0426 - Palast der Schattenwürger
Arm!« stöhnte er. »Ich kann ihn nicht mehr bewegen.«
»Darum kümmern wir uns. Ich will den Grund für deinen Verrat wissen, zum Henker.«
»Es ging nicht anders.«
»Wieso?«
»Ich muß den Schattenwürgern gehorchen. Mein Vater hat es gesagt. Ihr könnt für euer Geld vieles kaufen, aber nicht alles. Die Schatten sind stärker. Wer sich ihnen entgegenstellt, ist des Todes.«
»Und wo finden wir sie?«
»Ich… ich…«
»Sag es!«
»In der Wüste… im Palast… ihr müßt davon gehört haben. Es gibt ihn, den Palast der Schattenwürger.«
»Wunderbar, und wie kommen wir dorthin?«
»Das kann ich euch nicht sagen…«
Max Culver sagte: »Spiel nicht zu lange mit unserer Geduld. Wenn wir dir die Ohren abschneiden, siehst du aus wie eine Stange Pfefferminz. Spuck aus, was du weißt.«
»Ich kann nicht.«
Culver wollte mich zur Seite drängen. »Den nehme ich in die Mangel«, sagte er. »Verräter habe ich besonders gern.«
»Nein, laß das.«
»Sinclair, du bist ein humanes…«
»Was denn?« fragte ich scharf.
»Schon gut.« Er nickte. »Ich gehe mal vor die Tür und sehe nach, wer sich da herumtreibt.«
»Ja, tu das.«
Culver grinste mich scharf an. »In zehn Minuten bin ich wieder da. Dann will ich Ergebnisse hören. Wenn nicht, Sinclair, bin ich an der Reihe.« Er verschwand, ohne daß er von mir eine Antwort auf seine letzte Bemerkung erhalten hätte.
Touat lag auf dem Rücken. Er atmete schwer. Die Augen hatte er verdreht und schielte zur Tür hin, wo Culver verschwunden war. »Der wird mich niedermachen.«
»Das schätze ich auch.«
»Und Sie nicht?«
Ich hob die Schultern. Somit ließ ich ihn im Ungewissen. Dann sagte ich, obwohl ich es nicht gern tat, aber in diesem Fall erschien es mir als die beste Möglichkeit: »Ich habe dir das Leben gerettet, Junge. Das solltest du nicht vergessen.«
»Ich weiß es.«
»Ein wenig Dankbarkeit wäre schon angebracht.«
Sein Blick nahm einen traurigen Ausdruck an. »Dankbar«, flüsterte er.
»Das kann ich Ihnen eigentlich nicht sein.«
»Wieso nicht?«
»Ganz einfach. Wenn mich der andere nicht tötet, werden es die Schatten tun. So ist das nun einmal. Die Schattenwürger finden jeden. Sogar mein eigener Vater würde mich töten, weil ich mich gegen die alten Dschinns gestellt habe.«
»Sie brauchen es nicht zu erfahren.«
Er lachte leise. »Sie erfahren alles.«
»Sind die Schattenwürger Dschinns?«
»Ja.« Mehr sagte er zu diesem Thema nicht, und ich stellte eine andere Frage.
»Du hast uns in dieses Qrabmal geschickt, in dem angeblich ein Heiliger Mann gestorben ist. Wo steckt er?«
»Es ist Selim.«
»Okay, den Namen kenne ich. Aber ich will wissen, wo ich ihn finden kann.«
»Er wußte, daß die Schatten kommen. Ihm war ein Blick ins Paradies vergönnt gewesen. Und das hat auch der Verstorbene erfahren, als er noch lebte. Dieser Reporter. Er ist in die Wüste gegangen, um die Schatten zu suchen. Da hat er sie gefunden. Dort, wo die Gegend einsam ist, aber in den letzten Monaten kamen Menschen, die den Boden aufbohrten. Sie suchen nach etwas, das die Schatten Würger nicht wollen, denn es ist ihr Platz. Ein Ort der bösen Geister. Dorthin ist Selim zurückgekehrt. Er liebt die Schatten, er steht mit den Dschinns in Kontakt…«
»Kennst du den Ort?«
»Ich war nie selbst da.«
»Aber du weißt, wo er liegt?«
»Ungefähr.«
»Dann werden wir hinfahren«, erklärte ich und wechselte das Thema.
»Du bist aus der Unterwelt gekommen. Wenn wir jetzt hinabsteigen, wo kommen wir dann hin?«
»Wir können aus der Stadt gehen.«
»Das ist gut.«
Er stöhnte wieder und hob seinen malträtierten Arm an. Sein Handgelenk war geschwollen. Es war ausgerechnet das rechte. »Ich werde die Hand nicht mehr bewegen können.«
»Du wolltest uns töten!« Da sagte er nichts mehr. Ich aber rief nach Culver. Auf meinen ersten Ruf reagierte er nicht, auf den zweiten erhielt ich ebenfalls keine Antwort, und in mir stieg das Mißtrauen hoch.
»Bleib du hier«, sagte ich zu Touat und verließ das Grabmal. Ich hatte meine Lampe nicht eingeschaltet und mußte mich erst in der dunkelblauen Finsternis zurechtfinden.
Mein Blick fiel über die Stufen der Treppe.
An ihrem Ende sah ich Culver.
Er lag dort, seine Beine zuckten, die Arme ebenfalls, das Röcheln wehte mir entgegen, und ich wußte, von wem der Agent angegriffen worden war.
Von den Schattenwürgern!
***
Niemand war ihm zu Hilfe gekommen.
Wenn sich Ungläubige um die Belange der
Weitere Kostenlose Bücher