Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0428 - Der Todes-Tresor

0428 - Der Todes-Tresor

Titel: 0428 - Der Todes-Tresor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
ich kein Recht, Ihre Post zu lesen«, sagte ich, »aber Sie sollten mich verständigen, falls es etwas ist, das für unseren Fall von Belang sein könnte.«
    »Aber nein«, antwortete sie mit leichter Ungeduld. »Das ist ein Brief meiner älteren Schwester. Sie lebt in einer Kleinstadt in Iowa und macht sich ständig Sorgen um meine Moral.«
    »Grundlos?«
    »Ich habe nicht besonders viel Glück gehabt«, sagte sie und knüllte den Brief zusammen, griff das Päckchen und versuchte, den Knoten der Verschnürung zu lösen. Das Päckchen war in massives braunes Papier eingeschlagen und dreifach mit einer starken Kordel verschnürt, obwohl das ganze Paket nicht größer war als meine Hand. Die Knoten leisteten Widerstand.
    »Haben Sie kein Taschenmesser?« fragte Silvia. »Ich breche mir die Nägel ab.«
    Ich gab ihr mein Taschenmesser. Sie zerschnitt die Kordel und begann, das Papier abzustreifen, das in mehreren Lagen um den Inhalt gewickelt war.
    »Bestimmt handelt es sich um eine alberne Reklame«, sagte sie wütend. Schließlich hielt sie eine gewöhnliche Pappschachtel in den Fingern. Sie nahm den Deckel ab und kippte die Schachtel auf dem Tisch aus.
    »Das letzte Mal war es ein albernes Spielzeug, das mir beinahe ins Gesicht sprang«, sagte sie, »und sie schrieben dazu, es wäre eine reizvolle Überraschung für meine Kinder.«
    Der Inhalt klirrte auf der Holzplatte. Silvia hob die Schachtel an. Matte Perlen schimmerten, als wären sie aus vollen Händen verstreut worden, und dazwischen blitzte das eisige Feuer eines Brillanten.
    ***
    Das Mädchen und ich starrten für eine volle Minute sprachlos vor Überraschung auf die Juwelen. Als echte Frau erholte sich Silvia zuerst. Sie streckte die Hand aus und Wollte den Schmuck ergreifen. Ich fing ihre Hand ab. Unsere Blicke trafen sich, und ihr Blick schien mir ein wenig verschwommen von dem Glitzerkram zu sein.
    »Es tut mir leid«, sagte ich leise, »aber ich glaube nicht, daß Sie auf die Dauer Freude beim Tragen dieser Sachen empfinden würden. Es klebt Blut daran.«
    Sie erholte sich. Ihr Blick wurde klarer. »Oh, natürlich«, stieß sie hervor. »Ich war nur so völlig überrascht. Warum schickt Levin mir die Juwelen? Warum behält er sie nicht selbst?«
    Ich nahm ihr die Schachtel aus der Hand, die sie immer noch mit der Öffnung nach unten hielt. Ich drehte sie um. Am Boden lag ein zusammengefaltetes Papier, das sich durchgebogen und an den Seiten festgeklemmt hatte. Ich nahm es heraus und entfaltete es.
    Der Brief war mit der Schreibmaschine geschrieben. Er bedeckte den ganzen Bogen, begann mit den Worten »My Darling« und endete mit der Unterschrift »In love, Jeff!« Was dazwischen stand, war ein Versuch Levins, seiner Freundin erstens seine Liebe zu beteuern, ihr zweitens eine Menge Lügen über seine augenblickliche Lage zu erzählen und sie drittens damit zu beauftragen, die Perlen und den Brillanten in Dollars zu verwandeln.
    »Nimm vier oder fünf von den Perlen und geh in den Juwelierladen von Sam Facett, 3. Avenue 914. Verlange unter allen Umständen Mr. Facett jun. zu sprechen. Laß dich auf kein Gespräch mit einem anderen ein, auch nicht mit dem alten Facett. Wenn du Facett jun. sprechen kannst, zeige ihm die Perlen und sage ihm, du hättest genug davon für ein völlig gleichmäßiges dreifaches Halsband. Außerdem verfügtest du auch über den Brillanten des Schlosses. Ich bin sicher, daß er dir vorschlagen wird, dich mit ihm an einem neutralen Ort zu treffen. Geh auf diesen Vorschlag ein, gleichgültig, welchen Ort er dir nennt. Facett jun. ist nicht gefährlich. Verlange fünfundzwanzigtausend Dollar. Er wird dir den Betrag verweigern und dir einen Bruchteil davon bieten. Schlag soviel wie möglich heraus, aber bis fünfzehntausend Dollar kannst du dich herunterhandeln lassen. — Sobald du im Besitz des Geldes bist, verbirg es gut. Ich werde dich anrufen und dir sagen, was mit den Bucks geschehen soll.«
    Sobald ich den Brief gelesen hatte, übergab ich ihn dem Mädchen, und während sie ihn las, untersuchte ich das Päckchen. Es war auf einem Postamt in Queens aufgegeben worden. Die Adresse war mit der Hand und in Druckbuchstaben geschrieben. Selbstverständlich fehlte eine Absenderangabe.
    Ich überlegte, daß Levin wieder Helfer gefunden haben mußte. Das bewies allein die Tatsache, daß er eine Schreibmaschine benutzen konnte. Andererseits mußte er selbst seine Situation als verzweifelt empfinden, wenn er riskierte, einen Teil seiner

Weitere Kostenlose Bücher