0424 - Verpfiffen und mit Blei bezahlt
Purdy?«
»Ja.«
Die Tür öffnete sich. Jeff Gloster balancierte eine Tasse auf einem Tablett und stellte sie auf das Sideboard.
»Und da ist auch Ihr Kaffee, Miss Purdy. Sie sehen, wie ausgezeichnet wir Sie behandeln. Aber eines müssen Sie anschließend vergessen: unsere Gesichter. Sollten Sie uns verraten, wird es sehr unangenehm für Sie. Denn nur einer hat bisher den Coup angekündigt und seinen Namen der Polizei genannt. Das ist Larry.« Turner wies mit dem Daumen auf den abservierten Gangsterboss.
»Nun trinken Sie schon«, forderte Turner und sah Amalie mit kalten Augen an. Dem Mädchen lief ein Schauer über den Rücken. Willenlos griff sie zur Tasse und führte sie zitternd zum Mund.
»Wir müssen unsere Aufmerksamkeit also auf die ersten beiden Waggons richten«, fuhr Turner fort, »die Fenster sind zwar zu öffnen. Aber sie sind vergittert. Jetzt passen Sie auf, Miss Purdy, wenn ich etwas Falsches sage, müssen Sie mich sofort berichtigen. Die Türen der Paketwaggons sind mit Sicherheitsschlössern versehen, nicht wahr?«
Amalie nickte.
»Und diese Sicherheitsschlösser sind nur von außen zu öffnen und zu schließen, stimmt es?«
»Ja«, murmelte Amalie.
»Gut. Und jetzt werden Sie uns sagen, wer die Schlüssel für die beiden Wagen hat!«
***
Phil saß noch immer im Office und empfing mich mit der Frage: »Na, bringst du Dick Larry gleich mit?«
»Du vergisst, dass ich mich mit Mrs. Holberry unterhalten habe. Aber vielleicht hast du nicht ganz unrecht.«
»Womit?«, fragte Phil.
»Nun, dass die verschwundene Amalie etwas mit Dick Larry zu tun hat. Die Theorie ist einfach, aber bevor ich sie dir erzähle, muss ich einen Anruf tätigen.« Ich bestellte.bei der Zentrale ein Gespräch mit dem General Postoffice.
Nach wenigen Sekunden war die Verbindung hergestellt. Ich meldete mich und verlangte Mr. Frey.
»Hallo, Mr. Frey, hier ist noch einmal Cotton. Ich habe vorhin schon mit Ihnen telefoniert und nach Miss Purdy gefragt.«
»Ja, und ich habe Ihnen gesagt, dass die junge Dame krank ist.«
»Well, und ich habe Ihren Vorschlag beherzigt und habe sie zu Hause gesucht, ohne sie anzutreffen.«
»Das ist außerordentlich bedauerlich, aber schließlich bin ich nicht ihr Krankenkontrolleur«, erwiderte er.
»Mir liegt es auch fern, das Mädchen anzuschwärzen, Mr. Frey. Ich habe vorhin versäumt, Ihnen den wirklichen Grund meines Anrufs zu nennen. Ich bin FBI-Agent, und wir vermuten, dass Miss Purdy entführt wurde.«
Am anderen Ende der Leitung war es für einige Sekunden still.
»Sie bearbeiten die Zusammenstellung der Postzüge, nicht wahr?«, fragte ich.
»Ja, aber was hat das mit Miss Purdy zu tun?«
»Vielleicht einiges. Werden bei Ihnen auch die Geldtransporte zusammengestellt?«
»Wie kommen Sie darauf? Ich darf Ihnen keine Antwort geben«, stotterte Mr. Frey, »denn wer garantiert mir überhaupt, dass Sie wirklich vom FBI sind?«
»Sie haben recht, Mr. Frey«, erwiderte ich, »in einer Viertelstunde werde ich Ihnen meinen Ausweis präsentieren. Bleiben Sie bitte im Gebäude des General Postoffice. Und nennen Sie mir Ihre Büronummer.«
»Fünfhundertelf«, murmelte er.
»Und noch eins, sprechen Sie bitte mit niemandem über meinen Anruf.«
Genau zwölf Minuten später betraten Phil und ich das Office 511.
Hinter einem modernen Schreibtisch saß ein älterer Herr mit randloser Brille. Er sah genauso aus, wie er sprach: bedächtig und würdevoll. So hatte ich mir immer die Kanzleivorsteher Ende der achtziger Jahre vorgestellt. Aber offenbar hatte er sich in die Gegenwart herübergerettet.
»Ich bin Agent Cotton«, sagte ich und legte ihm meinen Ausweis auf die makellos blitzende Schreibtischfläche, »und das ist mein Kollege und Freund Phil Decker. Wir haben einige Fragen an Sie zu stellen.«
»Bitte, nehmen Sie Platz.« Der Mann sprach jetzt noch langsamer als am Telefon.
»Wann geht der nächste Geldtransport und wohin?«, fragte ich ohne Umschweife.
»Sie bringen mich in Verlegenheit«, stotterte Frey, »darüber darf ich grundsätzlich keine Auskunft geben, selbst nicht dem FBI.«
»Wer kann Sie von der Schweigepflicht entbinden?«
»Nur der Chef des GPO.«
»Darf ich Sie bitten, ihn anzurufen.«
Mr. Frey wählte eine Nummer. Das Gespräch mit seinem Chef dauerte genau drei Minuten. Dann legte er den Hörer auf und sagte: »Meine Herren, ich stehe Ihnen zur Verfügung, fragen Sie.«
»Wann geht der nächste Geldtransport ab?«
»Heute Abend gegen neun
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