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0428 - Jiri, der Flammenteufel

0428 - Jiri, der Flammenteufel

Titel: 0428 - Jiri, der Flammenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überreden lassen, den Abend und einen Teil der Nacht dort zu verbringen, wo sich die alte Brücke über den Fluß spannte.
    Da hatten Maria und ihre Nachbarin die Gestalt gesehen. Einen Mann, der auf der Brücke gestanden hatte und aus dessen Hand Feuer gesprungen war. Mit seinem Bruder Goran wollte Bogdan der Sache auf den Grund gehen. Maria hatte ihn so lange gequält und mit Worten malträtiert, daß er einfach nicht anders konnte.
    Und so holte er Goran ab, der noch Junggeselle war und in einer alten Bretterbude hockte, wo er seit Wochen versuchte, ein altes Militär-Motorrad zu reparieren.
    Die Lampe in der alten Bude wurde durch Batteriestrom gespeist. Im gelben Schein lagen die einzelnen Teile der Maschine verstreut, und Goran sah mal wieder verzweifelt aus, als sein Bruder die Tür öffnete und kopfschüttelnd stehenblieb.
    »Schaffst du es wieder nicht?« Goran, dessen dunkle Haare zündholzkurz geschnitten waren, warf wütend ein Putztuch auf den Boden.
    »Nein, es ist verhext. Da fehlen mir Ersatzteile.«
    »Die kannst du dir besorgen.«
    »Wo denn?«
    »Bei den Russen.«
    »Die geben nichts her.« Bogdan grinste. Man sah den beiden Männern an, daß sie Brüder waren. Sie hatten die gleichen scharfgeschnittenen Gesichter und auch die dunklen Augen. Nur war Bogdan fünf Jahre älter und verheiratet. »Hackst du mir eine Hand ab, hacke ich dir auch eine ab!« sagte er. »Wie meinst du das?«
    »Ich hatte dich gebeten, mit mir Wache, zu halten…«
    Goran schlug- gegen seine Stirn. »Natürlich, das hast du. Ich hatte es vergessen.«
    »Deshalb hole ich dich ja.« Goran wischte seine Hände am Stoff der Hosenbeine ab. »Wie war das noch mit dem Abhacken der Hand?«
    »Ganz einfach, mein lieber Bruder. Ich kenne da einen russischen Soldaten, der mir noch etwas schuldig ist. Vielleicht könnte ich ihn überreden, dir das oder die fehlenden Teile zu besorgen. Ist alles nur eine Sache von Beziehungen.«
    »Da hast du recht.«
    »Wie ist es?« fragte Bogdan Smiric. »Kommst du mit, oder soll ich mir die Brücke und den Friedhof allein ansehen?«
    »Ich begleite dich.«
    »Gut.«
    Goran griff zu seiner Jacke. Sie bestand aus grauem Drillichstoff. Gemeinsam verließen die Brüder die Werkstatt und traten hinaus in die kühle, feuchte Dunkelheit.
    Goran wollte sich noch die Hände waschen. In der Nähe stand ein Brunnen. Er pumpte das eiskalte Wasser hoch, reinigte sich und trocknete die Hände an einem Tuch ab. »Ich bin fertig«, erklärte er.
    »Wunderbar.«
    »Hast du schon einen Plan?«
    »Ja, wir verstecken uns.«
    »Wo denn?«
    »Im Pulverturm.«
    Goran schabte über seine Nase. »Keine schlechte Idee. Da werden wir jedenfalls nicht gesehen. Aber ich habe eine andere Frage. Glaubst du eigentlich, daß dieser Kerl kommen wird?«
    »Klar.«
    »Gesehen hast du ihn nicht?«
    »Nein, nur die Frauen.«
    Goran lachte. »Weiber«, sagte er verächtlich. »Du weißt doch, daß die sich leicht etwas einbilden und viel herumquatschen.«
    »Im Prinzip gebe ich dir recht, Goran. Aber die beiden waren zu zweit. Einer allein hätte ich das nicht abgenommen, doch beide können sich nicht geirrt haben. Die sind auch nicht so abgebrüht, um sich gegenseitig abzusprechen.«
    »Wer könnte das denn sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Einer vom Friedhof?«
    Bogdan blieb stehen und blickte seinen Bruder an. »Wie meinst du das denn? Wenn das einer vom Friedhof gewesen wäre, hätten wir es hier mit einer Leiche zu tun.«
    »Ja.«
    »Und einer Leiche, die lebt.«
    »Sicher.«
    Bogdan stieß seinem Bruder gegen die Schulter. »Was redest du da für einen Mist?«
    »Hast du noch nie etwas von lebenden Leichen gehört?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Aber du glaubst doch, daß auf dem Friedhof nicht alles geheuer ist. Dort soll es spuken, dort halten sich die Gespenster oder die Geister der längst Vermoderten auf. Das hast du mal gesagt.«
    »Wirklich?«
    »Klar.«
    »So spricht jeder, der in der Nähe des Friedhofs wohnt. Ich glaube nicht an lebende Tote.«
    »Ich im Prinzip auch nicht«, gab Bogdan zu. »Aber komisch ist es schon, ehrlich.«
    Die beiden Brüder hatten sich inzwischen dem Ufer genähert. Sie hörten das Rauschen des schnell fließenden Flusses. Er schoß über die Steine des Flußbettes hinweg.
    Um die Brücke zu erreichen, mußten sie noch eine schmale Treppe hinabgehen. Um die alte Brücke herum standen die Häuser sehr dicht beisammen. Manchmal waren sie nur durch handtuchschmale Lücken voneinander getrennt. Autos

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