0422 - Der Werwolf-Jäger
wissen, was du tust, John.«
Ich wandte mich wieder an Lupina. »Bist du jetzt Zufrieden?« fragte ich sie.
»Das bin ich.«
»Gut, dann können wir reden.« Ich räusperte mich. »Es wundert mich, daß du nicht mehr als Projektion zu sehen bist. Hat man dir verziehen? Will Fenris deine Fehler nicht mehr sehen?«
»Es ist Zeit für die Wölfe.«
»Das weiß ich. Du hast es damals versucht, als wir das Grab Hectors fanden. Du wolltest es verhindern, hast es aber nicht geschafft, und ich habe erfahren müssen, daß auch die Templer deine Feinde sind. Sie sind mächtig, Lupina, denke daran. Sogar sehr mächtig. Ich an deiner Stelle…«
»Du wirst mich nicht beeinflussen können. Nicht du, Sinclair, nein, ganz und gar nicht. Ich habe meine Aufgabe.«
»Welche?«
»Bevor die Menschen kamen, waren die Wölfe. Hast du das wirklich vergessen, Geisterjäger?«
»Fast.«
»Dann habe ich dich nun daran erinnert. Ich muß mich zu meinen Plänen bekennen.«
»Die im fernen Sibirien ihren Anfang nahmen und auch fortgeführt werden sollten…«
Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Sogar der harte Wolfsblick der Augen hatte für einen Moment einen weichen Glanz. »Ja, John Sinclair, ja. Ich merke, daß du die Werwolf-Elite nicht vergessen hast. Sie war praktisch mein großer Anfang, als mein Sohn nicht mehr war. Du hast sie zerschlagen, das wissen wir beide. Aber du hast nicht alle töten können. Einige haben überlebt, und die Zeit ist auch nicht stehengeblieben. So erhielten sie Gelegenheit, sich auf die Suche zu begeben. Sie durchstreiften das Land und vermehrten sich…«
»Indem sie Menschen anfielen…«
»Ja, wie sonst?«
»Deshalb hasse ich dich, Lupina.«
Sie lachte mich hart aus. »Willst du die Geschichte hören, Geisterjäger?«
»Gern.«
»Also, sie durchstreiften das Land und kamen irgendwann an einen Punkt, wo sie anfingen zu überlegen. Es gefiel ihnen nicht, ohne System durch das Land zu irren. Man rottete sich zusammen, besprach sich und erinnerte sich wieder an die Werwolf-Elite, die ich hatte aufbauen wollen. Der Weg zu mir war nicht mehr weit.«
Ich hob den Arm. »Aber du warst gefangen.«
»In der Tat. Nur beobachtete ich ihre Aktivitäten. Ich konnte aus meiner Dimension verfolgen, was sie taten, und ich war nahe bei Fenris, dem Götterwolf. Mit ihm sprach ich lange darüber. Er war derjenige, der mir plötzlich zuhörte, und so schaffte ich es, ihn zu überreden, die Tore zu dieser Welt wieder zu öffnen. Ich will die Macht, das weißt du. Und ich habe dir bewiesen, wie hilflos manche Mächte sind, wenn sie mit nicht erklärbaren Dingen konfrontiert werden. Auch die Russen, vor allen Dingen sie, die ja Magie ablehnen. Sie waren so verwundbar. Fast hätte ich es schon als Projektion geschafft, wieder Fuß zu fassen, aber du bist auf dem Schiff der Werwölfe schneller gewesen.«
»Was hast du in der Zwischenzeit getan?«
»Mir einen neuen Diener gesucht.«
»Puschkin?«
»So heißt er.«
»Ist er selbst ein Werwolf?«
»Ja, er wollte es so. Tagsüber Mensch, in der Nacht wird er zur Bestie, und er reißt seine Opfer, wo er nur kann. In diesem Haus war bis vor einigen Wochen noch alles normal. Dann aber kam Puschkin. Er wurde von Moskau geschickt, wo die Leute nicht ahnten, welch eine Laus sie sich in den Pelz gesetzt hatten. Bald wird er alle geschafft haben. Dann bestehen die Mitglieder dieser Belegschaft nur noch aus meinen Dienern, den Werwölfen.«
»Das werde ich verhindern!«
»Du versuchst es, aber wir sind erstarkt. Dieses Haus wirst du nicht mehr verlassen. Es steht unter meiner Kontrolle, nein, unter unserer Kontrolle.«
»Wieso?«
»Niemand wird es verlassen. Du hast zwei meiner Diener getötet. Andere aber halten die Ausgänge besetzt. Keiner wird hinausgelangen. Zudem haben wir die technische Zentrale lahmgelegt. Es geht kein Telefongespräch mehr nach draußen. Verstehst du jetzt?«
»Klar!«
»Hast du noch eine Frage?«
»Es sind Papiere gefunden worden, bei einem deiner Diener im fernen Sibirien. Dort stand auch mein Name aufgeführt.«
»Ich habe jemand gefunden, der meine Pläne schriftlich niederlegte! Leider hat er sich nicht beherrschen können und wurde getötet. Die Pläne sind den Menschen in diesem Haus übrigens bekannt. Nur will man nicht an sie glauben, weil sie einfach zu unwahrscheinlich für Menschen sind. Aber sie werden sich wundern, das kann ich dir versprechen. Wenn sie aus ihrem Traum erwachen, sind sie längst zu meinen Dienern
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