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0422 - Der Werwolf-Jäger

0422 - Der Werwolf-Jäger

Titel: 0422 - Der Werwolf-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besonders stark um die Mundwinkel herum lief ein Zucken, so daß ich mich fragte, welche Trümpfe sie noch in der Hinterhand hielt.
    Auf der halben Treppe blieb ich stehen. Rechts und links von mir befanden sich die feuchten Wände. Sie bestanden aus dicken Steinen, auf denen sich eine regelrechte Schlammschicht abgesetzt hatte.
    Lupina streckte ihren Fellarm aus. »Weshalb kommst du nicht näher, John Sinclair?«
    »Weil ich dir nicht traue.«
    Sie lachte hämisch. »Und weshalb nicht?«
    »Kann man einem Dämon trauen?«
    Ihr Gesicht verschloß sich vor der nächsten Bemerkung. »Du hältst mich für einen Dämon? Nein, das glaube ich dir nicht. Das kann ich dir nicht abnehmen. Ich bin mehr als ein Dämon, ich bin eine Königin, ich werde herrschen, denn ich bin…«
    »… da, um ausgelöscht zu werden, Lupina«, ergänzte ich. Schnell zog ich mein Kreuz hervor, hielt es an der Kette zwischen den Fingerkuppen fest und ließ es schwingen.
    Lupina schüttelte den Kopf. »Du fährst harte Geschütze auf«, gab sie zu, »aber ich habe Ähnliches erwartet und entsprechend Vorsorge getroffen. Darf ich dir noch einmal sagen, daß ich nicht allein bin, John? Ich habe Helfer, die in meinem Sinne handelten. Du bist verloren, du steckst in einer Zwickmühle.«
    »Inwiefern?«
    »Hast du schon einmal zugesehen, wie ein Werwolf jemandem das Genick bricht?«
    »Nein!«
    »Das kann ich mir vorstellen. Du könntest es aber erleben, wenn du dich traust, dich umzudrehen. Vielleicht mußt dunoch einige Stufen gehen, damit dein Blickwinkel besser wird. Geh schon, Sinclair. Los!« rief sie laut. »Sieh es dir an!«
    Lupina bluffte nicht. Ich hätte ihr das Kreuz entgegenschleudern können, wußte aber nicht, ob ich es nicht noch brauchen würde.
    Deshalb kam ich ihrer Aufforderung nach, aber ich drehte ihr nicht den Rücken zu, sondern schob mich seitlich die Stufen wieder hoch, bis ich neben der Tür stand und in den Kellerraum blicken konnte.
    Und dann sah ich Puschkin.
    Er war zu einem Werwolf geworden und eigentlich nur an seinem hellen Mantel zu erkennen. Der kalte Lampenstrahl hielt ihn genau fest. Er ließ mich jedes Detail sehen. Ich entdeckte das Blut auf seinem Mantel, aber das interessierte mich nicht.
    Wichtiger war der Mann, der sich regungslos in seinem Griff befand und tatsächlich so gehalten wurde, daß es dem Werwolf ein leichtes sein würde, ihm das Genick zu brechen.
    Die Geisel war Sir James Powell!
    ***
    Ich stand da, sagte nichts und starrte nur in das Gesicht meines Chefs, das sich ebenfalls deutlich im Licht der Lampe abzeichnete.
    Sir James hatte seine Brille verloren. Er war so gut wie blind. Die Angst hatte seine Züge erstarren lassen. Der Mund klaffte weit auf, er schnappte nach Luft, und in seinen jetzt klein wirkenden Augen stand die Pein, die er durchlitt.
    Puschkin führte sich auf wie der große Sieger. Selbst als Bestie setzte er noch auf Schau. Das Fell schimmerte wie Seide. Seine gelblich grünen Augen wirkten wie gefärbtes und gefrorenes Wasser. Seine Haltung hatte etwas Lässiges an sich.
    »Ich höre nichts von dir, John!«
    Lupina hatte gesprochen, und ich hob die Schultern. »Okay, du hast recht gehabt. Ich wußte nicht, daß du dich auf andere verläßt, anstatt selbst einzugreifen.«
    »Keine Tricks, Sinclair, die ziehen bei mir nicht. Geh ruhig weiter, oder willst du in der Kloake sterben?«
    »An sich nicht.«
    »Dann steig die Stufen hoch. Aber eines laß dir gesagt sein. Wenn du eine Bewegung machst, die mir oder Puschkin nicht paßt, wird er deinem Chef das Genick brechen.«
    »Verstanden!« Ich setzte mich in Bewegung. Es war ein verdammt mieses Gefühl, das mich bedrückte. Ich ging schwerfällig und langsam, auf jede einzelne Stufe schauend, die vor mir lag.
    Die Kälte in meinem Innern verdichtete sich. Ich konnte meinen Blick einfach nicht auf das Gesicht meines Chefs richten.
    Wenn ich die Beretta zog und schoß, war ich dann schneller als dieser Puschkin?
    Wohl kaum. Er brauchte sich nur ein wenig zu bewegen, und Sir James war tot. Dieses Risiko durfte ich nicht eingehen. Diesen Tag konnte man wirklich mit dem Wort rabenschwarz umschreiben.
    Der Eingang zur Unterwelt blieb hinter mir zurück, und ich betrat wieder den Keller.
    Vor der ersten Stufe stoppte ich. Niemand sprach ein Wort. Die Stille war beklemmend.
    Dann hörte ich hinter mir Schritte.
    Lupina kam die Treppe hoch.
    Ihre Füße klatschten auf das Gestein der Stufen. Auch sie ließ sich Zeit, weil sie die Situation

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