Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
auch Patricia mit anfassen. Zu viert mobilisierten sie alle Kräfte und wollten schon schweißüberströmt aufgeben, weil die Felsplatte zu schwer war und zu fest auflag, als sie plötzlich einen leichten Druckwiderstand überwanden und die Platte mit einem Mal mit geradezu spielerischer Leichtigkeit seitwärts zu schwenken war. Sie mußte wahrhaftig drehbar gelagert sein. Aber als sie den darunter liegenden Hohlraum freigab, zeigte sie das Geheimnis ihrer Lagerung immer noch nicht.
    Die vier Menschen starrten in den Hohlraum.
    Er mußte natürlich gewachsen sein. Nur um ihn abzudecken, war der obere Rand bearbeitet worden. Etwa zweieinhalb Meter tiefer war der Boden.
    Ein halbes Dutzend Truhen waren nebeneinander aufgereiht. Sie wurden vom Wasser überspült, das in den Hohlraum eingedrungen war und nicht abfließen konnte. Und darin schwamm noch so allerlei.
    Unter anderem ein Skelett …
    ***
    Beatrice und Jessica, die auf dem Vordeck der SEAFOX die Sonne genossen und ihre nahtlose Bräune vertieften, schreckten empor, als drüben auf dem Plateau der Schrei ertönte.
    »Was ist denn da los?«
    Mit einem Sprung war Beatrice an der Reling, beugte sich vor, als könne sie durch diesen halben Meter, den sie dadurch gewann, mehr sehen. Jessica tauchte neben ihr auf. Sie nahm die Sonnenbrille ab. Ihre Augen wurden schmal.
    Patricias Schrei war verhallt.
    Sie und die drei Männer starrten in ein Loch im Felsboden. Die beiden Mädchen auf dem Schiff hatten hin und wieder mal einen Blick hinübergeworfen und amüsiert die Anstrengungen der anderen verfolgt, die Steinplatte beiseite zu schieben. »Die verausgaben da bloß ihre Kräfte, und heute nacht ist nix mehr los mit den Jungs«, hatte Beatrice kritisiert. »Und an diesen Schatz glaube ich erst, wenn ich ihn sehe …«
    »Schön wäre es doch, wenn er existierte«, träumte Jessica. »Stell dir vor, wir wären reich …«
    Beatrice richtete sich auf. »Erstens – ist es gar nicht sicher, ob wir daran beteiligt werden. Denn wir liegen hier ungläubig und faul auf dem Schiff, während die anderen sich drüben abrackern, und haben keinen Anteil an der Arbeit des Suchens und Hebens des Schatzes. Außerdem gibt es gewisse Gesetze – ein nicht unbeträchtlicher Teil des Schatzes gehört dem Staat. Und wenn es sich um geschichtsträchtige Gegenstände handelt, wandert eh alles ins Museum, und wir sehen nichts mehr davon wieder. Im Gegenteil, wir dürfen noch Eintritt bezahlen, wenn wir uns unseren Schatz einmal wieder aus der Nähe ansehen wollen …«
    »Glaubst du im Ernst, daß Luc danach fragen würde? Der kassiert den Schatz ein und redet nicht darüber«, widersprach Jessica. »Dafür kenne ich ihn zu gut. Wir sind schon zusammen zur Schule gegangen. Luc ist ein Gauner. Wenn er einen Vorteil für sich sieht, findet er auch eine Möglichkeit, Gesetze und Vorschriften zu umgehen. Ich möchte nicht wissen, wie er sich diesen Plan ergaunert hat …«
    »Wenn er so ein Gauner ist, wie du sagst, wieso läßt du dich dann überhaupt mit ihm ein?« fragte Beatrice.
    Jessica lachte. »Weil er ein fantastischer Liebhaber ist«, sagte sie. »Gibt es einen besseren Grund?«
    Und nun hatte Patricia ihren gellenden, langanhaltenden Schrei von sich gegeben und damit die beiden Mädchen auf der SEAFOX alarmiert. Aber weiter geschah auf dem Plateau nichts Bedrohliches. Alles blieb ruhig.
    Beatrice und Jessica beobachteten trotzdem von der Reling aus weiter. Sie sahen, wie die Männer eine hölzerne Truhe aus dem Loch holten und sie öffneten.
    »Ich fasse es nicht«, stieß Beatrice entgeistert hervor. »Sie sind wahrhaftig fündig geworden. Das gibt’s doch nicht … das ist doch unmöglich …«
    Jessica löste sich von der Reling.
    »Anscheinend gibt’s doch auch heute noch verlorene Schätze«, sagte sie. »Was mich nur wundert, ist, daß er so einfach zu finden war. Ich …«
    Sie wandte sich um.
    Sie wurde blaß. »Bea … da … da …«
    Hatte sie den Verstand verloren?
    Beatrice wandte sich, verärgert über das plötzliche Gestammel, das absolut nicht zu Jessica paßte, um. Und da glaubte sie selbst, einen Kinofilm auf großer Leinwand vor sich zu sehen.
    Was da aufgetaucht war, riesengroß und bedrohlich und so entsetzlich nah, durfte es doch einfach gar nicht geben …
    ***
    Das Skelett lag auf dem Grund des Hohlraums. Ein paar Kleidungsfetzen hingen noch an den grauen, aufgequollenen Knochen. Klar war zu erkennen, daß hier ein Mensch ermordet worden war;

Weitere Kostenlose Bücher