0424 - Verpfiffen und mit Blei bezahlt
haben.«
»Ja. Der Chef hat mich beauftragt, mit Ihnen alles Notwendige zu veranlassen«, entgegnete er, »was halten Sie für notwendig?«
»Dass der Zug auf jeden Fall fährt«, erwiderte ich.
»Moment, ich verstehe Sie nicht recht. Erst vermuten Sie, dass die Gangster ihn überfallen wollen, und dann schlagen Sie vor, dass er trotzdem fährt?«
»Ja, genau das«, entgegnete ich, »das einfachste wäre, den Geldtransport auf einen anderen Tag zu verlegen. Aber das geht nicht wegen Amalie. Wir haben nur eine Chance, die Frau möglichst schnell aus den Klauen der Gangster zu befreien, wenn wir die Burschen schnappen, und zwar beim Überfall. Dann können wir am schnellsten aus ihnen herauskriegen, wo sie Amalie versteckt halten. Ein Gangster mit Namen Dick Larry steckt hinter der ganzen Sache. Der Fuchs wird gerissen genug sein, die Anwesenheit der Frau möglichst lange auszunutzen. Mit anderen Worten, er wird sie als Geisel mitschleppen, um sich einen freien Abzug zu sichern.«
»Das nehmen Sie an, Agent Cotton«, sagte Hunter.
»Alles deutet darauf hin«, erwiderte ich, »Miss Purdy wurde vermutlich entführt, weil sie alle Einzelheiten über den Geldtransport weiß. In der vergangenen Nacht haben Gangster, ein Dynamitlager überfallen und sich mit Sprengstoff versorgt. Der Boss heißt Dick Larry. Was er mit dem Zug anstellen will, können Sie sich an den fünf Fingern abzählen. Er wird eine kunstvolle Sperre errichten, und zwar kurz bevor der Zug kommt. Nur mit Dynamit kann man so schnell und bequem arbeiten.«
»Sie meinen, er würde damit irgendeine Sprengung vornehmen?«
»Ja. Sie haben gewiss eine Streckenkarte?«
»Selbstverständlich. Sie hängt in meinem Büro.«
»Diese Karte brauchen wir, außerdem einen Büroraum an einer abgelegenen Ecke Ihres Gebäudes, in dem wir uns aufhalten können.«
Mr. Hunter wies uns ein Zimmer von der Größe eines Baseballfeldes zu. Es hatte drei Fenster und vier Schreibtische mit je einem Telefon. Alle vier Leitungen waren direkt ans Amtsnetz geschaltet, sodass wir sprechen konnten, ohne uns von der Zentrale verbinden zu lassen.
Wir führten zuerst ein Blitzgespräch mit Mr. High, der bei einer wichtigen Besprechung in Washington war. Dann alarmierten wir sechs Kollegen, die innerhalb einer halben Stunde eintrudelten.
***
Hunter ließ die Streckenkarte in unseren Raum schaffen. Ich brauchte eine Viertelstunde, um die Kollegen mit dem Fall Dick Larry vertraut zu machen.
Dann sagte ich: »Das ist mein Plan, mit dem wir die Gang überlisten müssen. Eine andere Möglichkeit bleibt uns nicht, wenn wir die Dynamitgangster packen und Miss Purdy befreien wollen. Vorausgesetzt, Larry hat nicht die Nerven verloren und das Girl aus dem Weg räumen lassen. Aber für so unklug halte ich ihn nicht. Wir dürfen den Zug in seiner Zusammensetzung und Anordnung der Wagen nicht verändern, sonst schöpft Larry Verdacht. Aber wir werden ihn trotzdem überraschen. Statt der Begleitmannschaft aus Angestellten des General Post Office wird er uns vorfinden. Phil klettert zu dem Lokführer auf die Maschine. Zwei Mann lassen sich im Waggon Nummer eins einschließen, ein dritter mit mir im Waggon Nummer zwei, der normalerweise das Geld enthielt. Die drei anderen Waggons nehmen nur normale Paketsendungen auf.«
»Und wo werden die Burschen den Zug überfallen?«, fragte Rex Buster.
»Das haben sie uns nicht verraten«, erklärte Phil.
»Danke«, sagte Buster.
»Diese Frage haben wir uns natürlich auch schon gestellt«, sagte ich und trat vor die Streckenkarte, die an der Wand hing.
»Es gibt vielleicht weiter draußen bessere Gelegenheiten, einen Postzug zu überfallen. Aber ich bin überzeugt, dass Dick Larry es in der Nähe der Stadt versuchen wird. Denn er wird eines berücksichtigt haben, den Fluchtweg in sein Versteck. Er muss es auf möglichst kurzem Weg erreichen. Denn ich nehme an, dass er zum Abtransport der Beute Personenwagen einsetzt.«
»Genauer gesagt, einen FBI-Wagen«, erläuterte Phil, »und vielleicht irgendeinen anderen, den die Bande vor der Tat stiehlt.«
»Ja, genauso.«
»Wollen Sie nicht sämtliche Brücken überwachen lassen?«
»Ja, es wäre eine Möglichkeit, das Sprengen zu verhindern«, gab ich zu, »aber gleichzeitig verscheuchen wir Dick Larry damit und bringen das Leben von Miss Purdy in Gefahr. Wir müssen alles vermeiden, was ihn stutzig macht. Larry ist ein misstrauischer Bursche. Er hält sich nicht einmal Leibwächter, obgleich er bei
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