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043 - Das Beinhaus der Medusa

043 - Das Beinhaus der Medusa

Titel: 043 - Das Beinhaus der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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leiser
Windhauch zu bewegen. Drang der kühle Herbstwind durch die zahllosen Ritzen im
Mauerwerk des alten Hauses?
    Selbst die Kerzenflammen wurden von dem Luftzug auf die Seite gedrückt. Die
Schatten an den rotverhangenen Wänden bewegten sich heftig.
    »… ich gehe durch einen Tunnel«, sagte das Medium mit leiser Stimme. »Am
anderen Ende vor mir erkenne ich einen schwachen Lichtschein. Ich komme nur
langsam näher … ganz langsam …« Ihre Füße zuckten, als würde sie sich wirklich
bewegen.
    Ingrid hielt die Augen geschlossen. Ihr bleiches, zartes Gesicht leuchtete
in der Dämmerung des Zimmers wie unter einem inneren Schein.
    »… die Gestalt kommt mir entgegen. Ich sehe die silhouettengleichen
Umrisse. Auch das Licht kommt näher – mit der Gestalt. Es ist Marne …« Die
Stimme des Mediums sank zu einem kaum vernehmlichen Flüstern herab.
    Larry sah das Zittern der durchscheinenden, wächsernen Augenlider.
Schweißperlen entstanden plötzlich auf der Stirn Ingrids.
    »Was will Marne von dir?« fragte Erik sacht. Er konnte nur mühsam die
Erregung verbergen, die sich seiner bemächtigte.
    »Ich weiß es nicht … er ist noch zu weit von mir weg – jetzt kommt er nicht
mehr näher. Warum bleibt er stehen?«
    »Geh du auf ihn zu!« Erik drängte. Er merkte, wie die Kräfte des bereits
strapazierten Mediums offensichtlich nachließen.
    »Es ist schwer …«, stöhnte Ingrid. Ihr Körper spannte sich.
    Sie richtete sich plötzlich auf. Ihr Atem ging heftig. Sie beugte sich nach
vorn, als müsse sie gegen einen heftigen Sturm ankämpfen, der sie
zurückzuwerfen drohte.
    Thor Haydaal und Larry Brent hielten den Atem an. Das Verhalten des Mediums
in der Tiefenhypnose war ein beeindruckendes Schauspiel.
    X-RAY-3 zuckte zusammen, als Ingrids Stimme sich plötzlich veränderte.
    Sie sprach – mit der Stimme eines Mannes!
    »Nein!« schrie sie auf.
    »Marne!« gellte es durch den dämmrigen Raum. Thor Haydaal sprang von seinem
Stuhl auf. Larry sah in das totenbleiche Gesicht seines Begleiters.
    Der Reporter schluckte. Es schien ihm erst jetzt bewußt zu werden, daß er
stand. Als würde ein Zentnergewicht an seinem Körper hängen, ließ er sich
langsam auf den Stuhl zurücksinken.
    »Sie hat mit Marnes Stimme gesprochen«, sagte er benommen.
    Die beiden Liga-Mitglieder wichen zurück, als das Medium mit
roboterähnlichen Bewegungen vom Sofa hochkam und langsam in den Raum schritt.
    An den Bewegungen war zu erkennen, daß Marne – in der Gestalt des Mediums –
vor irgend etwas zurückzuweichen versuchte.
    Ingrid bewegte ihre Lippen. Mit Marnes Stimme beschrieb sie ein düsteres
Haus mit hohen, kahlen Wänden, einen gewölbeähnlichen Raum, in dem zahllose,
mannsgroße Puppen stünden!
    Sie streckte die Hände aus. Ein markerschütternder Aufschrei kam über ihre
bebenden Lippen. »Nein! Nicht ich! Neeeiiin
    …!«
    Ingrid warf sich herum. Im ersten Augenblick schien es, als wolle sie beide
Hände vors Gesicht pressen. Sie wollte sich vor einem furchtbaren Anblick
schützen.
    Sie floh davon. Das Medium rannte – die Augen weit vor Angst und Entsetzen
aufgerissen – quer durch den Raum und kam hinter Thor Haydaal und Larry Brent
zu stehen.
    Wie unter einem Zwang schossen ihre Hände blitzschnell vor und schienen in
dem Amerikaner einen Feind zu fassen, an dem sich ihre ganze Wut entlud.
    Ingrids Hände umspannten Larry Brents Kehle wie ein Schraubstock.
    Das Medium drückte zu, hart und unbarmherzig.
    Der PSA-Agent war eine Sekunde lang wie betäubt, als er erkennen mußte, daß
in den zarten, schmalen Frauenhänden die Kraft eines Ungeheuers steckte!
    Um den Hals Larry Brents schienen die Hände der jungen Frau zu Stein zu
werden!
     
    ●
     
    Elin Holtsen überschritt die Schwelle. Sie ließ die Tür hinter sich einfach
geöffnet. Mit ruhiger Hand drückte sie den schweren Vorhang zur Seite.
    Die vielen Statuen, die in dem Gewölbe standen, faszinierten sie. Wo nur
befand sie sich?
    Sie ging an den lebensnah gestalteten Figuren vorüber und zuckte zusammen,
als sie wieder auf das Geräusch aufmerksam wurde, das sie vorhin schon
vernommen hatte.
    Sie ging tiefer in den dämmrigen Raum, kam um eine gewaltige Säule herum
und starrte in die finstere Nische.
    Eine in Sitzstellung gehaltene Steinfigur lag schräg auf dem Boden. Es sah
so aus, als wäre sie umgekippt.
    Da bemerkte Elin Holtsen etwas; das Blut in ihren Adern gefror zu Eis.
    Eine Hand der steinernen Figur bewegte sich!
    Die Fingernägel kratzten

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