0428 - Jiri, der Flammenteufel
sie!« flüsterte der Mann. »Er holt sie aus den Gräbern hervor. Sie müssen das Grab verlassen, um das Geheimnis zu lüften. Jiri wird es an sich nehmen.«
Ich nickte. »Du kennst dich verdammt gut aus. Deshalb hast du dich auch nicht von van Akkeren getrennt -oder?«
»Nein!« Er lachte mich an.
»Und was sollen wir hier?«
»Sterben. Ihr sollt hier sterben. Es war eine Falle. Van Akkeren hat sie aufgebaut. Er wollte euch weglocken, das ist ihm gelungen.« Ivic lachte leise. »Es ist ihm sogar prächtig gelungen. Ihr werdet London nicht mehr wiedersehen.«
»Aber du auch nicht.«
»Mir tut Jiri nichts. Wir haben alles abgesprochen. Keiner wird jemals eine Spur von euch finden, denn wir verstreuen eure Asche in alle Winde, das ist unser Plan.«
Ich ließ ihn los. »Okay, ich weiß Bescheid. Das heißt, wir haben schon vorher gewußt, daß ihr uns eine Falle stellen wolltet, aber es kümmert uns nicht. Da dir Jiri angeblich nichts tut, kannst du mich ja auf den Friedhof begleiten.«
»Willst du die Feuerleichen sehen?«
»Wenn sie so heißen, ja.«
»Wie du willst.« Er sah mich kurz an, drehte sich dann um und wollte gehen.
Ich hielt ihn am Arm fest. »So nicht, mein Lieber. Ich bleibe an deiner Seite.«
»Eben.«
Natürlich drängte die Zeit, und ich wäre normalerweise längst auf- dem Friedhof gewesen, aber ich traute diesem Burschen nicht über den Weg.
Der legte mich rein, wo ich dabei war, und das Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen.
Was auf dem Friedhof los war, konnte ich noch nicht sehen, weil mir die Mauer die Sicht nahm. Aber der Widerschein des Feuers in der dunklen Luft war stärker geworden.
Die Flammen tanzten jetzt mehr zwischen den Bäumen, und die wechselnden Schatten wuchsen über die Mauer hinweg.
Von Suko hörte ich nichts. Es drangen auch keine weiteren Schreie vom Friedhof her. Eine nahezu gespenstische Stille hielt das Areal umfangen.
Wir erreichten das Tor. Ich hatte schon zuvor den Druck in meinem Magen gespürt, sah endlich den Totenacker vor mir, hörte das leise Lachen meines Begleiters und hatte plötzlich das Gefühl, die Hauptrolle in einem Horror-Film zu spielen.
Die Gestalten, die ihre Gräber verlassen hatten und mir da entgegenkamen, waren uralte Zombies.
Getötete und wieder zum Leben erweckte Kreuzritter…
***
Auch Suko hatte es nicht gepaßt, John Sinclair allein zurückzulassen. Er sah aber keine andere Möglichkeit und hatte den Friedhof betreten, um sich dort umzusehen. Vor ihm lagen die Gräber und auch der Feuerschein, der über einen Teil des Totenackers tanzte.
Leider wußte der Chinese nicht, aus welcher Richtung der Schrei gedrungen war, aber er hatte sich angehört, als befände sich ein Mensch in höchster Not.
Suko entschied sich dafür, das Zentrum des Feuers zu suchen. Dabei nahm er keine Rücksicht auf Wege oder Gräber. Er lief querfeldein und sah, daß die Wärme der Flammen die Nebelschwaden allmählich vertrieb.
Von diesem Jiri entdeckte er noch nichts, dafür jedoch sah er eine wankende Gestalt, die sich aus der Deckung einer hochkant stehenden Grabplatte gelöst hatte und quer über die anderen Gräber taumelte. Sie schlenkerte mit den Armen, der Mund stand offen, aus ihm drangen schluchzende Laute, und der Mann wäre an Suko vorbeigerannt, hätte dieser ihn nicht festgehalten.
»Was ist passiert?«
Suko wurde angestarrt. Im Gesicht des Fremden zeichnete sich eine furchtbare Angst ab. Dann schüttelte er den Kopf und begann zu schluchzen. Er sprach einige Worte dazwischen, die Suko aber nicht verstehen konnte. Da er es eilig hatte, ließ er den anderen los und und lief dorthin, wo der Typ aufgetaucht war.
Da stand dieser große Stein und glühte in seiner Mitte. Suko fragte sich, wieso dies geschehen konnte, und plötzlich wußte er Bescheid. Er brauchte nur an den Weg zu denken, wo man sie überfallen hatte.
Dieser Jiri war verdammt schnell, wenn er es geschafft hatte, vor ihnen den Friedhof zu erreichen.
In die Finsternis riß die Steinschmelze ein rotglühendes Loch. Suko sah den Dampf an den Rändern, der sich zu einem Nebelrand verdichtet hatte. Und er sah die Gestalt am Boden.
Noch drei Schritte, dann blieb er neben ihr stehen, blickte auf sie nieder und wurde weiß.
Diesem Menschen war nicht mehr zu helfen. Das heiße Gestein hatte ihn getroffen und auch verbrannt. Es lag als eine dicke Schicht auf seinem Körper und kühlte nur allmählich ab.
Der Feuermann trug daran die Schuld.
Und Suko befand sich in
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