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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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darauf, ihre Gedanken laut auszusprechen. Es würde doch nichts positiv ändern, höchstens unterschwellig vorhandene Fronten verhärten — oder Zamorra und sie zu Erpressern stempeln, die sich mit dem neuen Rollstuhl den Verrat an Ombre erkaufen wollten.
    »Machen Sie sich darum keine Gedanken, Maurice«, sagte Zamorra. »Asmodis hat den Schaden verursacht, und bei ihm werden wir uns die Auslagen zurückholen, verlassen Sie sich darauf.«
    »So, wie Sie mit ihm umgesprungen sind… sicher…« murmelte Maurice.
    »Wir könnten Ihnen auch künftig helfen«, warf Nicole ein. »Mit dem Rollstuhl in einer Kellerwohnung zu leben… das ist doch katastrophal. Sie brauchen ständig jemanden, der Ihnen an der Treppe aufwärts und abwärts hilft. Wir könnten Ihnen eine Wohnung zu ebener Erde beschaffen, ohnehin in einer besseren Wohngegend als dieser…«
    »Und wer soll das bezahlen?« fragte Angelique spöttisch. Für eine 16jährige war sie erstaunlich selbständig und frühreif, über ihr Alter weit hinaus. Sie durchblickte Zusammenhänge und ihre Situation viel besser, als es den Anschein hatte. Sie dachte an Dinge, auf die andere Mädchen ihres Alters kaum kamen. Vielleicht lag es daran, daß sie ihren behinderten älteren Bruder umsorgte und bemutterte, und auch an der kritischen Situation der ganzen Familie, deren Eltern früh gestorben waren. Der Ernährer war offenbar Yves ›Ombre‹ Cascal, und daß dessen Einkünfte nicht immer lupenrein waren, war auch Zamorra und Nicole längst klar. Ombre war ein kleiner Gauner, der sich an der Grenze der Legalität und des Erwischtwerdens durchkämpfte.
    »Darüber läßt sich immer reden«, sagte Nicole. »Es gibt Möglichkeiten der Bezuschussung.« Sie dachte an die DeBlaussec-Stiftung, die Zamorra aus einem riesigen, neutralisierten Dämonenschatz ins Leben gerufen hatte. Daraus ließ sich eine Menge Geld abzweigen, mehr, als die Cascals in ihrem ganzen Leben ausgeberi konnten. Und daß sie dämonengeschädigt waren, ließ sich zumindest aus Asmodis’ Übergriff ableiten.
    »Wir sind keine Almosenempfänger«, sagte Angelique abweisend. »Wir kommen auch so klar. Uns braucht niemand auszuhalten.«
    »Sie verstehen das falsch«, sagte Nicole. Aber Angelique hob abwehrend die Hände. »Niemand auf dieser Welt hat etwas zu verschenken«, sagte sie schroff. »Auch Sie nicht. Irgendwann wird Ihre Forderung kommen, eine Gegenleistung zu erbringen. Darauf lassen wir uns nicht ein.«
    »Was sagen Sie dazu, Maurice?« fragte Zamorra.
    Der Contergan-Geschädigte zuckte mit den Schultern. »Nichts«, sagte er. »Angelique hat alles gesagt, was es zu sagen gibt. Ich bin Ihnen für den Rollstuhl äußerst dankbar, aber mehr möchten wir nicht. Danke.«
    »Sie sehen das falsch, Angelique«, sagte Nicole. »Niemand von uns wird irgendwohin eine Forderung stellen.«
    »Sparen Sie sich die Mühe«, sagte das Mädchen. »Wir verkaufen unseren Bruder nicht an Sie, ganz gleich, welche Motive Sie haben. Gehen Sie. Ohne Leute wie Sie wären Yves und auch wir erst gar nicht in diese Situation geraten. Ich gebe Ihnen einen guten Rat. Lassen Sie Yves in Ruhe.«
    Zamorra hob die Brauen. War es eine Drohung? Er nahm sie ernst. Dieses lßjährige Mädchen sah durchaus so aus, als würde sie auch radikale Mittel benutzen, um ihrem Bruder zu helfen - so oder so.
    Und Zamorra wollte keine Feindschaft. So oder so.
    Er spürte das positive Potential in den Cascals. Er wollte sie sich nicht zu Feinden machen und damit das Positive zum Negativen wandeln. Diese jungen Leute hatten ein besseres Schicksal verdient. Er hatte sich längst entschlossen, ihnen auch gegen ihren Willen unter die Arme zu greifen. Er besaß Möglichkeiten und Beziehungen, das zu tun, ohne daß sie es merkten. Maurice studierte. Zamorra kannte genug Dekane an den Universitäten, um ihn fördern zu lassen. Immerhin hatte er lange genug an US-Hochschulen gelehrt, hatte lange Zeit in den USA gelebt und besaß neben dem französischen auch den US-amerikanischen Paß. Er würde eine Menge für Maurice tun können. Und damit auch für Angelique.
    Und für Yves?
    Wenn er kein Mörder war!
    Aber das ließ sich nur herausfinden, wenn er ihn fand.
    »Ich verstehe Sie«, sagte er. »Wir gehen jetzt. Aber - Angelique, Maurice… dürfen wir wiederkommen ? Bitte.«
    Angelique lachte bitter auf. »Was liegt Ihnen daran? Ausgerechnet Ihnen? Sie kennen uns doch kaum.«
    »Vielleicht«, sagte Zamorra leise, »kennen wir Sie besser, als Sie glauben.

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