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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gangsterbosses.
    Ein alter Mann mit grauem verklebtem Haar war nicht schnell genug. Verstört beobachtete er die Special in meiner Faust. Er würgte, aber er brachte kein Wort hervor. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Mit zitternden Fingern wies er auf die Tür gegenüber.
    Ich drückte die Klinke und ließ sie zurückschwingen. Gleichzeitig sprang ich neben dem Rahmen in Deckung. Phil stand seitlich hinter mir.
    »Rauskommen«, brüllte ich. »FBI! Heben Sie die Hände über den Kopf und kommen Sie einzeln und ohne Waffen heraus!«
    Nichts regte sich. Im Gang war es plötzlich totenstill geworden. Auch der Alte hatte sich in seine Bude zurückgezogen. Ein kühler Luftzug ließ mich vermuten, dass das Fenster in dem Zimmer offen stand. Ich hängte meinen Hut über den Lauf der Smith & Wesson und schob ihn vor. Der alte Trick blieb ohne Wirkung. Entweder hatten wir es mit einem ausgekochten Burschen zu tun, oder es hielt sich niemand mehr im Raum auf.
    Ich sprang mitten ins Zimmer. Eine schnelle Drehung um die eigene Achse, und ich wusste, dass ich allein war. Nur die Vorhänge flatterten im kühlenden Luftzug, der vom Treppenhaus heraufstrich.
    Vorsichtig beugte ich mich aus dem Fenster, nachdem mein Freund das Licht ausgeschaltet hatte. Unter mir erklangen in dem engen Durchgang eilige Schritte. Der Flüchtende lief nicht wie ein gesunder Mann. Seine Füße schleiften über das Pflaster. Wahrscheinlich hatte er sich bei dem Sprung aus dem Fenster verletzt. Scherben blitzten in dem spärlichen Schein auf, der von der Straße hereinfiel. Der Mann war, ehe er den Boden erreicht hatte, auf das Glasdach gestürzt, das den Eingang abschirmte.
    Sicher war der Kerl jetzt in einem der Winkel und Ecken dieses Viertels untergetaucht. Es hatte keinen Sinn, ihn jetzt aufspüren zu wollen. Die eiserne Mauer des Schweigens, die die Bewohner der Bowery untereinander verbindet, würde ihn vorläufig schützen. Wenigstens solange noch keine Belohnung auf seine Ergreifung ausgesetzt war.
    Ich wandte mich dem zweiten Fenster in der rechtwinklig anschließenden Mauer zu. Es stand ebenfalls offen. An einem Haken, der unter der Brüstung eingeschlagen war, baumelte ein Seil. Ich beugte mich hinaus. Der Strick, in den man in regelmäßigen Abständen Knoten geknüpft hatte, endete in einem Hinterhof. Er wurde von schmutzigen Hauswänden und einer Backsteinmauer eingeschlossen.
    »Es hat eine Auseinandersetzung gegeben«, rekonstruierte Phil, der mich aufmerksam beobachtete. »Der erste Mann ist aus dem Fenster gefallen oder gestoßen worden. Der andere flüchtete mithilfe seiner Strickleiter, die er sich für den Notfall angefertigt hat.«
    »Das Revier soll ein paar Leute herschicken«, meinte ich. »Ich habe keine Lust, hier den Rest der Nacht zu verbringen.«
    Phil machte sich auf die Socken. Ich blieb allein zurück und beschäftigte mich einstweilen mit dem Mobiliar. Es war kärglich genug. Es gab kein Dokument, keine Aufzeichnung, keinen Brief, der auf die Identität des Bewohners hingewiesen hätte. Das bedeutete, dass der Mieter dieser Höhle früher oder später mit dem Besuch der Polizei gerechnet hatte.
    Der Geruch, der trotz der geöffneten Fenster herrschte, wies den Mann als notorischen Trinker aus. Unter dem Bett fand ich neben einer Reihe geleerter Flaschen eine Spritze. Die Untersuchung im Labor würde zeigen, um welche Art es sich handelte. Ein Messer, das unter dem ersten Fenster lag, erregte meine besondere Aufmerksamkeit.
    Ich schob eine alte Zeitung darunter und hob es auf den wackligen Tisch. Die Klinge war blank, aber es gibt sichere Methoden, um alte Blutspuren nachzuweisen. Auf dem Griff glaubte ich einen Abdruck zu erkennen. Einen Augenblick lang dachte ich an Sid Buckany, der dieses Zimmer bewohnt haben konnte. Nur das Messer… Sid hatte nie ein Messer benutzt.
    Phil erschien mit einigen Cops. Ich gab ihnen die nötigen Instruktionen. Wir machten uns daran, die Bewohner zu vernehmen. Es wurde eine Pleite. Nur zwei von ihnen hatten es vorgezogen, zu Hause zu bleiben. Die Übrigen waren verschwunden, um nicht aussagen zu müssen. Wir mussten uns wohl oder übel mit den beiden begnügen. Es waren noch ziemlich junge Männer. Der Alkohol hatte sie zu menschlichen Wracks gemacht. Es war eine mühselige Arbeit, den Namen und die Beschreibung des Mannes aus ihnen herauszuquetschen, der mit ihnen auf dem gleichen Gang gewohnt hatte.
    Jeff war also entwischt. Ich war ziemlich sicher, dass Francis Barnes der Besucher

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