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0422 - Der Werwolf-Jäger

0422 - Der Werwolf-Jäger

Titel: 0422 - Der Werwolf-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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getroffen und winkte sofort wieder ab. »Schon gut, ich habe es nicht persönlich gemeint, Michail.«
    »Verstehe. Wir wollen zum Keller.« Er war plötzlich ziemlich einsilbig geworden und führte mich quer durch den Flur. Wir mußten an der Treppe vorbei, dann erst sah ich die Tür, die zum Keller führte. Verschlossen war sie nicht.
    Der Russe schaltete das Licht ein. Es wurde hell. Wir sahen vor uns eine breite Holztreppe mit einem ebenfalls hölzernen Geländer.
    Das Material roch noch frisch. Die Treppe mußte erst vor kurzem angelegt worden sein.
    Unsere Schritte klangen dumpf auf den Bretterstufen.
    Hinter ihnen öffnete sich ein weiter Kellerraum, den man schon als Gewölbe bezeichnen konnte. Man hatte früher, als man die Häuser baute, auf diese geräumigen Keller großen Wert gelegt.
    Ich senkte meine Stimme bei der letzten Frage. »Kennst du dich hier gut genug aus?«
    Mein Begleiter hob nur die Hand. Das Zeichen kannte ich und schwieg zunächst.
    »Hör mal…«
    Wir lauschten beide und vernahmen ein fernes Heulen. Es war kein lauter, dennoch ein schauerlicher Gesang, der durch die Kellerflure jammerte, als würden die Toten in irgendwelchen naheliegenden Gräbern unendliche Qualen erleiden.
    »Das sind die Wölfe!« hauchte der Russe. »Ich kenne das. In den langen sibirischen Nächten habe ich so etwas oft genug gehört und sie leider nicht erwischen können. Sie waren immer zu weit weg. Jetzt schnappen wir sie uns, John.«
    Der Keller war ziemlich geräumig gebaut. Er hatte eine hohe Decke, teilweise sogar halbrund und gewölbeartig angelegt, wobei sie an gewissen Schwachpunkten von steinernen Stützpfeilern gehalten werden mußte.
    Es war für uns schwer, die Richtung zu bestimmen, aus der das Heulen kam. Die Weite des Kellers verzerrte die Laute. Die Echos trafen aufeinander, waren mal laut, dann leiser, aber die Geräusche begleiteten uns.
    »Wo warst du denn, als du angegriffen wurdest?«
    »Tiefer im Keller.«
    »Dann gehen wir dahin.«
    Er nickte. Ich hielt die Beretta in der Hand. In diesem Gewölbe gab es mir zu viele Verstecke, die durch die in den Ecken und an den Wänden lauernden Schatten produziert wurden.
    Jeder Schatten konnte einen Gegner verbergen, der plötzlich hervorsprang, um uns zu überfallen.
    Auf leisen Sohlen bewegten wir uns weiter. Gänge öffneten sich.
    Sie waren düster wie Schlünde. Wenn ich daran vorbeischritt, bekam ich eine leichte Gänsehaut.
    Chirianow merkte etwas. »Du fühlst dich nicht wohl – oder?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Das wird gleich anders, wenn du Lupina siehst. Diese tolle Werwolf-Frau.«
    »Danke, ich kenne sie. Ich war schon mal in sie verliebt.«
    »Wie?«
    Ich winkte ab. »Laß mal, das ist eine andere Geschichte, an die ich nicht mehr erinnert werden möchte.«
    Michail ging vor bis zur nächsten Einmündung und blieb an der dunklen Öffnung stehen. »Hier müssen wir rein.«
    Ich legte meine Stirn in Falten. Zu sehen war nichts. Ein stockdunkler Tunnel, in dem kein Licht brannte. Als Warnung allerdings schallte uns dieses fürchterliche Geheul entgegen.
    Ich fragte mich, wie es möglich war, daß niemand etwas davon bemerkt hatte. Gerade die Russen waren sehr mißtrauisch. Ohne daß es jeder wußte, war in diesem Haus etwas verändert worden.
    Man hatte einen regelrechten Gruselkeller geschaffen.
    Ich holte meine Lampe hervor. Sie war sehr klein, aber ungemein lichtstark durch die Halogenbirne.
    Der Russe schaute auf meine Hand, gab aber keinen Kommentar.
    Er hatte also nichts dagegen, wenn ich in diesen Tunnel hineinleuchtete. Das Licht strahlte auf. Der weiße Lichtkegel zeigte am Ende des Ganges die Tür.
    Sie stand offen, und ich schickte dem Russen einen fragenden Blick zu.
    Er nickte. »Ja, da bin ich gewesen.«
    »Und dort befindet sich Lupinas Bild?«
    »So ist es.«
    »Dann werde ich mir das Gemälde mal ansehen.« Noch während ich sprach, ging ich den ersten Schritt. Der Tunnelwar nicht sauber gefegt worden. Unter meinen Sohlen zerknirschten kleine Steine.
    Das Licht der Lampe verdichtete sich. Jeden Ziegelstein an der Mauer erkannte ich. Er wurde genau nachgezeichnet.
    Das Heulen blieb.
    Obwohl ich es schon länger vernahm, hatte ich mich daran nicht gewöhnen können. Es klang verbittert, triumphierend, abstoßend und lockend zugleich.
    An der offenen Tür blieb ich stehen und warf noch einen Blick über meine Schulter.
    Dicht hinter mir hatte Chirianow seinen Schritt gestoppt. Er hielt den Bogen in der Hand. Auf der gespannten

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