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0427 - Sie entführten ihren Killer

0427 - Sie entführten ihren Killer

Titel: 0427 - Sie entführten ihren Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
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als Scar schwieg. Jetzt lachte das Pockengesicht.
    »Er hat sich die Geschichte eben erst zusammenkombiniert, aus deinen großspurigen Bemerkungen.«
    »Na, dem werd ich’s geben!« Buck keuchte und machte sich bereit, seine Wut an mir auszulassen, aber Sears scharfe Stimme nagelte ihn an dem Fleck fest, an dem er gerade stand.
    »Hör jetzt auf mit dem Blödsinn. Hier ist kein Platz für deine dämliche Rache. Jetzt geht es um ein paar Hunderttausend Bucks, die sind wichtiger als dein verbeulter Silberbuck! Gieß dem Gentleman einen Whisky ein und lass ihn in Ruhe. In einer halben Stunde ist es sowieso aus für ihn.«
    Er goss sich selbst nach und leerte sein Glas mit einem kräftigen Zug. Buck kam zögernd näher, in seinen Händen ein gefülltes Glas.
    Ich nahm das Glas und sah zu Scar hinüber. Er beobachtete mich, wie eine Katze die Maus ansieht, kurz bevor die Fänge zuschlagen. Mein Blick glitt über ihn hinweg zu Miss Hackett und Dr. Brainard. Miss Hackett saß vollkommen apathisch da und starrte auf den Boden. Brainard streichelte ihre Schulter.
    Ich hob mein Glas und schüttete den Inhalt Scar ins Gesicht.
    »Ich möchte lieber einen Schluck aus Ihrer Flasche!«, sagte ich, beugte mich vor und stellte mein Glas auf den Tisch.
    Scar nahm ein großes Taschentuch aus seiner Jacke und wischte sich mit langsamen Bewegungen das Gesicht ab. Dann beugte er sich vor. Sein Mund war zu einem breiten Lächeln verzogen, aber seine Augen verrieten ihn.
    »Nun gut, du sollst deinen Willen haben, mutiger G-man. Ihr solltet von eurem Tod nichts merken. Du wirst ihn spüren, das verspreche ich dir. Es wird dir Vorkommen, als würdest du hundert Tode sterben!«
    Dann hob er seine Rye-Flasche und goss mein Glas halb voll. Der Whiskygeruch war jetzt so penetrant, dass ich kaum noch atmen konnte.
    Ich lechzte nach einer Zigarette.
    Scar grinste: »Dein Henkersdrink!« Er prostete mir zu, griff in die Tasche und warf mir eine zerknautschte Lucky-Packung über den Tisch zu. Ich fing sie auf und nahm mir eine Zigarette.
    Ich machte einen tiefen Zug an der Zigarette und sah wieder zu Miss Hackett und Dr. Brainard hinüber. Miss Hackett war eingeschlafen. Ihr Kopf lehnte an der Schulter des Docs. Und er schlief auch.
    »Sehr listig«, bemerkte ich zu Scar hinüber, der meinem Blick gefolgt war. »Aber Ihr Kellner hat zu auffällig zwei verschiedene Flaschen genommen.«
    Scar lächelte leicht und schenkte sich ‘ noch etwas Whisky nach, er hob mir die Flasche hinüber, aber ich lehnte ab.
    »Erzählen Sie mir, wie Sie zu dem Geld kommen wollen!«, forderte ich ihn auf. Scar grinste, warf einen kurzen Blick zu Buck und dem Dritten hinüber und sagte: »Zuviel Reden bringt nichts ein, höchstens eine Menge Ärger.«
    »Wer ist euer Boss?«, fragte ich. Das Grinsen in Sears Narbengesicht schien wie eingemeißelt stehen geblieben zu sein.
    »Unser Boss?« Scar lachte. »Der bin ich.«
    »Und wer war es früher?«
    »Es gab nur so lange einen Boss, bis wir herausfanden, wer es war. Dann war seine Macht zu Ende.« Er sprach das Wort ›seine‹ sonderbar betont aus. Ich wollte etwas sagen, ein Gedanke rotierte in meinem Kopf wie ein Kreisel, aber ich konnte ihn nicht fassen. Mein Kopf hatte plötzlich das Gewicht von Blei.
    Ich starrte auf das Glas in meiner Hand. Der Whisky hatte die Farbe von flüssigem Gold. Meine Augen starrten auf meine Hand, die eben noch das Glas gehalten hatte. Wie in einem Zeitlupenfilm sah ich das Glas zu Boden fallen. Es war totenstill im Raum. Ich sah auf die Zigarette, die in meiner Hand verglimmte, und da schoss mir noch ein letzter Gedanke durch den Kopf.
    Die Zigarette! Ich hatte den vergifteten Whisky abgelehnt, aber den Glimmstängel hatte ich genommen.
    Scar hatte sich abgesichert.
    Ich wollte den Kopf heben, meine Hände fühlten die Zigarette nicht mehr, sie fiel herunter, und Bucks riesenhafter Schuh trat sie aus.
    Dann war es dunkel.
    ***
    Ein unmenschliches Dröhnen füllte meinen Kopf. Etwas würgte mich hoch, wollte mich wecken, aber ich war so weit weg, dass ich nicht aufwachen konnte. Dann wurde der Brechreiz stärker und stärker. Ich merkte plötzlich für eine Sekunde glasklar, dass ich in einem Sessel lag.
    Mein Hals schien eingetrocknet, ich bekam keine Luft mehr, und es dauerte wieder eine ganze Zeit lang, bis ich kapierte, dass es Gas war, was sich im Raum ausbreitete. Ich erkannte jetzt auch das Geräusch, das Zischen der ausströmenden Gasflaschen und das Rattern des sich entfernenden

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