043 - Das Geheimnis der Schattenhand
ersticken!
***
Vladek Rodensky spürte den Durchzug und stieß beunruhigt hervor: »Er muß das Fenster geöffnet haben. Herrgott noch mal, ich habe ihm doch gesagt, daß er das nicht tun soll.«
Er eilte mit Vicky Bonney zu Franz Kolesiks Zimmer und blieb in der Tür wie vom Donner gerührt stehen. Die Schattenhand lag auf Kolesiks schlaffem Gesicht.
»Ich dachte, du hättest sie vernichtet!« sagte Vladek zu Vicky.
»Das muß die zweite Hand unseres Gegners sein«, vermutete das blonde Mädchen. »Vielleicht kann ich Kolesik befreien. Laß mich mal durch, Vladek.«
Er trat hastig zur Seite, Vicky Bonney öffnete ihre Handtasche und holte einen Wurfstern heraus. Sie beugte sich über den Reglosen und wollte den magischen Stern auf die Schattenhand drücken, doch die Höllenklaue brachte sich vor dem Silberstern augenblicklich in Sicherheit.
Sie flitzte hoch, beschrieb einen Halbkreis und versetzte dem Mädchen einen brutalen Stoß. Vicky flog in Vladek Rodenskys Arme. Er fing sie auf, hatte dadurch aber keine Möglichkeit, einen guten Treffer anzubringen.
Die Schattenhand griff nach Büchern, riß sie aus dem Regal und warf sie nach Vicky und Vladek. Sie packte einen alten Globus und schleuderte ihn den beiden entgegen, warf mit allem, was sich in ihrer unmittelbaren Reichweite befand.
Briefbeschwerer, Brieföffner, Transistorradio, Tischuhr, Buchstützen und Bücher, immer wieder Bücher.
Vladek drängte Vicky Bonney hinter sich, damit keines der harten Wurfgeschosse sie traf. Er kämpfte sich durch diesen ungewöhnlichen Hagel, hob die Arme schützend über den Kopf und griff die Schattenhand an.
Sie zog sich zurück, schnappte sich eine Stehlampe und drosch damit auf Vladek ein. Er wich den Hieben aus, so gut er konnte, aber die Horrorhand fand immer wieder eine Möglichkeit, ihn schmerzhaft zu treffen.
Schon beim ersten Schlag war der Lampenschirm davongeflogen und die Glühbirne zerplatzt. Nun verformte sich die Chromstange mit jedem Treffer mehr. Vladek griff nach dem nächsten Schlag, der ihn knapp verfehlte, nach der Stange, und wieder einmal bekam er die enorme Kraft zu spüren, die in der Schattenhand steckte.
Mit einem wilden Ruck entriß die Hand ihm die Lampenstange und hieb sofort wieder auf ihn ein, wilder noch als zuvor. Und dann brach die Stange. Etwa siebzig Zentimeter blieben der Höllenhand.
Sie schlug damit nicht mehr nach Vladek, sondern stach zu. Die Chromstange sollte ihn durchbohren. Er wich zurück, schlug das Ding zur Seite, stolperte über die Bücher, die auf dem Boden herumlagen, und wäre beinahe auf Kolesik gefallen.
Vicky hatte inzwischen ihre Derringer-Pistole aus der Handtasche geholt und feuerte jetzt an Vladek vorbei.
Die geweihte Silberkugel verfehlte ihr Ziel. Aber nur so knapp, daß die Horrorklaue die Chromstange losließ und sich hinter das Bücherregal zurückziehen wollte.
Doch das verhinderte Vladek Rodensky nun mit seinem Schuß. Er hielt die Mauser mit beiden Händen, zielte blitzschnell und drückte ab.
Treffer!
Die Kugel hieb mitten in die Schattenhand und zerfetzte sie wie ein Sprenggeschoß. Nichts blieb davon übrig. Vladek Rodensky atmete erleichtert auf.
Er steckte die Pistole weg.
»Das nennt man Teamwork«, sagte Vicky Bonney strahlend.
Vladek lachte. »O ja, wir waren nicht schlecht, du und ich. Wir sollten öfter zusammenarbeiten.«
Sie kümmerten sich um den Ohnmächtigen. Einige Schläge auf die blassen Wangen weckten Kolesik. Er blickte sich verloren um, schien im Moment nicht zu wissen, wo er sich befand, was geschehen war.
Als es ihm dann aber einfiel, setzte er sich erschrocken auf. »Die Schattenhand!«
»Sie haben sie dummerweise eingelassen«, sagte Vladek Rodensky. Diesen Vorwurf wollte er dem Mann nicht ersparen. »Aber beruhigen Sie sich, es gelang uns, die schwarze Todeshand zu vernichten.«
Vicky schloß das Fenster, während Vladek dem Mann auf die noch etwas wackligen Beine half.
»Es tut mir leid, daß ich diesen Fehler gemacht habe, Herr Rodensky«, sagte Herbert Kolesik kleinlaut. »Ich dachte schon, ich wäre verloren.«
»Zum Glück ging die Sache nochmal gut aus, aber noch so eine Unvorsichtigkeit sollten Sie sich nicht noch einmal erlauben.«
»Bestimmt nicht«, versprach Kolesik verlegen.
***
Kommissar Rohm raufte sich die Haare. Zwei Tote waren verschwunden, und er wußte nicht, wie er sie wieder ins Leichenhaus bekommen sollte.
Dieser Fall raubt mir noch den Verstand, dachte er, während er Dutzende
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