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0428 - Jiri, der Flammenteufel

0428 - Jiri, der Flammenteufel

Titel: 0428 - Jiri, der Flammenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschah. Hin und wieder wischte er über seine Augen. Die Müdigkeit war noch vorhanden, sie drückte auf sein Gemüt. Am liebsten hätte er sich hingelegt, aber er mußte wach bleiben.
    Wieder blickte er auf die Uhr.
    Eine Minute vor Mitternacht.
    Er drehte den Kopf, schaute wieder durch die scheibenlose Öffnung zum Friedhof hin und hatte plötzlich das Gefühl, einen Schlag in den Magen erhalten zu haben.
    Wo sich die Dunkelheit über den alten Gräbern zusammenballte, sah er das Feuer. Eine kleine, zuckende Flamme, rotgelb, tanzend und eine Insel in der Finsternis bildend.
    Das mußte er sein!
    ***
    Bogdan atmete scharf aus. Obwohl es nicht nötig war, schlich er zu seinem Bruder, legte eine Hand auf dessen Schulter und schüttelte ihn durch. »He, Goran, wach auf!«
    Goran brummte nur. Er lehnte schräg mit dem Rücken an der Wand und öffnete endlich die Augen. »Verdammt, laß mich doch schlafen.«
    »Nein, er ist da.«
    »Wer?«
    »Der Flammenmann.«
    Die letzte Antwort scheuchte die Müdigkeit aus den Knochen des eben Erwachten. Er schoß plötzlich in die Höhe, starrte an seinem Bruder vorbei und fragte: »Wo?«
    Bogdan zog seinen Bruder auf das schmale Fenster zu. »Schau zum Friedhof, da kannst du das Licht sehen. Das muß er sein.«
    Goran blickte ziemlich lange zum Friedhof rüber, trat dann zurück und flüsterte: »Du hast recht, Bruder. Und was machen wir jetzt?«
    »Wir gehen hin.«
    Goran nickte. »Das kann natürlich gefährlich sein.«
    »Deshalb haben wir Wache gehalten. Stell dich nicht so an und nimm eine Kerze.«
    Bogdan war der Ältere, und sein Bruder gehorchte. Als der Kerzenschein in dessen Gesicht fiel, stand die Sorge in den Zügen zu lesen, die ihn quälte.
    Bogdan war schon vorgegangen. Hinter sich hörte er die Schritte seines Bruders. Die Holztreppe war steil und hatte enge Kurven. Sie schritten sie vorsichtig hinab.
    Die Tür stand offen. Beide Männer schoben sich durch den Spalt. Draußen fragte Goran: »Muß ich wirklich mit?«
    »Wieso? Hast du die Hosen voll?«
    »Das nicht. Aber komisch ist mir schon.«
    »Da gibt es nichts zu diskutieren, du gehst mit, ist das klar?«
    »Wenn du meinst.« Goran hatte noch eine Frage. »Und was tun wir, wenn wir den Kerl gestellt haben?«
    »Wir werden ihn etwas fragen.«
    »Das machst aber du.«
    »Klar.«
    Hinter der Brücke war der Weg ziemlich breit. Nicht weit entfernt gabelte er sich. Rechts führte er in seiner vollen Breite nach Mostar hinein, links stach ein wesentlich schmalerer Pfad dem alten Friedhof entgegen.
    Die Erde war aufgeweicht. Nach dem starken Frost hatte es getaut. An verschiedenen Stellen zeichneten sich die Tritte in dem weichen Boden ab.
    Schon bald hatten die Männer die alte Steinmauer erreicht. Sie war so hoch gebaut worden, daß sie nicht hinüberblicken konnten und deshalb auch kein Licht sahen.
    Ein Tor war zwar noch vorhanden. Nur hing es als Fragment schief in den Angeln.
    Bogdan und Goran empfanden die Nacht als ungewöhnlich. Beide hatten das Gefühl, sich auf einem gefährlichen Weg zu begeben, und sie spürten auch die würgende Angst, die sie unsichtbar begleitete und wie eine Klammer an ihrer Kehle hing.
    Vor ihren Lippen dampfte der Atem. Manchmal zitterten die Zweige des Buschwerks im Wind. Er kam von den Bergen, brachte die Kühle des Schnees mit und schien aus zahlreichen Stimmen zusammengesetzt zu sein.
    Bogdan erreichte das alte schiefe Eisentor als erster. Er schaute auf den Friedhof.
    »Kannst du etwas erkennen?« hörte er hinter sich die flüsternde Stimme seines Bruders.
    »Nein, noch nicht.«
    »Vielleicht hat er ihn schon verlassen.«
    »Unsinn, Mensch, dann hätten wir ihn gesehen. Wir werden den Totenacker jetzt absuchen, ob es dir paßt oder nicht.« Bogdans Stimme hatte an Schärfe zugenommen.
    »Rede doch nicht so laut.«
    »Und du mach dir nicht in die Hose.«
    Mit einem großen Schritt überwand Bogdan Smiric die noch trennende Distanz. Er blieb auf dem Friedhof stehen, wo es zahlreiche Pfade gab, die an den Gräbern und Grabmalen vorbeiführten.
    Alles war vertreten. Vom prächtigen Stein oder von der kitschigen Statue bis hin zu den einfachen flachen Steinen, die schräg in der Erde lagen, teilweise oder ganz zugewachsen.
    Kreuzritter lagen hier begraben. Man hatte sie in einem Massengrab am Hang verscharrt.
    Vom Feuermann sahen beide nichts. Falls er sich noch auf dem Totenacker befand, mußte er entweder das Feuer gelöscht oder sich gut versteckt haben.
    Die Brüder setzten

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