0428 - Der Gedanken-Töter
patrouillierten, gehörten zur Vereinigung. Irgendwann im Laufe seiner Schulungen auf den Stufen der Erkenntnis hatte Walt damit begonnen, das Personal von den Vorzügen »Parasciences« zu überzeugen - oder gegen überzeugtes Personal auszutauschen.
Bisher war er damit recht gut gefahren.
Zwei Zeitungen lagen auf dem Frühstückstisch bereit - jene, die Walt Koenig üblicherweise zu studieren pflegte, und eine Lokalausgabe von Page, die er diesmal extra geordert hatte. Falls sich am Lake Powell irgend etwas Ungewöhnliches ereignet hatte, würde es möglicherweise in dieser Zeitung stehen. Walt war nicht sicher, was die Scientisten im Einzelnen vorhatten, nachdem sie Walt den Aufenthaltsort seiner Eltern entlockt hatten. Leonard Koenig hatte es gewagt, sich offen mit den Scientisten anzulegen, und er hatte einen Denkzettel verdient. Das fand auch Walt, der seinen Vater von Woche zu Woche weniger verstehen konnte. Warum ging der mit harten Bandagen gegen die Anhänger einer Wissenschaft an, die doch nur Gutes brachte?
Wie dieser Denkzettel aussah, wußte Walt nicht. Vielleicht würde er etwas darüber in der Zeitung lesen.
Walt blätterte die Gazete schnell durch. Schließlich fand er eine relativ kleine Notiz. Darin wurde erwähnt, daß die gestrige Sturmwarnung für einen Teil des Lake Powell höchstwahrscheinlich ein recht makabrer Scherz der beiden Meteorologen in der Beobachtungsstation gewesen sei; die Verantwortlichen hätten mit entsprechenden Konsequenzen zu rechnen.
Sturmwarnung?
Das interessierte Walt Koenig nicht. Diese Sturmwarnung, die ein Scherz gewesen sein sollte, brachte er mit Aktivitäten der Scientisten nicht in Verbindung. Über das Boot, mit dem seine Eltern auf den See hinäusgefahren waren, wurde nichts berichtet.
Walt Koenigs Unruhe blieb.
Entgegen seinen eigentlichen Gewohnheiten schlug er die andere Zeitung erst gar nicht mehr auf. Er ließ sich von Crane, dem Allround-Bediensteten, das portable Telefon hinaus auf die Frühstücksterrasse bringen. Nachdem Crane die Frühstücksreste abgeräumt und sich zurückgezogen hatte, wählte Koenig einen Anschluß in Phoenix an.
Forbes meldete sich, der Walt Koenigs eigentlicher Kontaktmann war. Forbes hatte Walt seinerzeit »entdeckt« und gefördert. Hin und wieder hatte Walt auf höherer Ebene noch mit einem Mann namens Garth Kontakt. Aber Forbes reichte ihm, weil er dem doch die Information gegeben hatte, wo Leonardo Koenig diesmal seinen kurzen Abenteuer-Urlaub verbringen wollte.
»Haben Sie schon etwas unternommen, Forbes?« erkundigte Walt sich.
Ein paar Sekunden herrschte Stille in der Leitung, dann hörte er Forbes’ ruhige Stimme: »Sie klingen etwas nervös, Walt. Was ist mit Ihnen los? Haben Sie Schwierigkeiten, bei denen Sie Hilfe benötigen? Ich könnte Ihnen eine Therapie empfehlen, die Ihnen…«
»Bitte beantworten Sie meine Frage, Forbes«, drängte Walt. »Sorry, es ist zwar unhöflich, daß ich Sie unterbrochen habe, aber ich denke, eine zufriedenstellende Antwort ist im Moment die einzige Therapie, die mir hilft -sofern es wirklich ein Problem ist, das Sie zu erkennen glauben. Sie sollten wissen, daß ich keine Probleme mehr habe, seit ich lernte, ›Parascience‹ anzuwenden. Also… bitte!«
»Was meinen Sie mit ›unternommen‹?« fragte Forbes zurück.
»Ich habe Ihnen gestern eine Information gegeben«, sagte Walt ungehalten. »Was ist daraus geworden?«
»Ach, das wissen Sie noch nicht. Ich dachte, Mister Garth hätte es Ihnen bereits gestern abend mitgeteilt. Leider ist die… äh… Aktion nicht mehr durchgeführt worden.«
»Was soll das heißen?« stieß Koenig hervor.
»Nun, wir waren nicht mehr in der Lage, uns um Ihren Vater zu kümmern, um ihm diesen Denkzettel zu verpassen. Seine Yacht muß am gestrigen Nachmittag gesunken sein. Jemand hat eine Explosion auf dem Lake Powell beobachtet. Vielleicht sollten Sie sich einmal darum kümmern.«
Walt schluckte. »Was - was sagen Sie da? Gesunken? Explosion?«
»Nun, die Yacht war verschwunden, als wir uns um sie kümmern wollten. Es liegt nahe, daß sie von jener Explosion zerstört wurde. Wir haben nichts und niemanden finden können. Und Sie wissen ja… wenn wir jemanden finden wollen, dann finden wir ihn normalerweise auch - außer es gibt ihn nicht mehr…«
»Das - das ist ungeheuerlich!« keuchte Walt Koenig. »Sind Sie sicher…?«
»Soweit man sicher sein kann. Sie sollten sich wirklich darum kümmern, Walt. Vielleicht hat Ihr Vater
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