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0422 - Der Werwolf-Jäger

0422 - Der Werwolf-Jäger

Titel: 0422 - Der Werwolf-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sehne lag ein Pfeil, dessen Spitze zu Boden zeigte, aber er würde ihn innerhalb einer halben Sekunde hochreißen und schießen können.
    »Geh rein!« sagte er leise und rauh. »Ich werde dir den Rücken decken!«
    Den Fuß hatte ich schon hinter die Tür geschoben.
    Daß dort etwas lauerte, spürte ich sehr deutlich. Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt, meine Haltung war steifer geworden, und ich leuchtete voll in den Kellerraum hinein.
    Das Licht traf genau ins Ziel.
    Aus der Finsternis riß es das Bildnis einer blondhaarigen Frau hervor. Es war tatsächlich eine alte Bekannte von mir.
    Lupina, die Königin der Wölfe!
    ***
    Innerhalb der nächsten Sekunden ergriff mich eine Sprachlosigkeit, für die ich auch eine Erklärung hatte. In den letzten Fällen, in denen ich mit ihr konfrontiert worden war, hatte ich sie stets als eine Projektion gesehen. Hier sah ich sie auf einem Gemälde, und sie wirkte dabei so echt und lebensnah, daß mich ein beklemmendes Gefühl beschlich und ich darüber nachdachte, ob sie überhaupt gemalt war oder sich nicht in ihrer echten Gestalt innerhalb der Wand zeigte.
    Ich starrte in ihr menschliches Gesicht. Wäre nicht dieser Wolfskörper gewesen, man hätte sie vom Aussehen her als eine schöne Frau bezeichnen können.
    Ebenmäßige Züge, eine hohe Stirn, blondes Haar, das in zahlreichen Locken den schmalen Kopf umrahmte und die etwas helle Haut des Gesichts noch blasser erscheinen ließ. Es wirkte so zerbrechlich wie Glas. So eine Frau mußte man beschützen – wenn nicht dieser Körper gewesen wäre.
    Da war das braune Fell, sehr dicht gewachsen, dennoch weder zäh noch struppig, sondern weich und seidig schimmernd. Hinter mir hörte ich das scharfe Atmen des Russen. »Ist sie das?« hauchte er.
    »Ja.«
    »Und wer heult?«
    »Sie.« Den Mund hielt Lupina halboffen. Über ihre vollen Lippen drang dieses unheimliche Geräusch, das noch immer auf meinem Rücken eine Gänsehaut erzeugte.
    »Soll das unsere Begrüßung sein?«
    »Möglich.«
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Ich werde auf das Bild zugehen. Bleib du hier im Hintergrund, und decke mir den Rücken.«
    »Mach ich, Gospodin, aber wenn sie mir nicht gefällt, jage ich ihr einen Silberpfeil durch den Schädel.« Er hatte sehr entschlossen gesprochen. Zu widersprechen hatte bei ihm keinen Sinn, und so blieb mir nur ein Nicken.
    Ich spürte in meinem Nacken das Ziehen, als ich mich dem Gemälde näherte. Eine ungemein starke Spannung hielt mich erfaßt.
    Mein Blick war auf ihre Augen gerichtet, in denen ich das Gefühl des Erkennens aufblitzen sah.
    Lebte sie doch?
    Diese Begegnung nach langer Zeit war mehr als ungewöhnlich, aber ich ging ihr nicht aus dem Weg.
    Etwa zwei Schritte vor dem Bild blieb ich stehen. Von der Tür her vernahm ich das scharfe Flüstern meines Begleiters. »Geh noch ein Stück zur Seite, John, nur ein kleines bißchen nach rechts, damit ich eine bessere Schußbahn habe.«
    Ich tat ihm den Gefallen und hatte das Gefühl, als würden sich die Lippen der Werwölfin spöttisch verziehen.
    Lange starrten wir uns an.
    In ihrem Gesicht befand sich kein einziges Haar. Glatt und faltenlos war ihre ewig junge Haut.
    Lupina und ich waren Feinde. Dennoch gab es seit der Zeit, als ich ebenfalls ein Werwolf gewesen war und mich in sie verliebt hatte, so etwas wie eine schwache gemeinsame Brücke. Ich hatte es gelernt, die Werwölfe zu verstehen. Ich wußte, daß sie uralt waren.
    Noch bevor es Menschen gab, hatten sie schon gelebt und speicherten ein uraltes Wissen. Dies wußte ich nicht zuletzt durch Morgana Layton, eine geheimnisvolle und schillernde Figur, die zwischen der unsrigen und der Welt der Werwölfe hin und her pendelte.
    Von ihr hatte ich nichts mehr gehört und gesehen, seitdem Fenris, der Götterwolf, sie zu sich geholt hatte.
    Und jetzt Lupina.
    Nicht als Projektion, sondern als Bild, auf dem sie sich in all ihrer schönen und gleichzeitig faszinierenden Grausamkeit zeigte.
    Ich sagte den ersten Satz. »Du kannst mich verstehen, Lupina?«
    »Ja, ich höre dich, John.«
    Ich lauschte ihrer Stimme. Obwohl sie sich zum Greifen nahe vor mir befand, hatte ich den Eindruck, als wäre sie meilenweit von mir entfernt.
    Trennten uns Welten?
    »Steck die Waffe weg!« sagte sie spöttisch zu mir. »Du weißt, daß ich gegen deine geweihten Kugeln immun bin.«
    »Natürlich.« Ich ließ meine Beretta verschwinden und hörte hinter mir den scharfen Protest des Russen.
    »Laß es, Michail.«
    »Du mußt

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