0428 - Der Todes-Tresor
Zuchthaus verurteilt.«
»Wann?«
»Vor sechzehn Jahren. Kurz vor Jonnys Geburt. Aus diesem Grund schwieg seine Mutter. Sie wollte nicht, daß andere erfuhren, daß der Vater ihres Sohnes ein Zuchthäusler war.«
»Aus welchem Grunde wurden Sie verurteilt?«
»Ich machte bei einem Bankeinbruch mit, G-man. Wir wurden überrascht, flohen über die Dächer. Ich stürzte und brach mir das Rückgrat an, aber die anderen schleiften mich weiter. Drei Wochen hielten sie mich in einer Jagdhütte fest. Dann flogen wir doch auf. Ich kam ins Gefängnishospital, dann vors Gericht und dann ins Zuchthaus. Jonnys Mutter starb, während ich meine Strafe absaß, aber ich erfuhr es erst nach meiner Entlassung.«
»Woher kennen Sie Levin?«
Er lachte auf. Es klang bitter. »Wissen Sie nicht, daß Levins Vater in Detroit ein Detektivbüro unterhielt? Ausgerechnet an ihn wandte ich mich, als ich aus dem Zuchthaus entlassen worden war. Ich wollte Jonny und seine Mutter wiederfinden. Ich wollte alles gutmachen. Levin fand heraus, daß Daisy Hagett gestorben war und daß Jonny in einem Heim lebte. — Mich warf die Nachricht erneut aus der Bahn«.
»Wurden Sie wieder zum Verbrecher?«
»Nein, G-man. Ich wurde zum ruhelosen Tramp. Viele Jahre lang wanderte ich durch die Staaten. Hin und wieder wurde ich eingelocht, aber das waren Strafen wegen Landstreicherei oder unbefugter Benutzung von Güterzügen.«
»Sie schickten Geld an Ihren Sohn?«
»Wenn ich ein paar Dollar zusammengescharrt hatte, schickte ich sie ihm, aber ich wagte nicht, ihm zu begegnen.«
»Als Sie nach New York kamen, hatten Sie sicherlich die Absicht, Jonny Hagett früher oder später zu sehen.«
Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich sah ihn oft, G-man. Ich wußte, wo er arbeitete, wo er lebte. Ich kannte auch seine kleine Freundin, aber ich wagte nie, zu ihm zu gehen und ihm zu sagen, ich wäre sein Vater. Er hätte mich nach meiner Vergangenheit fragen können. Dann traf mich eines Tages Jeff Levin. Obwohl acht Jahre seit meinem Besuch im Büro seines Vaters vergangen waren, erkannte er mich. Er erinnerte sich genau, aus welchen Gründen ich damals seinen Vater aufgesucht hatte. Ich glaube, er hatte alle Unterlagen des Detektivinstituts auf der Suche nach Erpressungsmöglichkeiten durchwühlt. Ich glaubte zunächst, daß er sich nicht für mich interessiere. Bei mir war ja nichts zu holen. Bis er das schreckliche Verbrechen beging und es mir in die Schuhe schob.«
»Einen Augenblick, Colban. Berichten Sie jetzt in , allen Einzelheiten, aber denken Sie daran, daß Sie nach wie vor unter der Anklage des Mordes an Sidney Roosowsky und Harry Forester stehen. Was immer Sie erzählen, die Indizien sprechen gegen Sie. Erwarten Sie daher nicht, daß Ihnen in allen Punkten geglaubt wird.«
Er schüttelte den Kopf. »Er hat es großartig verstanden, alles so zu deichseln, daß ich für den Täter gehalten werden mußte, ich weiß das genau. Sehen Sie, G-man, es begann schon damit, daß er sich Rossowsky aussuchte, einen Mann, den auch ich kannte.«
»Aber Sie kannten ihn nur als einen Altwarenhändler.«
»Ich wußte, daß er als Hehler galt. Mich interessierte das nicht, G-man. Ich besaß keine heiße Ware.«
Colban sah an mir vorbei ins Leere. »An jenem Nachmittag«, sagte er leise, »tauchte Jeff Levin plötzlich in meiner Hütte auf. Er sagte, er hätte eine Verabredung mit einem anderen Mann. Ich täte am besten daran, mich um nichts zu kümmern. Bevor ich mich von meiner Überraschung erholt hatte, kam Rossowsky herein. Levin mußte ihn mit einer Andeutung zu diesem Treffen gelockt haben, daß er ihm ganz besonders wertvolle Ware anzubieten hätte, denn der Händler fragte sofort: ›Wo ist das Zeug?‹ Statt zu antworten, zog Jeff Levin seine Pistole.«
Colban wischte sich mit dem Handrücken über die trockenen Lippen. »Rossowsky nahm sofort die Arme hoch«, fuhr er fort. »Er zeigte sich nicht einmal empört darüber, daß Levin ihn ‘reinlegte. Er sagte nur so etwas wie: ›Mach keine Dummheiten. Ich habe vierhundert Dollar bei mir. Du kannst sie haben!‹ Er fischte eine abgegriffene Brieftasche aus seinen Klamotten, warf sie Levin zu, der fing sie auf, stopfte die Dollars in seine Tasche und ließ die Brieftasche fallen. Dann ging er auf Rossowsky zu und sagte: ›Und jetzt laß sehen, was du noch bei dir trägst‹.«
Die Erregung trieb den Mann vom Sitz. Er begann vom Fenster zur Tür und zurück zu laufen.
»Rossowsky
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