0422 - Der Werwolf-Jäger
Sie eigentlich eine hätten haben müssen. Bei Ihrer Arbeit, die Sie…«
Sir James fiel ihm ins Wort. »Ich bin nicht John Sinclair oder Michail Chirianow. Wobei ich gleichzeitig schon das Stichwort gesagt habe. Wenn sich die Lage noch ändern soll, dann nur durch die beiden. Ich glaube, wir sollten ihnen und uns die Daumen drücken.«
»Ja, das meine ich auch…«
***
Der Pfeil wirkte wie ein Zeichen, als er in der Stirn der Werwölfin steckte. Er war nicht in die oder gegen die Wand gefahren, sondern hatte diesen Körper getroffen.
Michail schrie und lachte gleichzeitig. »Jetzt habe ich dich erwischt, verdammte…«
»Wirklich?« Es war nicht meine Stimme, sondern die der Werwölfin, die Chirianow unterbrach.
Der Russe verstummte. Sein Gesicht zerfiel, die Haut zitterte, die Augen wurden starr und sahen zugleich müde aus. Einiges war bei ihm aus den Fugen geraten. Er bewegte sich nicht, stand aber so, daß er mich anschauen konnte.
Ich spürte die Kälte, die durch den Keller kroch und auch an uns nicht vorbeiging.
»Hat sie gesprochen?« flüsterte Michail.
»Ja.«
»Dann habe ich versagt?«
»Das hast du nicht«, erklärte ich schnell.
»Doch.« Seine Stimme klang rauh. »Aber ich werde dies ändern.«
Bei seinen Worten hielt er den Blick starr auf das Bild der Werwölfin gerichtet. Auch als er sich bewegte, änderte er die Blickrichtung nicht. Er griff nur nach hinten über seine Schulter hinweg, um einen neuen Pfeil fassen zu können. Den legte er auf.
Ich griff ein. »Es hat keinen Sinn, Michail. Du vergeudest deine Munition…«
»Meinst du?« Er sprach so, als wäre er aus einem tiefen Traum erwacht.
Ich nickte.
»Was soll ich dann machen?« fragte er mich.
»Gehen.«
»Hier raus?«
»Ja, Michail. Du mußt verschwinden. Das hier ist nicht dein Platz. Geh nach oben, versuche diesen Puschkin zu finden, und stelle dich, wenn es geht, den Wölfen.«
»Aber ich…«
Ich drückte ihn zurück. »Geh, Michail. Mit Lupina werde ich allein fertig.«
Ich hatte ihn überzeugt. »Ja«, flüsterte er, »ich werde Jagd auf sie machen. Ich hole sie mir. Einen nach dem anderen, denn ich, Michail Chirianow, bin der Werwolf-Jäger.«
Da ich ihn loshaben wollte, gab ich keine Antwort. Der Russe spürte zudem, daß ich allein sein wollte, drehte sich um und verschwand. Sein Gang war federnd. Es schien, als hätte ihm meine letzte kurze Rede wieder Mut gegeben.
Natürlich war es auf eine gewisse Art und Weise nicht fair, wenn ich ihn allein ließ, aber ich wollte mich um Lupina kümmern. Sie war der Kopf dieser dämonischen Verschwörung und hatte es wieder verstanden, auf die Erde zu gelangen.
Ich wartete so lange, bis ich den Russen nicht mehr sah, und wandte mich Lupina zu.
Nach wie vor steckte der Pfeil in ihrer Stirn. Bisher hatte ich nicht genau prüfen können, ob es sich bei ihrem Anblick tatsächlich um ein Gemälde handelte. Dämonen, die magische Kräfte besaßen, konnten zu zahlreichen Tricks und Finten greifen, um etwas zu erreichen oder den Menschen vorzuspielen.
Ohne meine Waffen zu zeigen, schritt ich den gleichen Weg wieder zurück. »Jetzt sind wir allein«, sagte ich ihr ins Gesicht.
»Das ist gut.«
»Wie kommt es, daß dir der Pfeil nichts getan hat?«
Lupina lachte mich an. »Habe ich nicht auch deinen geweihten Kugeln damals widerstanden?«
»Das stimmt.«
»Wir Werwölfe sind eben sehr stark. Stärker als ihr Menschen, nur wollt ihr es nicht glauben.«
»Du willst wieder die Macht?«
»Natürlich.«
»Und Morgana Layton? Ich habe lange Zeit nichts mehr von ihr gehört. Wo befindet sie sich? Lebt sie noch?«
Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Sie leidet. Sie ist bestraft worden. Das menschliche Blut war plötzlich stärker als das des Wolfes. Und Fenris wird dafür sorgen, daß sich dieses Verhältnis wieder ändert. Dann kann sie mich unterstützen. Ich habe mehrere Anläufe genommen. Diesmal bin ich weiter.«
»Wie viele Werwölfe laufen in diesem Haus frei herum?«
»Es sind genug.«
»Alle Menschen, die hier…«
»Ich weiß nicht, wie groß der Radius meines Dieners ist. Aber Puschkin wird dafür sorgen, daß weder dieser Russe noch du es schaffen, uns zu vernichten.«
Sie hatte sehr selbstsicher gesprochen und machte auch nicht den Eindruck, als wollte sie mich anfallen. Aber ich brauchte den Pfeil, außerdem mußte ich über eine bestimmte Sache Bescheid wissen, ging zu ihr, hob den Arm und umklammerte den Schaft.
Mit einem Ruck riß ich den
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