0428 - Die Stunde der Thunderbolts
hat", erwiderte Rigeler erregt.
Dephin umfasste mit beiden Händen die flachen Lehnen seines Kontursessels.
„Sehen Sie das als sicher an?"
„Nein ... eigentlich nicht."
„Dann", sagte Dephin entschlossen, „setzen wir unseren Vormarsch in Richtung des Asphaltsees fort" Rigeler öffnete verblüfft den Mund. Dephin drückte auf einen Knopf. Das Bild des Majors verblasste. Spätestens in diesem Augenblick musste der Ingenieur begriffen haben, dass Dephin das Unternehmen in keinem Fall abbrechen würde. Nur eine völlige Bewegungsunfähigkeit des Paladins konnte ihn zu einem Rückzug veranlassen. Dephin lächelte. Rigeler würde noch ein paar Minuten zornig auf ihn sein und sich dann mit den Gegebenheiten abfinden. Jetzt war er dankbar dafür, dass Rhodan ihnen verboten hatte, Funksprüche abzustrahlen. Das enthob ihn der Pflicht, den Zwischenfall Weitermelden zu lassen. Dephin drückte auf einen Schalter und stellte eine Verbindung zu Aracan her.
„Haben Sie mein Gespräch mit Rigeler gehört?" erkundigte er sich, noch bevor Aracan auf dem Tri-Videoschirm des Interkoms sichtbar wurde.
„Selbstverständlich, General."
„Und?"
„Ich habe sofort mit einer Überprüfung der Positronik begonnen."
Aracan fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, was ein Zeichen für seine Nervosität war.
Die Positronik war einer der wichtigsten Teile des Paladins.
Wenn sie versagte, war der Roboter mehr oder weniger funktionsunfähig.
„Ich kann nichts finden", fuhr Aracan fort, nachdem Dephin schwieg. „Entweder hat Major Rigeler sich getäuscht, oder die Fehlerquelle liegt an anderer Stelle."
„Ich glaube nicht, dass Amos sich getäuscht hat", sagte Dephin diplomatisch. Ihm war nicht daran gelegen, dass es in der gegenwärtigen Situation zu Streitigkeiten zwischen den Thunderbolts kam. „Deshalb schlage ich vor, dass Sie die Positronik ständig überprüfen. Der geringste Fehler muss gemeldet werden. Wir müssen vermeiden, dass wir vielleicht im Asphaltsee stecken bleiben."
Harl Dephin machte sich mehr Sorgen, als er sich anmerken ließ.
Er wusste jedoch, dass er sich auf seine fünf Freunde verlassen konnte. Sie alle waren erfahrene Männer, die auch in schwierigen Situationen nicht die Übersicht verloren. Der Paladin hatte den Rand des Dschungels erreicht. Auf den Bildschirmen sah Dephin jetzt den Asphaltsee. Der Asphalt hatte zu kochen begonnen.
Riesige Fontänen weißglühender Materie wurden nach oben geschleudert. Die Felseninsel war kaum zu sehen.
„Kein sehr erhebender Anblick"; bemerkte Major Mirus Tyn.
„Nein", bestätigte Dephin. „Durch die Vulkanausbrüche und Erdbeben ist der See in Wallung geraten. Ich bin sicher, dass die Temperaturen des Asphalts weiter gestiegen sind,"
„Uns steht ein heißes Bad bevor!" rief Dart Hulos. Dephin antwortete nicht. Der Paladin näherte sich mit rasender Geschwindigkeit dem Seeufer. Bald würde er jene Stelle erreicht haben, wo der Schirm aus tödlicher Strahlung seinen Anfang nahm. Dephin hoffte, dass die Positronik auf der Insel inzwischen ausschließlich mit der Beobachtung der Vulkane beschäftigt war und keine Gelegenheit fand, diese Strahlung weiter aufrechtzuerhalten. Sollte die Strahlung noch immer existieren, mussten sie sich darauf verlassen, dass sie durch die Ynkeloniumhülle des Paladins geschützt wurden. Einen Schutzschirm durften sie auf keinen Fall einschalten, denn das hätte zu ihrer sofortigen Ortung geführt.
„Es wird Zeit, dass wir mit dem zweiten Teil des Ablenkungsmanövers beginnen", sagte Rhodan, der zusammen mit Atlan ein Felsplateau erstiegen hatte und zum See hinabblickte. „Der Paladin hat sein Ziel fast erreicht."
Er gab Major Cascal einen Wink. Die vier Kampfroboter, die zusammen mit den beiden Shifts angekommen waren, wurden aktiviert und zum See geschickt. Dort sollten sie den Schutzschirm der Inselfestung angreifen. Rhodan hoffte durch diese Maßnahme, die Robotzentrale der Insel endgültig von dem Paladin ablenken zu können. Außerdem starteten die beiden Shifts mit Major Cascal und Fellmer Lloyd, um ebenfalls den Schutzschirm um die Insel unter Beschuss zu nehmen. Das Robotgehirn der Insel musste annehmen, dass seine Gegner die Vulkanausbrüche zu einem Feuerüberfall aus der Luft ausnutzen wollten. Es würde keine Zeit haben, sich auch noch um die Vorgänge zu kümmern, die sich innerhalb des Asphaltsees abspielten, zumal es die kochende Flüssigkeit sowieso als zusätzlichen Schutzwall ansah, den niemand
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