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0427 - Sie entführten ihren Killer

0427 - Sie entführten ihren Killer

Titel: 0427 - Sie entführten ihren Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schweiß. Ich sagte nichts mehr, sondern konzentrierte mich auf den Verkehr und auf meine Gedanken.
    Ich hatte plötzlich eine Idee, und je mehr sie Gestalt annahm, desto unheimlicher erschien sie mir.
    ***
    In dem halbrunden Turm herrschte jetzt reges Leben. Die Büros waren geöffnet, überall klapperten Schreibmaschinen, liefen Leute herum, surrten Sprechanlagen. Der Keller war gesperrt.
    Oben in den Räumen der Universal wartete schon Davie Jones mit seinem Manager, der Fotograf Toby Devon und der Komponist William Haldorn. Kurz nach uns stakste Erle Bodman herein, er wirkte bleich, aber fast nüchtern. Er begann sofort ein Programm aufzustellen. Zusammen mit Hadley sperrte er sich in den Glaskasten und schaltete das Mischpult ein. Eine Fünfmannband baute sich auf, und Collin summte probeweise ein paar Takte eines simplen Schlagers vor sich hin. Ich ließ ihn allein, weil er im Moment sicher war und ging hinunter in die halbrunde Empfangshalle.
    Die Glaskabine war jetzt hell erleuchtet. Ein uniformiertes Girl lächelte mir entgegen und fragte: »Gestern Nacht muss sich ja einiges getan haben. Stimmt es, dass einer Collin Coleman umbringen wollte und den kleinen Steele erwischt hat?«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«, fragte ich und lehnte mich zu ihrem Fenster hinunter.
    »Ach, so etwas spricht sich rum. Stimmt’s?«
    »Wieso fragen Sie mich?«
    »Sie müssen es doch wissen, oder sind Sie kein G-man? Sie sehen genau so aus, wie ich mir einen G-man wünsche.«
    Ich musste lachen. »Gefällt Ihnen Collin Coleman auch?«
    »Ja, natürlich!«, gestand sie.
    Ich hatte richtig getippt und wagte mich weiter vor: »Vielleicht können Sie mir helfen, aber es müsste unter uns bleiben«, sagte ich vertraulich. Ich senkte die Stimme und flüsterte: »Wissen Sie, ich mache mir Sorgen um Collin. Er ist nervös, aber er will es natürlich nicht zugeben. Er arbeitet gerade an seiner neuen Platte. Aber ich denke, man müsste ihm irgendwie helfen. Wissen Sie vielleicht hier in der Nähe einen Arzt, zu dem er Vertrauen hat?«
    Ihre Augen leuchteten auf. Sie sah sich um, ob auch niemand zuhörte, und vertraute mir dann an: »Doch, ich weiß einen. Collin hat ihn mehrmals schon besucht.«
    »Und wie heißt er?«
    »Dr. Brainard, er wohnt eine Ecke weiter an der Lenox Avenue. Gegenüber ist ein Drugstore.«
    »Fein, besten Dank, ich wird’s schon finden. Und wie gesagt: kein Wort darüber!«
    Ich zwinkerte ihr zu, sie zwinkerte zurück. Vor dem Haus stand ein Cop, den wir von der City Police als Wache bekommen hatten. Ich bat ihn, in die Aufnahme zu gehen und Collin nicht aus den Augen zu lassen.
    Ich fand das Haus, das sie mir beschrieben hatte, ohne Schwierigkeiten. Es war einer von diesen alten protzigen Klötzen.
    Der Arzt wohnte laut Messingschild im vierten Stock des Hinterhauses. Ich überquerte einen tristen Hinterhof, machte einen Bogen um ein Regiment von Mülltonnen und wich einer schwarzen Katze aus.
    Ich wusste nicht genau, was ich hier herausfinden wollte. Aber irgendwas stimmte nicht mit Collin Coleman, der sich heimlich zu einem Hinterhof-Arzt schleichen musste. Vielleicht hatte der Zeitdruck, hatten Nancys Andeutungen etwas damit zu tun.
    Ich ratterte in einem altersschwachen Fahrstuhl in den vierten Stock hinauf. Auf den schmalen Vorflur mündeten drei Türen. Eine trug wieder den Namen Dr. Brainard. Ich klopfte. Als niemand öffnete, klinkte ich die Tür auf und kam in einen düsteren Warteraum, in dem es nach Antiseptika roch. Die Stühle waren leer, die Zeitschriften mindestens zwei Wochen alt. Ich sah mich um. Zwei Glastüren ließen etwas Licht hereinströmen.
    Ich klopfte an die erste und öffnete sie.
    »Ja, bitte!«, sagte eine Frauenstimme hastig, und die dazugehörende Lady packte schnell eine Illustrierte weg, als ich eintrat. Sie hatte an einem weißen Schreibtisch gesessen und sprang jetzt auf, um mir entgegenzukommen.
    »Ich hatte Sie gar nicht gehört. Bitte, was wünschen Sie?«
    »Ich möchte zu Dr. Brainard«, sagte ich.
    »Er ist nicht hier, Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen!« Sie machte den Versuch zu lachen, aber ich merkte, dass ich sie aus ihrer gewohnten Ruhe gerissen hätte. Ich zeigte ihr meinen Ausweis, dann setzten wir uns beide.
    »Ich bin Miss Hackett, seine Assistentin«, sagte sie nach einer Weile, »ich arbeite schon eine ganze Weile hier.« Nach einigen Minuten wusste ich die Story, die recht unglaubhaft klang.
    Dr. Brainard war schon seit einiger Zeit verreist oder

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