0425 - Das Mädchen und die Todesperlen
und ab.
Er erwog alle Möglichkeiten und kam schließlich zu dem Ergebnis, daß die Geschichte stimmen mußte. Denn: Wären die Perlen noch da, dann hätte man sie ihm angeboten, um das Kind nicht in Gefahr zu bringen.
Raffert blieb vor dem Schrank stehen. Er zog die Tür einen Spalt auf und blickte das Kind an. Es lag zusammengekrümmt auf dem staubigen Boden, hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen.
Raffert ging zur Tür. Der sandige Parkplatz vor dem Motel war leer. Burke konnte also nicht zurückgekehrt sein. Oder doch? Vielleicht hatte er nur seinen Wagen weggebracht, um sein Versteck nicht zu verraten.
Der Mörder trat auf den Holzsteg und zog die Tür hinter sich ins Schloß. Aus dem Nebenzimmer drang immer noch die Radiomusik.
Er zog eine Zigarette aus einer zerknautschten Packung, nahm sie in die Linke, trat vor die Tür des Nebenzimmers, lauschte einen Augenblick und klopfte dann.
Sofort wurde das Radio abgeschaltet.
Eine Diele knarrte hinter der Tür.
»Wer ist dort?« Es war eine etwas schnarrende Männerstimme.
»Entschuldigen Sie bitte, daß ich störe«, sagte Raffert. »Ich bin Ihr Nachbar. Ich wollte Sie nur um ein Streichholz bitten. Mein Feuerzeug streikt, und ausgerechnet jetzt habe ich Japs auf eine Zigarette.«
Die Tür wurde geöffnet.
Raffert blickte in Leslie Burkes arrogantes braunes Gesicht. Burke bemühte sich, sein Mißtrauen nicht zu zeigen. Aber in diesem Augenblick erhielt der Mörder Gewißheit darüber, daß die Geschichte, die ihm jener Carter erzählt hatte, der Wahrheit entsprach.
Leslie Burke befand sich auf der Flucht und hatte Angst.
Eine nervige braune Hand streckte sich dem Mörder entgegen. »Sie können die Streichhölzer behalten. Ich brauche sie nicht.«
»Vielen Dank, Sir.« Raffert nahm das schmale Briefchen und lächelte freundlich.
Dann klappte die Tür vor ihn zu.
Leise vor sich hinsummend ging Raffert in sein Zimmer zurück. Der Zufall half ihm. Burke mußte die Perlen haben. Jetzt ging es nur noch darum, eine günstige Gelegenheit abzupassen. Burke war offensichtlich in der Klemme. Er trug immer noch Shorts und das dunkle Hemd und hatte wahrscheinlich kein Gepäck.
Raffert legte sich aufs Bett, stellte sich den Aschenbecher auf die Brust und rauchte. Dabei lauschte er angestrengt auf jedes Geräusch, das aus dem Nebenzimmer drang. Das Radio spielte nicht mehr. Kein Laut verriet, daß sich jenseits' der dünnen Wand jemand befand.
Etwa eine Stunde später klappte die Tür von Burkes Zimmer. Sofort war Raffert auf den Beinen. Er zog sein Jackett an, verstaute die Pistole an der Hüfte im Hosenbund und huschte zur Tür. Als er durchs Schlüsselloch spähte, sah er Burke, der eilig den Parkplatz überquerte. Raffert zog die Tür ein Stück auf und beobachtete den Mann, bis er den Verdugo Boulevard erreicht hatte und in Richtung Montrose ging. Raffert verließ sein Zimmer, schloß es ab und schlenderte langsam hinter Burke her.
Als Detektiv hatte Raffert gelernt, jemanden unauffällig zu beschatten.
Es gelang ihm, unbemerkt zu bleiben, obwohl Burke mehrfach zurückschaute. Schließlich machte er vor einer kleinen Bankfiliale in einer Geschäftsstraße von Montrose halt. Burke fiel nicht auf, denn hier trugen viele Leute Shorts oder andere leichte Sommerkleidung.
Hinter einem Zeitungskiosk verborgen, beobachtete Raffert, wie Burke eine schmale kleine Ledertasche, die er an einem Kettchen um den Hals und unter dem Hemd trug, hervorzerrte und ihr einen Gegenstand, vermutlich einen Schlüssel, entnahm. Dann verschwand Burke in der Bank.
Es dauerte nur knapp zwei Minuten, bis er wieder zum Vorschein kam. Unter dem Arm trug er eine braune, offenbar prallgefüllte Kollegmappe.
Raffert fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. Seine Lippen zitterten vor Aufregung. Jetzt, jetzt endlich war er dem Schmuck nahe. Dort vorn trug ihn Burke in der Mappe.
Der Mörder folgte seinem Opfer.
Burke ging nicht sofort zum Motel zurück, sondern verschwand vorher in einem Herrenmodengeschäft. Es dauerte ziemlich lange, bis er wieder auf die Straße trat. Außer der Kollegmappe trug er einen großen sorgfältig verpackten Karton unter dem Arm. Dann strebte Burke dem Motel zu.
Raffert folgte ihm langsam, ließ den Abstand größer werden. Burke war ihm jetzt sicher.
Der Mörder bummelte noch eine halbe Stunde den Verdugo Boulevard auf und ab, bevor er in sein Zimmer zurückkehrte. Schon als er die Tür aufschloß, hörte er die Radiomusik aus dem
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