0428 - Der Gedanken-Töter
der Mann, der das Unglück auf dem Lake Powell überlebte?«
Leonard Koenig senkte die Augenbrauen. »Gehen Sie mir aus dem Weg«, sagte er. Er sah Nicole und den mittlerweile ebenfalls herzugekommenen Professor Zamorra finster an. »Haben Sie diesen Reporter angeschleppt?«
»In gewisser Hinsicht. Wir haben gegenseitig Informationen ausgetauscht«, gestand Zamorra. »Mister Yano möchte die Story von Ihnen erfahren.«
»Es gibt keine Story, Reporter«, sagte Koenig.
»Ich verspreche Ihnen, daß ich weder Ihren Namen nenne noch Ihr Foto bringe…«
»Vergebliche Mühe. Ich spreche nicht mit der Presse. Wenn Sie etwas erfahren wollen, interviewen Sie den Sheriff. Der hält mich freundlicherweise für einen Mörder. Aber sollten Sie einen Artikel veröffentlichen, vergessen Sie nicht hinzuzufügen, daß das, was der Sheriff Ihnen erzählen wird, von vorne bis hinten erlogen ist.«
»Das ist eine starke Behauptung, Sir«, sagte Yano. »Und wie sieht die Wahrheit aus?«
Koenig lachte bitter. »Die erfahren Sie, wenn der Sheriff dazu verurteilt wird, seine Lügen zu widerrufen. Nicht eher. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun, muß mich nach einem Taxi umsehen.«
»Ich kann Ihnen eines über CB-Funk herbeirufen, Sir«, bot Yano an.
»Danke, ich verzichte. Professor, Miß Duval, begleiten Sie mich ein Stück?«
Zamorra nickte. Er lächelte Yano zu. »Wir reden später noch miteinander, okay?« bot er an. »Wo finde ich Sie?«
»Hufen Sie in der Redaktion oder bei mir zu Hause an.« Er drückte Zamorra ein schmales Kärtchen in die Hand. Währenddessen hatte Koenig bereits ein Taxi herbeigewinkt. Wenig später waren sie zu dritt unterwegs.
»Wo sind Sie einquartiert?«
»Flughafenhotel.«
»Dann wird da bestimmt auch für mich ein Zimmer sein, bis eine Maschine nach Flagstaff geht. Ich möchte Sie zu mir nach Hause einladen, um mich für die Rettung zu bedanken. Dort kann ich Ihnen auch einen Scheck für Ihre Auslagen geben oder das Geld auf Ihr Konto transferieren lassen…«
Zamorra und Nicole sahen sich an.
»Darüber läßt sich reden«, sagte Nicole. »Dann sehen wir uns den Lake Powell eben später richtig an.«
»Auf dieses Wasser bekommt mich in meinem ganzen Leben niemand mehr«, sagte Leonard Koenig leise.
***
Walt Koenig war davongerast, von Wut erfüllt. Irgendwann besann er sich, fuhr langsamer und hielt den Sportwagen schließlich am Straßenrand an. Er versuchte sich zu entspannen und »Parascience«-Übungen durchzuführen, um zur Ruhe zu kommen.
Er verstand sich selbst nicht so ganz. Er war völlig ausgerastet. Der Tod seiner Mutter hatte ihn kurzfristig aus der Bahn geworfen. Normalerweise war es gar nicht seine Art, dermaßen aggressiv zu reagieren, Forbes muß mir helfen, dachte er. Er muß mir helfen, meinen Geist wieder zu klären. Ich darf nicht so weiter machen wie in den letzten Stunden, aber ich weiß nicht, ob ich es allein schaffe…
Er überlegte. Nein, er konnte hier nichts mehr tun. Er hoffte, daß sein Vater die Überführung des Leichnams nach Flagstaff veranlassen würde. Natürlich, er würde es tun. Es handelte sich schließlich um seine Frau. Und Walt wußte jetzt wenigstens in groben Zügen, was geschehen war.
Kurz flackerte in ihm die Frage auf, ob dies der Denkzettel war, den die Scientisten Leonard C. Koenig hatten geben wollen: seine Frau zu töten. Aber das war doch unmöglich. Die Scientisten mordeten nicht, waren doch keine Verbrecher. Außerdem -wie hätten sie es aus der Ferne fertigbringen sollen, die Yacht in einen Gewittersturm zu lenken? Zudem hatte Forbes ihm doch versichert, daß die Aktion nicht durchgeführt werden konnte, weil die Yacht nicht auffindbar war. Da mußte sie bereits gesunken gewesen sein…
Dieser Professor Zamorra paßte ihm nicht recht ins Bild, der Lebensretter, der seltsamerweise zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen war. Da stimmte etwas nicht.
Nun, Forbes würde ihm helfen, wie er es immer getan hatte. So oder so.
Halbwegs beruhigt, fuhr Walt weiter. Er gab den Mietwagen zurück und buchte den Rückflug nach Flagstaff. Zu seiner Erleichterung konnte er bereits in der nächsten Stunde fliegen.
***
Yano wußte, daß er auf einer heißen Spur war. Also hängte er sich mit seinem Camaro an das Taxi. Page war trotz des Massentourismus, der sich außer auf den Stausee auch auf das angrenzende Navajo- und Hopi-Reservat erstreckte, eine relativ kleine, überschaubare Stadt, und so fiel es ihm nicht schwer, am Ball
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