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0428 - Jiri, der Flammenteufel

0428 - Jiri, der Flammenteufel

Titel: 0428 - Jiri, der Flammenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als sich Bogdan gegen sie stemmte. Licht gab es natürlich nicht, aber die Brüder hatten vorgesorgt und Kerzen mitgenommen.
    Auch wenn der alte Pulverturm leer aussah, er war es nicht. Ratten, Mäuse, Kriechtiere hatten sich hier ein kleines Paradies geschaffen, wo sie in der Nacht zumeist ungestört waren.
    Nur heute nicht.
    Die beiden Männer zündeten zwei Kerzen an. Zuckend huschte der Schein über altes Mauerwerk.
    Er verfing sich in den dichten Netzen der Spinnen und ließ die hauchdünnen Fäden silbrig glitzern. Bei jedem Schritt knirschte es unter den Sohlen der Männer.
    Bogdan trat zur Seite und hob seinen rechten Arm an. Er wußte genau, wo er hinleuchten wollte, und sah schon die alte Holztreppe, die nach oben führte.
    Man hatte sie erst vor drei Jahren ausgebessert, deshalb war es kein Risiko, sie zu besteigen.
    Bogdan machte den Anfang.
    Der Turm hatte praktisch drei Etagen. Auf jeder Etage gab es kleine Zimmer oder Verliese, in denen die Gefangenen gehaust hatten und wo sie auch gefoltert worden waren.
    Auf Tafeln wurde von den Greueltaten berichtet. Durch schmale Fenster sickerte dunkelgraues Nachtlicht. Die schießschartenartigen Öffnungen hoben sich kaum von den düsteren Wänden ab. Manchmal standen die Brüder im Durchzug. Dann mußten sie die Flammen der Kerzen mit den gekrümmten Händen abschirmen.
    Sie gingen nicht bis unter das Dach. Eine Etage tiefer richteten sie sich ein.
    Dort stand eine kleine Holzbank in dem Raum, der zum Friedhof hin wies. Die Brüder stellten die Kerzen ab und losten aus, wer zuerst schlafen konnte.
    Bogdan hatte das Glück.
    »Und bleib ja wach«, sagte er zu seinem Bruder.
    »Klar.«
    Bogdan Smiric machte es sich auf der lehnenlosen Bank so bequem wie möglich, hüllte sich in die dunkle Stoffjacke und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Innerhalb weniger Minuten war er eingeschlafen.
    Sein leises Schnarchen störte Goran nur zu Beginn. Später hatte er sich daran gewöhnt, trat bis dicht an das schmale Fenster, blickte nach draußen und hielt so Wache.
    Der Friedhof lag nicht weit entfernt. Diesen stillen Flecken grüßten aus der Ferne die Lichter der Stadt Mostar.
    Nur zäh verging die Zeit.
    Jede Minute zog sich in die Länge. Goran wurde es allmählich langweilig. Aus Tabak und Papier drehte er sich Zigaretten. Hin und wieder ging jemand über die Brücke. Männer, die von der Arbeit in der Stadt zurückkehrten.
    Bald ging keiner mehr.
    Stille kehrte ein.
    Sie wirkte bedrückend, denn das Rauschen des Flusses hörte Goran kaum. Er hatte sich daran gewöhnt. Die Natur schlief ein, das Wasser floß lauter dahin, und wenn Goran aus dem Fenster blickte, sah er die tanzenden Schaumwirbel auf der Oberfläche.
    Er rauchte. Der würzige Tabakgeruch verteilte sich im Zimmer, bevor er durch die Öffnungen verschwand.
    Endlich waren die zwei Stunden vorbei. Es ging bereits auf Mitternacht zu.
    Goran weckte seinen Bruder so heftig, daß dieser fast von der Bank gekippt wäre.
    Bogdan schoß plötzlich hoch und stieß einen undefinierbaren Laut aus.
    »Was ist los?«
    »Du mußt Wache halten.«
    »Wie?« Er wischte über seine Augen und blinzelte, weil Goran ihn mit der Kerzenflamme anleuchtete.
    »Wache, Bruderherz, Wache halten. Mehr nicht.«
    »Ja, ja, schon gut.« Bogdan kam endlich zu sich. »Ist etwas passiert, Bruder?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Du hast geschnarcht. Sonst nichts.«
    »Gut.«
    Goran setzte sich dorthin, wo sein Bruder gehockt hatte. »Hoffentlich kann auch ich schlafen, verdammt. Ich will es wenigstens so gut haben wie du.«
    »Halt den Mund und schließ die Augen.«
    Das tat Goran auch, aber er ärgerte sich, daß er nicht die Nerven seines Bruders besaß, denn es war ihm einfach nicht möglich, so schnell einzuschlafen.
    Zudem war Bogdan nicht sehr ruhig. Er ging auf und ab, von einem Fenster zum anderen und pfiff leise, um sich wach zu halten, vor sich hin. Irgendwann wurde dieses Geräusch so monoton, daß Goran doch einschlief und ebenfalls anfing zu schnarchen.
    Auch Bogdan rauchte jetzt. Er stand an einem der Fenster und blies den Qualm durch die Öffnung. Den Friedhof hatte er genau im Blick. Dort lag zwar die Dunkelheit, aber Maria hatte von diesem Flammenmann erzählt. Wenn er erschien, würde das Feuer, das von ihm ausging, sehr deutlich zu sehen sein.
    Wieder verging Zeit Nur noch wenige Minuten bis zur Tageswende.
    Bogdan, der zwar nicht unbedingt abergläubisch war, konnte sich vorstellen, daß nach Mitternacht etwas

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