0426 - Palast der Schattenwürger
ich die schwammige Haut.
Er rollte mir entgegen und fiel auf den Rücken. Da ich ihn direkt anleuchtete, konnte ich erkennen, was mit ihm geschehen war. Die Schatten hatten ihn getötet. Trotz seines schon im Stadium der Verwesung befindlichen Gesichts erkannte ich die dunkle Bläue auf der Haut, die schon einen glänzenden schwarzen Schimmer angenommen hatte.
Weiß dagegen leuchteten die Augen. »Kennst du ihn?« fragte Culver.
»Nein.«
»Aber ich.«
Ich erhob mich wieder und drehte mich noch in der Bewegung zu dem Agenten hin um. »Wer ist es denn?«
»Das ist der Reporter, der den Bericht über die Schattenwürger geschrieben hat…«
***
»Verdammt!« sagte ich nur.
Mein Begleiter nickte. »Das kannst du wohl sagen. Es ist ziemlich beschissen. Ich habe immer gedacht, daß sie ihn nicht erwischen würden. War wohl ein Irrtum.«
»Und wer?«
»Die Schatten!«
»Glaubst du jetzt auch daran?« fragte ich.
»Fast.«
Culver trat tiefer in den kleinen Bau hinein und schaute sich um. Ein paar Decken lagen noch auf dem Boden, sie sahen mehr aus wie Lumpen.
Ansonsten fanden wir keine Spuren.
Der Agent schüttelte den Kopf. »Und hier soll ein Heiliger Mann hausen?«
»Kann ich mir auch schlecht vorstellen.«
»Aber dieser verdammte Bau muß etwas mit den Schatten zu tun haben. Sie haben uns doch nicht ohne Grund hergeschickt«, sagte Culver, verzog den Mund und blickte sich weiter um.
Da gab es nichts zu entdecken. Ich ging zur Tür. Sehr vorsichtig streckte ich meinen Kopf nach draußen. Von dieser erhöhten Stelle aus konnte ich weit in die Gasse hineinschauen. Am Tage hätte ich sie übersehen können, jetzt sah ich nur bis zum nächsten Licht, schwenkte meine Lampe und leuchtete in die Gasse. Sie war leer.
Niemand huschte über die Straße oder drückte sich in Ecken oder Winkel.
Dennoch hatte ich das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen. In dieser Stadt hielten alle zusammen, da waren Fremde, die sich in die Belange der Einheimischen mischten, ausgestoßene Personen.
Ich ließ den langen Strahl an den Hauswänden entlanghuschen. Er traf kein menschliches Ziel. Bestimmt warteten die anderen ab, wie wir uns verhalten würden. Möglicherweise kam noch einiges auf uns zu. Der Rückweg lag vor uns. Zunächst einmal war die Spur leider unterbrochen, bevor wir sie noch richtig aufgenommen hatten.
Ein Schrei ließ mich aufhorchen. Danach folgte ein dumpfer Laut, auch ein erstickt klingendes Gurgeln war zu hören, und mir floß es kalt den Rücken hinab.
Hatte es Culver erwischt?
Ich wirbelte auf der Stelle herum, tauchte in das Grab ein, leuchtete Culver an und sah in sein grinsendes Gesicht.
»Hast du geschrien?«
Seine Augen blitzten. »Ich nicht.«
»Wer…?« Ich konnte auf seine Antwort verzichten, denn ich sah selbst, was geschehen war.
Im Boden und von uns bisher unentdeckt, befand sich eine Luke. Sie war in die Höhe gestellt worden. Eine Hand war erschienen, die eine Armee-Pistole hielt.
Wahrscheinlich waren die Kugeln für uns gedacht gewesen, doch Culver hatte blitzschnell reagiert und seinen Fuß auf die Platte gesetzt, sie nach unten gedrückt und die Hand am Gelenk eingeklemmt.
Deshalb der Schrei.
Max stand da und grinste. Ich schüttelte den Kopf, bückte mich und zog die Pistole aus den erschlafften Fingern. »Nimm den Fuß weg, Culver!«
»Wieso?«
»Wollen Sie den Mann weiter quälen?«
»Der wollte uns umnieten.«
»Ich bin nicht Rambo«, erwiderte ich kalt. Allmählich wurde mir Culver unsympathisch. Der hatte sich wohl zu viele Filme der neuen Killer-Welle angesehen.
Er folgte meiner Aufforderung, nahm den Fuß zur Seite, und ich hob die Klappe an. Gleichzeitig umspannte ich mit der anderen Hand das Gelenk des Mannes und ließ es nicht eher los, bis ich es aus der Tiefe gezogen hatte.
Ich wollte es nicht glauben, aber es entsprach den Tatsachen, als ich den stöhnenden Mann auf den Rücken drehte.
Wir kannten ihn.
Es war Touat!
***
»Dieses Schwein!« zischte Culver. Er hob den Fuß und wollte zutreten.
Touat lag auf dem Rücken. Schmerz und Angst zeichneten seine Gesichtszüge. Ich drückte Culver zur Seite und kniete mich nieder. Die Pistole hatte ich eingesteckt.
Max schaute in die Öffnung. Er holte ebenfalls eine Lampe hervor und leuchtete in die Tiefe. »Das stinkt wie die Pest«, sagte er fluchend.
Ich blickte den jungen Fischer an. »Warum?« fragte ich ihn. »Warum hast du uns verraten? War es nicht genug Geld, das wir dir gegeben haben?«
»Mein
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