen oder zusammenbrechen. Es hängt davon ab, was er gerade tun wollte, als ihn die Kugel traf, welche Muskeln angespannt waren oder welche durch den einsetzenden Todeskampf sich verkrampften. Als wir wieder bei Haie waren, der sich in der ganzen Zeit nicht vom Fleck gerührt hatte, fragte ich den Lieutenant:
    »Sie haben doch Fotos machen lassen — oder?«
    »Natürlich. Aus allen erdenklichen Blickwinkeln.«
    »Gut. Dann lassen Sie jetzt den Leichnam durchsuchen. Vielleicht hat er doch ein paar Papiere bei sich, aus denen seine Identität hervorgeht.«
    Haie gab die entsprechenden Anweisungen. Phil und ich gingen die paar Schritte bis zu der Stelle, wo der uniformierte Sergeant mit Danny Blancher stand.
    »Wir sind FBI-Beamte«, sagte ich. »Wir möchten gern von Ihnen selbst noch einmal hören, was sich hier abgespielt hat.«
    Danny Blancher gab langsam, manchmal stockend, seinen Bericht. Phil und ich hörten ihm schweigend zu. Als er glaubte, alles gesagt zu haben, fragte mein Freund:
    »Von wem bekamen Sie den Tip, daß Johnny Miller heute auf diesem Bahnsteig mit einem Zug ankommen würde?« Blancher sah uns abwechselnd an. Dann zuckte er die Achseln. Ein fast verlegenes Lächeln erschien in seinem Gesicht.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Das kann ich nicht preisgeben. Es war ein vertraulicher Tip. Sie wissen selbst, daß man als Detektiv auf solche Quellen angewiesen ist. Wenn erst einmal bekannt wird, daß man seine Informationsquellen preisgibt, bekommt man keine Hinweise mehr. Tut mir leid.« Ich tippte ihm mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust.
    »Sie sollten diesmal eine Ausnahme machen, Blancher. Jemand hat Sie mit diesem angeblichen Tip ganz gewaltig aufs Kreuz gelegt.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Mich? Hereingelegt? Wieso dehn?«
    »Weil das da nicht Johnny Miller ist«, sagte ich klar und präzise.
    Sein Blick glitt unwillkürlich in die Richtung, wo der Tote lag. Man konnte ihn jetzt nicht sehen, weil drei oder vier Leute von Haies Mordkommission neben der Leiche knieten und die Kleidung durchsuchten.
    Danny Blanchers Lippen öffneten sich. Die Zungenspitze fuhr aufgeregt über die trockenen Lippen. Es dauerte eine Weile, bis er heiser hervorstieß: »Das ist nicht Johnny Miller?«
    »Nein.«
    »Aber da müssen Sie sich irren!« rief er. Seine Stimme wurde lauter. »Das muß doch Johnny Miller sein! Die Ähnlichkeit mit den Bildern auf dem Steckbrief ist doch ganz deutlich! Nein, nein, Sie irren sich! Das muß Miller sein!«
    »Reden Sie nicht so laut«, mahnte ich. »Die Neugierigen brauchen nicht alles mitzukriegen. Und im übrigen ist ein Irrtum ausgeschlossen, Blancher. Wir haben die Fingerabdrücke der Leiche mit den von Johnny Miller registrierten Fingerabdrücken verglichen. Eine sicherere Identifizierung gibt es gar nicht. Die Fingerabdrücke der Leiche sind nicht die von Johnny Miller. Und folglich kann der Tote auch nicht Johnny Miller sein. Das ist so sicher wie nur irgend etwas.«
    »Aber — dann hätte ich —«
    Blanchers Stimme verlor sich in einem so schwachen Gemurmel, daß man es nicht mehr verstehen könnte. Phil gab mir einen leisen Stoß mit dem Ellenbogen. Ich drehte mich um. Die Männer neben der Leiche hatten sich aufgerichtet.
    »Bleiben Sie hier bei dem Sergeant«, sagte ich und ging mit Phil hinüber zu Lieutenant Haie, der sich über einen ledernen Brustbeutel beugte.
    Wir blickten ihm über die Schulter. Der Beutel enthielt ein paar Geldscheine und jene kleine Cellophanhülle, die viele Amerikaner statt einer Brieftasche benutzen. Ein Führerschein war unter der durchsichtigen Schutzhülle zu erkennen. Wir lasen den Namen: Harry Miller.
    Augenblicklich fiel mir der seltsame Anruf ein, der uns im Office erreicht hatte, als wir gerade aufbrechen wollten. Ich nahm Phil den Aktendeckel weg, klappte ihn auf und suchte das Steckbriefbild von Johnny Miller. Ich ging damit zur Leiche, kniete nieder und begann, Bild und Kopf des Toten zu vergleichen.
    »Schon möglich«, murmelte Phils Stimme' über meiner rechten

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