0428 - Die Stunde der Thunderbolts
Gedankenimpuls genügte, um Dephins Befehle auf Relais zu übertragen. Was Dephin auf den Bildschirmen sah, war nicht dazu angetan, seinen Optimismus zu steigern. Der See war in Wolken gehüllt, die so dicht waren, dass selbst glühend heiße Asphaltfontänen kaum sichtbar wurden. Die beiden Shifts und die vier Roboter waren nur auf den Bildschirmen der Ortungsanlage zu sehen, der normale Sichtbereich Paladins erfasste sie nicht.
Trotzdem war es tröstlich, Cascal und Lloyd in der Nähe zu wissen. Dephin schaltete den Interkom ein.
„Was macht die Positronik, Captain Aracan?"
„Unverändert, Sir."
Das, dachte Dephin schmunzelnd, war eine überaus diplomatische Antwort, wie er sie von Aracan nicht anders erwartet hatte.
„Können Sie die Bewegungen der beiden Shifts und der Roboter gut über die Ortungsanlagen verfolgen, Captain Retekin?" fragte Dephin weiter.
„Ja, Sir. Ich fürchte nur, dass der Paladin anstelle einer Plastikhaut bald eine Asphaltschicht auf seinem Ynkeloniumkörper tragen wird. Selbst hier im Uferschlamm ist die Hitze so groß, dass sich die Plastikhaut an den Füßen des Roboters bereits aufzulösen beginnt."
„Das soll uns nicht stören", antwortete Dephin. „Wir wussten schließlich, dass unser Träger die Insel nur nackt erreichen wird."
Bevor Retekin eine spöttische Bemerkung machen konnte, stellte Dephin ihm eine weitere Frage. „Haben Sie Temperaturmessungen angestellt?"
„Ja, General. Die augenblickliche Temperatur unmittelbar an der Seeoberfläche beträgt fünfhundertachtzig Grad Celsius."
Dephin stieß einen Pfiff aus.
„Ich frage mich, wozu ich an diesem Unternehmen überhaupt teilnehme", beklagte sich Dart Hulos. „Ein Waffeningenieur ist dabei tatsächlich überflüssig."
„Halten Sie Ihren Mund!" befahl Dephin. „Sonst lasse ich Sie bei unserer Rückkehr nach Siga Schießübungen auf Ihr eigenes Haus machen."
„Das wäre immer noch besser als überhaupt kein Ziel", erwiderte Hulos philosophisch.
Dephin wandte sich an Amos Rigeler.
„Was macht das Heizaggregat?"
„Es wird nach wie vor als ausgefallen registriert, Sir."
„Nun gut, belassen wir es dabei. Ich glaube kaum, dass wir es während der Überquerung des Sees benötigen."
„Wenn Sie es so sehen ..." Rigeler sprach seinen Satz nicht zu Ende, aber Dephin verstand auch so, was der Major ausdrücken wollte.
Dephins Blicke überflogen die Kontrollen. Alles war in Ordnung.
„Es geht los!" sagte er. „Macht euch auf ein paar heiße Minuten gefasst, Thunderbolts."
Major Joak Cascal kniff die Augen zusammen, aber im aufsteigenden Rauch war nichts zu erkennen. Die Ortungsgeräte zeigten zwar an, dass Paladin III noch in der Nähe des Ufers war, aber wenn Cascal aus der Sichtkuppel blickte, sah er nichts außer weißem Rauch. Auch der zweite Shift mit Fellmer Lloyd im Pilotensitz war nicht auszumachen. Ab und zu flog einer der vier Roboter so dicht am Shift vorbei, dass Cascal das Aufblitzen der Strahlenwaffen sehen konnte. Der von Cascal gesteuerte Shift gab regelmäßig Schüsse auf den um die Insel liegenden HÜ-Schirm ab. Cascal hoffte, dass ihre Aktivität genügte, um den Paladin unbemerkt bis zur Insel vordringen zu lassen. Für Cascal stand fest, dass der Roboter nicht nur durch das Robotgehirn bedroht war, sondern vor allem durch die glutflüssigen Asphaltmassen.
Auch der für solche Einsätze konstruierte Paladin besaß eine Leistungsgrenze. Er war nicht sicher, ob er den See überhaupt überwinden konnte.
Das Funkgerät knackte.
„Können Sie ihn sehen?" fragte Fellmer Lloyd. Seine Stimme wurde von Störgeräuschen begleitet. Die verschiedenartigen Strahlungen auf Quintadim-Basis verhinderten einen einwandfreien Funkverkehr.
„Nein", erwiderte Cascal. „Ich bin auf die Ortungsanlage angewiesen."
„Ich habe gerade überlegt, ob wir tiefer gehen sollen. Aber das wäre ziemlich unvorsichtig, denke ich."
„Hm!" machte Cascal. Sie mussten mit ihren Äußerungen vorsichtig sein, denn es war damit zu rechnen, dass das Robotgehirn auf der Insel ihre Gespräche mithörte und verstand.
„Auf jeden Fall werden wir die Angriffe fortsetzen", fuhr Lloyd fort.
„Einverstanden", erwiderte Cascal. „Die vier Roboter haben entsprechende Befehle erhalten."
„Soeben ist wieder ein Vulkan ausgebrochen", berichtete Lloyd.
„Ich habe es beobachtet, als ich den Shift ein bisschen höher steigen ließ," Cascal verzog das Gesicht.
„Das wird für unsere Freunde nicht angenehm sein."
Er
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