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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wieder fortkonnten. Zamorra fuhr vorsichtig an. Der Einarm-Scheibenwischer begann seinen bizarren Tanz auf der Windschutzscheibe, konnte aber gegen die vom Himmel stürzenden Wasserfluten nur wenig ausrichten.
    Langsam kamen sie ins Rollen. Zamorras Befürchtung, die Räder wären schon zu tief in den aufweichenden Boden eingesunken, bewahrheiteten sich nicht. Offenbar war er durch die anhaltende Dürre trotz der Bayou-Nähe verhärtet.
    Ein eigenartiges Prasseln und Krachen übertönte das Trommelgeräusch des Regenwassers auf dem Verdeck. Im nächsten Moment konnte Zamorra gerade noch auf die Bremse treten; mit einem Ruck kam der SL zum Stehen. Sekundenbruchteile später war der Weg versperrt. Ein umgestürzter, brennender Baum blockierte alles. Hätte Zamorra nicht mehr anhalten können, wäre der Baum auf den Wagen gestürzt.
    Tief atmete der Meister des Übersinnlichen durch. »Das hat uns gefehlt«, murmelte er.
    »Meine Schuld«, sagte Nicole düster. »Ich wollte ja unbedingt in diese Einsamkeit hinaus. Jetzt dürften wir festsitzen. Und weißt du, was noch schlimmer ist: wir werden so lange festsitzen, daß wir Ombres Spur nicht mehr wiederfinden. Ich hatte mit zwei, drei Stunden gerechnet, aber nicht mit der Ewigkeit, die wir brauchen werden, zu Fuß hier herauszukommen.«
    »Meine Schuld ist es genauso«, sagte Zamorra. »Ich hätte ja ›nein‹ sagen können. Außerdem ist es noch gar nicht sicher, ob wir wirklich festsitzen. Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg.« Er legte den Rückwärtsgang ein. Wenigstens waren die Fensterscheiben nicht auch noch beschlagen. Die Klimaanlage des Wagens arbeitete bei geschlossenem Verdeck einwandfrei. Es war eines der wenigen Male, daß Zamorra diese Anlagen zu schätzen wußte, die er sonst in Bausch und Bogen verdammte, weil ihr Betrieb erstaunliche Benzinmengen verschlang, ein geöffnetes Fenster und Fahrtwind ebensogut für Abkühlung sorgte und zudem die Kühlmittelfüllungen der Autoklimaanlagen alles andere als umweltfreundlich waren. Und in europäischen Breiten kam man seiner Ansicht nach durchaus ohne Klimaanlage zurecht, sofern man auf den Kauf einer ›fahrenden Sauna‹ verzichtete und ein älteres Modell wählte, dessen Karosserie und Fensterneigung noch vom Sachverstand gestylt war und nicht vom Götzen Windkanal.
    Er sah eine Chance, am Baumwipfel vorbei zu fahren. Wenn er mit genügend Schwung fuhr, schaffte er es wahrscheinlich, ohne steckenzubleiben. Es konnte zwar passieren, daß der Lack und das Verdeck Kratzer und Risse von streifenden Ästen erhielten, aber diese Schäden ließen sich mit Geld bezahlen. Den Wagen nach stundenlangem Fußmarsch irgendwann in den nächsten Tagen bergen zu lassen, würde wesentlich teurer kommen.
    Er schob den Wählhebel wieder in Fahrtstellung. Der Wagen ruckte wieder vorwärts. Zamorra zog ihn so weit wie möglich an der brennenden Baumkrone vorbei. Daß der Mercedes Feuer fing, war bei diesem Wetter nicht zu befürchten. Es war ohnehin schon verblüffend, daß die vom Blitz gefällten Bäume nicht binnen weniger Augenblicke wieder verloschen, angesichts der herabstürzenden Wassermassen.
    Moment mal, dachte Zamorra auf einem zweiten Gedankengleis, da stimmt doch was nicht…
    Aber er schaffte es nicht, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, weil er genug mit dem Fahren zu tun hatte. Die linken Räder sanken in Schlamm ein. Der Boden weichte jetzt doch langsam auf. Und wenn der Regen auf einer größeren Fläche in dieser Form herunterkam, würden auch ein paar Bayous bald für Überschwemmungen sorgen. Bei diesem Wetter kam man wohl am besten mit einem Motorboot voran…
    Der SL wurde langsamer. Zamorra drückte das Gaspedal nicht tiefer. Er wollte verhindern, daß der schwere Sportwagen sich blitzschnell im weichen Boden festfraß. Solange die Räder noch packten, ging es doch…
    Rechts neben dem Fenster war Feuer. Nicole wich unwillkürlich zurück, aber natürlich kamen die Flammen nicht durch Metall und Glas, und das Verdeck bestand aus einem weitgehend feuerresistenten Material. Da bedurfte es schon eines größeren Brandherdes, um den Wagen ernsthaft zu beschädigen. Aber die psychische Wirkung war enorm. Sekundenlang sah es so aus, als würde der Wagen in einen Ofen hineinfahren. Auf der Motorhaube verdampfte Regenwasser in hellen Wolken. Qualm drohte Zamorra die Sicht zu nehmen.
    Dann waren sie durch.
    In einem weichen Bogen fuhr er zwischen zwei Bäumen hindurch. Eigentlich war der Spalt zwischen den

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