0428 - Der Todes-Tresor
vamt, besonders, wenn dieser Schmuck zu besonders günstigen Bedingungen angeboten werden sollte. Allen wurde ausdrücklich gesagt, daß die gesuchten Juwelen mit Morden zusammenhingen. Wir hofften, daß dieses Wissen die Leute veranlassen würde, auch auf ein gutes Geschäft zu verzichten und mit uns zusammenzuarbeiten.
In einem gewissen Sinne verrechneten wir uns nicht. Im Laufe der folgenden vier Tage schlug eine Flut von Meldungen über uns zusammen. Die Pfandleiher und die Juweliere meldeten nahezu jeden ihrer Kunden an uns. Es schien in diesen Tagen in New York fast unmöglich, ohne Schwierigkeiten eine Zuchtperlenhalskette beleihen zu lassen, oder einen einfachen Goldring zu verkaufen. Wir mußten die Meldungen überprüfen, und der ganze FBI-Apparat drohte sich an dieser Sache heißzulaufen.
Nach vier Tagen ließ mich der Chef kommen.
»Diese Aktion wird ein Fehlschlag, Jerry«, sagte er lächelnd, »weil sie zu erfolgreich verläuft. Können wir nicht gezielter vorgehen?«
»Sorry, Sir, aber ich weiß nicht, wohin ich zielen soll.«
»Wir nehmen an, daß Levin irgendwo Schmuck zu Geld zu machen versuchen wird. Andererseits ist es schwierig für ihn, sein Versteck zu verlassen. Er muß Jonny Hagett mitschleppen, und das erhöht sein Risiko doppelt, denn er kann leichter erkannt werden, und es besteht für ihn die Gefahr, daß der Junge durchdreht und kurzerhand den ersten Polizisten anschreit, der ihnen in die Quere läuft. Daher glaube ich, daß sich Levin nicht selbst auf die Straße wagen wird. Er wird jemanden suchen, der für ihn die Juwelen verkauft oder als Pfand anbietet.«
»Wahrscheinlich möchte er das gern«, gab ich zu, »aber glauben Sie wirklich, Chef, Jeff Levin hätte unter seinen Freunden einen Mann, dem er ein Zehntausend-Dollar-Schmuckstück anvertrauen könnte?«
»Vielleicht keinen Mann, aber eine Frau!«
»Mit Silvia Dane könnte er es vermutlich riskieren, wenn das Mädchen nicht inzwischen uns in die Hände geraten wäre.«
»Stimmt, aber das weiß Levin nicht.«
»Er kann es sich ausrechnen. Woher sollen wir sonst Charly Husters Namen erfahren haben?«
Mr. High lachte. »Hallo, Jerry… ich habe Sie schon logischer denken hören. Silvia Dane wußte weder Husters Namen noch seine Adresse. Sie wußte seinen Vornamen und seine Telefonnummer, und beides war ihr heimlich zugeschmuggelt worden unter allen Vorsichtsmaßnahmen, weil Jeff Levin nichts davon erfahren sollte.«
»Richtig, Sir! Daran dachte ich nicht.«
»Levin wird annehmen, daß sein früherer Boß uns alle Tips lieferte. Torrey war immerhin über Levins Freunde gut informiert.«
»Sie wissen, daß Silvia Dane nicht mehr in ihrer Wohnung lebt. Ich hielt es für notwendig, sie vor Turc Torrey in Sicherheit zu bringen.«
»All right, aber sie muß sofort in ihre Wohnung zurückkehren. Falls es zu einer Kontaktaufnahme zwischen ihr und Levin kommt, kann sie ihre Abwesenheit mit der Furcht vor Torrey erklären. — Wird das Mädchen mitspielen?«
»Ohne Zweifel. Ich werde Silvia Dane bitten, in die 38. Straße zurückzukehren. Wir müssen für eine gründliche Überwachung sorgen. Ich halte sie noch immer für gefährdet.«
Mr. High drehte den Bleistift zwischen den Fingern.
»Sobald dieser Fall ausgestanden ist, Jerry, werden Sie und Phil sich um Turc Torrey kümmern. Der scheint zu glauben, die Zuchthauszellen wären zu klein für seine Riesenfigur. Es ist an der Zeit, daß wir ihm das Gegenteil beweisen.«
Weder der Chef noch ich ahnten in diesem Augenblick, daß der Fall Jeff Levin und der Fall Turc Torrey sich noch so verzahnen sollten, daß der eine nicht ohne den anderen gelöst werden konnte.
Ich holte Silvia Dane in Suffolk ab. Ich hatte sie angerufen und von unserem Plan unterrichtet.
Unterwegs sagte ich ihr, was wir zu unternehmen beabsichtigten und welche Rolle ihr zugedacht war.
»Sie können sich selbstverständlich weigern, Miß Dane. Wir würden dann eine Beamtin der City-Police in Ihre Wohnung setzen und sie im Falle eines Anrufs von Levin Ihre Rolle spielen lassen. Selbstverständlich bleibt es fraglich, ob es gelingen würde. Alles liefe glatter ab, wenn Sie mitmachten.«
»Steht es fest, daß Levin ein Mqrder ist?« fragte sie leise.
»Die Beantwortung dieser Frage steht mir nicht zu, Miß Dane, denn ich bin nicht der Richter. Ich weiß aber, daß Levin einen sechzehnjährigen Jungen gewaltsam zurückhält. Außerdem verwundete er in meiner Gegenwart einen Mann, und er versuchte, mich zu
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