0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
gewesen war. Morgen würde ich den Strolch Andy noch einmal fragen müssen, warum er sich ausgerechnet im James Walker Park eine Schlafstelle für die Nacht hatte suchen wollen.
Wir ließen zwei Officer als Wache im Haus zurück, falls einer der Beteiligten noch einmal auftauchen sollte. Aber ich glaubte nicht recht daran.
Im Office hatte sich inzwischen eine Reihe von Berichten angesammelt, die ich angefordert hatte. Lieutenant Breasted von der Mordkommission hatte seinen Schlussbericht abgeliefert. Der Tote aus Barnes Garten war identifiziert worden. Er hieß Alfons Girardet, war aus Kanada zugewandert und hatte eine lange Vorstrafenliste aufzuweisen. Seine Spezialität waren Einbrüche. Aber diesmal hatte man weder Einbruchswerkzeug noch Schlüssel bei ihm gefunden.
Eine Fernschreibermeldung der Stadtpolizei erregte meine Aufmerksamkeit. In der 128. Straße hatte es eine Schießerei gegeben. Zwei Männer waren sich in die Haare geraten, gerade als eine junge Hausbewohnerin an die Tür klopfte, um sich die Zeitung auszuleihen. Trotz ihres Schreckens hatte sie eine ziemlich genaue Beschreibung der beiden liefern können. Eine davon passte auf diesen Jeff. Ich ordnete an, die Fahndung nach ihm auf das ganze Stadtgebiet auszudehnen. Die Cops des Reviers in der Bowery hatten keine Fortschritte zu verzeichnen. Lieutenant Slayter vom zuständigen Revier schilderte Jeff als einen gewalttätigen Burschen, vor dem die Leute Angst hatten, weswegen sie sich mit ihren Aussagen sehr zurückhielten.
Eine halbe Stunde später brausten wir durch das nächtliche Manhattan in Richtung Riverside Drive. Langsam ließ ich den Jaguar an Barnes Haus vorbeirollen. Am Straßenrand parkte ein schwarzer Austin. An seiner Windschutzscheibe trug er eine Plakette, die ihn als Eigentum eines Arztes auswies. Phil notierte sich das Kennzeichen. Auf einen Besuch verzichteten wir. Es schien zunächst erfolgversprechender, die Beteiligten unauffällig zu überwachen. Beweise konnten wir nicht auf den Tisch legen, und ein sofortiges Zupacken konnte die wirklich Schuldigen nur warnen.
Ich setzte Phil auf dem Rückweg vor seiner Haustür ab.
***
Als ich am nächsten Morgen ziemlich früh erwachte, lag die brütende Hitze schon wieder oder noch immer über der Stadt. Zwanzig Minuten später holte ich Phil ab.
Mr. High, unser Chef, saß trotz der frühen Stunde bereits hinter seinem Schreibtisch und arbeitete sich durch einen dicken Aktenberg. Er hörte sich unseren Bericht ruhig an.
»Ja, ich kann mich an die Sache mit dem Halsband erinnern, Jerry. Sie hat damals ziemlich viel Staub aufgewirbelt, da man den Täter nie fassen konnte. Noch heute bringen die Zeitungen am Jahrestag des Mordes Berichte, die sich mit diesem ungeklärten Verbrechen beschäftigen. Direktiven kann ich Ihnen nicht geben, aber Sie wissen ja selbst, was zu tun ist. Bleiben Sie auf jeden Fall dran! Phil arbeitet selbstverständlich mit Ihnen zusammen.«
In der Kantine frühstückten wir, dann fingen wir mit unserer Arbeit dort an, wo wir sie gestern beendet hatten. Der Riverside Drive bot ein Bild, wie man es von Ansichtspostkarten her kennt.
Auf unser Klingeln schnarrte der elektrische Türöffner und gab das Gartentor frei. An der Haustür erwartete uns ein junges Mädchen, das Phil ein leises Schnalzen mit der Zunge entlockte. Ich stieß ihn missbilligend in die Seite. Das blonde hochgewachsene Girl schnitt ein Gesicht, als wüsste es mit uns nichts anzufangen. Wahrscheinlich hatte sie jemand anderen erwartet. Phils Stimmung tat das keinen Abbruch. Er lächelte sie an, als habe er ihr einen Scheck über eine Million Dollar zu überreichen. Ich versuchte es lieber mit meinem Ausweis.
»Sie sind G-men? Sie wollen sicher meinen Vater sprechen. Er liegt aber leider noch zu Bett. Die gestrigen Ereignisse haben ihn ziemlich mitgenommen. Ich fürchte, er hat einen Nervenschock. Der Doktor war gestern noch spät am Abend bei ihm.«
Ich war bereit, einen Floh gegen ein Springpferd zu wetten, dass der Arzt nicht der Nerven wegen da gewesen war, sondern wegen einiger Schnittwunden, wie man sie sich bei einem Sturz durch ein Glasdach holt. Ich war jedoch so höflich, ihr diese Wette nicht anzubieten. Hinter dem Girl erschien die Haushälterin. Ich bat sie, Barnes auszurichten, dass wir ihn sprechen wollten. Sie verschwand mit bemerkenswerter Eile. Das Girl entschuldigte sich und ließ uns in der Diele allein. Nach einer Weile sah ich sie in einem kanariengelben Alfa
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