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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lichtverhältnissen kaufte, trug selbst daran die Schuld, wenn er betrogen wurde.
    Innerhalb der Gassen herrschte eine ungewöhnliche und für mich fremde Atmosphäre, die mich allerdings in ihren Bann zog. Es ist ein Unterschied, ob man des Nachts oder am Tage durch die Gassen einer arabischen Altstadt geht.
    Zwar brannten zahlreiche Laternen, auch elektrisches Licht sah ich manchmal in den Geschäften, dennoch gab es mehr Schatten als Helligkeit. Und auch die Masse der Menschen kam mir wie ein sich bewegender Schattenwurm vor.
    Sehr oft blickte ich in die Gesichter mit den großen, hungrig wirkenden Augen.
    Manche Gesichter hatten auch einen verschlagenen Ausdruck, da wieselten die Blicke über die entgegenkommenden Menschen hinweg.
    Sie tasteten dann wie gierige Finger die Körper der Leute ab, immer auf der Suche nach einer schnellen Beute. Oft genug rempelte man uns an.
    Es waren nur kurze Momente, wenige Sekunden, in denen jedoch alles gesagt werden konnte, was gesagt werden mußte.
    »Monsieur, Uhren, Gold, Silber, Schmuck. Wir haben alles. Auch dies.«
    Mit blitzschnellen Bewegungen zogen die Anreißer und Verkäufer Fotos aus ihren Taschen, auf denen wir nackte Mädchen abgebildet sahen.
    »Sehr jung, Monsieur, sie machen alles und sind nicht teuer.«
    Am liebsten hätte ich diesen Schleppern die Faust ins Gesicht gerammt, aber ich mußte mich beherrschen und schob sie einfach weiter. Sie tauchten in der Menge unter wie Fische im See.
    Man schob sich tatsächlich nur weiter. Und da fehlte auch nicht der schnelle Griff in die Tasche.
    Ausgerechnet mich erwischte es. Daß ich die Hand fühlte, war reiner Zufall, denn ich drehte mich gerade in dem Augenblick zu Max Culver hin, um ihm etwas zu sagen. Deshalb spürte ich die Spannung an der linken Seite.
    Ich fuhr herum.
    Der Ellbogen traf den viel kleineren Kerl am Hals. Er gurgelte auf, kippte und verschwand in der Menge.
    Aber sie waren zu zweit gewesen. Und der andere hatte einen Dolch.
    Ein sehr spitzes Messer, daß aus der Ärmelöffnung einer viel zu großen Jacke rutschte.
    In der Enge konnte ich schlecht ausweichen.
    Ich trat zu.
    Der Tritt hatte die Zehen des heimtückischen Messerstechers getroffen.
    Heißer Schmerz trieb dem Lümmel die Tränen in die Augen. Ich fegte ihn zur Seite, wir gingen weiter, und ich hörte Culvers leises Lachen.
    »Also doch Nahkampf, Sinclair.«
    »Ein wenig«, erwiderte ich. »Nur rühme ich mich dessen nicht.«
    »Das sind die besten.«
    »Wir werden sehen.«
    Bis zum Ende der Gasse war es nicht mehr weit. Und dort sahen wir auch das zuckende, flackernde Licht zahlreicher Feuer, die den gewaltigen Platz erhellten und gleichzeitig tiefe Schatteninseln schufen, durch die sich der Strom der Besucher und Neugierigen wälzte.
    So außergewöhnlich der Platz auch war, wir hatten keine Zeit, uns alle Darbietungen anzusehen. Ich dachte wieder an die Worte des Parkplatzwächters. Er hatte von einer Gasse berichtet, die, von uns aus gesehen, an der rechten Seite des Platzes lag. Nun zweigten dort zahlreiche Gassen ab. An einer dieser Einmündungen hatte ein Goldschmied namens Hassan sein Geschäft. Die Auslagen zeigten außergewöhnlichen Schmuck. Nicht nur Gold war verarbeitet worden, auch schwere Silberketten lagen in den Auslagen.
    »Manche Berberfrauen tragen das Silber«, erklärte Max Culver.
    Wir drückten uns um die Ecke. Die Gasse war sehr schmal. Ein Wagen hatte soeben noch Platz. Rechts und links erkannten wir die Eingänge als höhlenähnliche Löcher, in denen sich hin und wieder Schatten bewegten.
    Dort standen die Gaffer.
    »Hast du auch so ein komisches Brennen im Hals?« fragte Culver.
    »Nein.«
    »Aber ich, John.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Ärger, sogar ganz schweren Ärger. Ich rechne jeden Augenblick damit, daß aus einer der Türöffnungen ein Messer fliegt und uns aufspießt.«
    »Wir haben ihnen nichts getan.«
    »Die wissen bestimmt schon, daß wir auf dem Weg zu diesem Heiligen Mann sind. Lehre du mich den Orient kennen. Das sind hier alles Teppichhändler. Die bescheißen dich, wo du dabei bist. Ungläubige betreten das Grab des Marabut. Das kann sich hier keiner leisten.«
    Möglicherweise hatte der Agent recht. Ich kannte die Araber nicht gut genug, aber Typen wie Max Culver trieben sich schließlich in allen Teilen der Welt herum.
    Wenn ich in die Höhe schaute, sah ich einen dunkelblauen Himmel, auf dem einige helle Punkte funkelten. Die Gasse wuchs noch enger zusammen. An einigen Stellen

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