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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überspannten sie kleine Brücken, und auf ihnen sah ich ebenfalls Gestalten.
    Auch mir rann mehrmals ein Schauer über den Rücken. Diese Gegend zwischen den düsteren Hauswänden empfand ich nicht als romantisch.
    Unheimlich und gefährlich waren da schon die besseren Ausdrücke.
    Die Geräusche vom Djemaa el-Fna drangen nur gedämpft über die Dächer der Häuser. Dafür spürten wir, daß die Gasse leicht anstieg. Wir sahen auch schon die Treppen und, dahinter auf einem kleinen Platz, den viereckigen Bau, der ein Kuppeldach trug. Das Grab…
    Je mehr wir uns dem Ziel näherten, um so dichter wurde die Gänsehaut auf meinem Rücken. Ich sah mich ein paarmal um. Die Gasse hinter uns blieb fast leer. Nur einmal blitzte ein Lichtstrahl auf, als jemand mit einer Taschenlampe spielte. Etwas stimmte nicht. Ich schritt wie durch Watte. In meinen Ohren hatte sich ein taubes Gefühl festgesetzt. Diese Welt hier war so fremd und auch unbegreiflich für uns.
    »Die haben was vor!« sagte Culver.
    »Meinst du?«
    Er nickte und strich durch sein dunkles Haar. »Ich habe einen Revolver mit Schalldämpfer. Wenn die uns angreifen, werde ich feuern, darauf kannst du dich verlassen.«
    Ich hielt mich zurück. Irgendwie brauchte Culver diese provozierenden Worte, um sich Luft zu verschaffen.
    Auf der Treppe saß eine Gestalt. Sie sah aus wie ein Klumpen und war von einem dunklen Sack, kaum zu unterscheiden. Als wir unsere Füße auf die erste Stufe gesetzt hatten, hob die Gestalt den Kopf an. Ein bleiches Gesicht starrte uns entgegen.
    Ich blieb stehen, weil ich das Gefühl hatte, daß der Mann etwas von uns wollte. Fragend blickte ich zu ihm nieder.
    Der Mann sagte etwas in arabischer Sprache.
    Ich verstand kein Wort.
    »Kannst du Arabisch?« fragte ich Culver.
    »Kaum. Aber wir sollen wohl nicht weitergehen. Er hat von Ungläubigen gesprochen.«
    »Ja, das sind wir.«
    Culver schlug mir auf die Schulter. »Los, weiter. Man darf nicht jede Warnung ernst nehmen.«
    Der Ansicht war ich zwar nicht so ganz, das machte aber nichts. Die Stufen waren steil. Und die letzte führte fast in das Grabmal des Heiligen Mannes hinein.
    Ich konnte immer noch nicht begreifen, daß man eine so hohe religiöse Stätte mitten in die Altstadt von Marrakesch hineinbaute, wo Touristen sich Tag und Nacht durch die engen Basare wälzten. Irgend etwas schien mir da nicht in Ordnung zu sein.
    Das Grab bestand aus hellen Mauern. Auf ihnen saß tatsächlich die halbrunde Kuppel. Der Eingang lag rechts von uns. Eine kleine, verzierte, auch durchsichtige Tür, die Culver erst aufstieß, nachdem er seinen Revolver gezogen hatte.
    Am langen Lauf erkannte ich, daß der Schalldämpfer aufgeschraubt worden war.
    Zuerst schob er die Kanone in das kleine Grabhaus, dann drückte er sich selbst hinein.
    Ich blieb vor dem Eingang stehen, aber nichts rührte sich in unserer Nähe.
    »Komm…«
    Der Agent hatte die Worte gezischt. Es war wohl alles in Ordnung. Ich drückte mich über die Schwelle. Ein unangenehmer süßlicher Geruch empfing uns.
    So rochen Leichen.
    Culver war neben mir ein Schatten. »Weißt du, wer so riecht?« fragte er leise.
    »Sicher.«
    Ich hatte schon die Lampe hervorger holt und schaltete sie ein. Mein kleiner, aber lichtstarker Begleiter schoß seinen kalten Strahl ab, der die kleine Grabkammer völlig ausfüllte.
    Er tastete sich an den Wänden hoch, als ich die Lampe bewegte, erreichte auch die Decke, und wir beide waren überrascht, als wir die Wände betrachteten.
    Bei vielen maurischen Bauten war die schmückende Ausgestaltung des Inneren wichtiger als der äußerliche Baustil. Das erlebten wir auch hier.
    Realistische Figuren wurden abstrahiert. Pflanzen- und Tierformen liefen ineinander über. Sie bildeten einen Wirrwarr, die einzelnen Formen gingen ineinander über, so daß auf kleinem Raum ein unendlich wirkendes Muster entstand.
    Auch die Farben überraschten mich. Sie waren nicht dunkel oder drohend, sondern hell.
    Beige, rot, gold- und silberfarben.
    Max Culver blieb von dieser Kunst unbeeindruckt. Er sagte nur zu mir:
    »Und jetzt leuchte mal nach links in die Ecke!«
    Das tat ich auch.
    Die Gestalt lag verkrümmt und wirkte wie ein Fragezeichen, mit dem Rücken zu uns. Sie trug europäische Kleidung, die mit dickem Schmutz bedeckt war.
    »Dreh ihn mal um, dann halte ich dir den Rücken frei«, sagte Max Culver.
    Ich trat auf den. Toten zu, bückte mich, streckte den Arm aus und berührte ihn an der Schulter. Unter den Fingern spürte

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