0423 - Rally des Schreckens
Leben…
***
Lichtexplosionen wollten mich zerreißen, das Dröhnen des Motors wollte mich zerstören, schweres Metall würde mich in den Boden rammen. Reifen zermalmen und die Flügel des Götzen auflösen, als hätte man mich in eine Säure gelegt.
Das alles schoß im Bruchteil einer Sekunde durch meinen Kopf, ebenso wie das Wissen, es nicht mehr schaffen zu können, weil ich einfach zu langsam war.
Der Zustand dieser Helligkeit hätte nur für einen Moment andauern müssen, aber er blieb.
Ich registrierte dies, verließ aber nicht die Gefahrenzone. Irgend etwas zwang mich, auf der Stelle zu bleiben und das höllische Gefährt anzustarren.
Bis ich den Schlag bekam, steif zur Seite fiel, aufgefangen wurde, ein Keuchen hörte und mitbekam, wie man mich wegschaffte. Die Person lief auf der Bahn entlang, es war besser für sie, als sich mit ihrer Last in die Büsche zu schlagen, denn so konnte sie Raum zwischen sich und dem Killerwagen bringen.
Dann waren die fünf Sekunden um.
Als ich mich wieder bewegen konnte, wußte ich Bescheid. Zudem hörte ich das Keuchen neben mir, wurde noch immer getragen und lag über der Schulter meines Freundes Suko.
Der Wagen aber kam heran - und vorbei.
Suko hatte es tatsächlich geschafft, mit einer fast unmenschlich anmutenden Kraftanstrengung mich und sich selbst aus der Gefahrenzone zu bringen.
Nicht einmal der breite Flügel erwischte uns. Wir bekamen nur den Luftzug mit, der noch an unseren Körpern rüttelte, dann ließ mich Suko los, ich kam auf die Füße, rannte noch weiter und drehte mich erst um, als auch mein Freund stehenblieb.
Der Killer-Bolide war von seinem Hügel gestartet und quer über die Fahrbahn gerast, jedoch nicht in die Bäume des Waldes hinein. Kurz zuvor war er in einer steilen Kurve in die Höhe gestiegen und hatte sich als Ziel die düsteren Wolken ausgesucht.
Als dunkler Rammbock mit langen Augenstrahlen flog er den Wolken entgegen, um darin zu verschwinden.
Bestimmt nicht für immer.
Die Rallye des Schreckens war angesagt worden, und Wahina oder O'Hirie würde sie fortführen.
Im Augenblick jedoch hatten wir Ruhe.
Beide atmeten wir schwer. Ich hörte Sukos keuchend ausgestoßenen Worte: »Das war mal wieder haarscharf, John.«
»Noch schärfer, würde ich sagen.«
»Bedanke dich nur nicht. Es war der reine Zufall, daß ich es noch geschafft habe.«
»Sicher.«
Suko grinste mich an. »Du hast dich verdammt komisch benommen, als du in den Wagen gestiegen bist.«
»Das weiß ich selbst. Nur muß ich zu meiner Verteidigung hinzufügen, daß der Götze Wahina eine nicht zu unterschätzende Macht besitzt, die sich in den langen, vergangenen Jahrhunderten gespeichert hat.«
»Du kennst ihn auch?« fragte Suko.
»Ja, weshalb nicht?«
Suko berichtete mir mit wenigen Worten, was ihm widerfahren war. Danach gab ich meine Erlebnisse zum besten.
»Dann wäre ja alles klar«, sagte mein Partner.
»Bis auf eines.«
»Und was?«
»Die verdammte Rallye, Suko. Diese Rallye des Schreckens, von der Dan O'Hirie gesprochen hat. Er will sie durchführen und damit beweisen, daß ihm allein die Insel gehört. Und er wird alles von ihr räumen, was nicht in seine Pläne paßt.«
Mein Partner hatte verstanden. »Auch die Menschen?«
»Leider.«
»Dann müßten wir nach Killy.«
Ich gab ihm recht. »Falls er dort auftaucht und das zerstört, was nicht zu ihm gehört, wie sollen wir ihn dann stoppen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Dein Stab ist zwar mächtig, aber er kann uns nur eine Galgenfrist geben.«
»Er ist doch an uns interessiert, nicht?«
»In erster Linie.«
»Vielleicht sollten wir ihn aufs Meer hinauslocken«, schlug ich vor. »Uns ein Boot chartern…«
»Mit einem Boot gegen einen Rennwagen.« Suko wiegte den Kopf. »Wäre mal etwas Neues.«
»Weißt du einen besseren Rat?«
»Im Augenblick nicht.« Suko legte den Kopf in den Nacken und schaute in die Höhe. Seinen Arm streckte er ebenfalls vor. Die Hand beschrieb Kreise. »Er hat in den Wolken Deckung gefunden und wird schnell wie ein Lidschlag der Insel entgegenrasen. So rasch kommen wir kaum weg.«
Jemand rief nach uns. Die helle Frauenstimme hallte über die Rennstrecke. Ich drehte mich um und sah einen Schatten, der sich heftig bewegte und winkend auf uns zulief.
»Das ist Alice Winger.«
Ich schaute Suko scharf an. »Du hast sie mitgenommen?«
Er lachte kurz. »Blieb mir etwas anderes übrig? Sie wollte doch. Und diese Frau hat einen Willen, das kann ich dir
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