043 - Das Geheimnis der Schattenhand
könntest, so rasch wie möglich nach Wien zu kommen.«
»Habe ich je auf einen Hilferuf nicht reagiert?« fragte ich.
»Nein.«
»Es wird auch diesmal nicht so sein.«
***
Vladek Rodensky beobachtete die drei Polizeifahrzeuge, die auf ihn zukamen. Er stand in der Nähe des düsteren Gebäudes, das er kein zweitesmal betreten hatte.
Er fragte sich, wie die Schattenhand auf so viele Menschen reagieren würde. War ein neuerlicher Angriff zu befürchten?
Die Wagen hielten an. Ein viertes Fahrzeug kam die schräge Auffahrt hoch. Es war der Kastenwagen der Mordkommission.
»Herr Rodensky?« fragte ein Mann mit zerknittertem Gesicht. Er war klein und übergewichtig. Der Kragen seines Trenchcoats war aufgestellt. Es sah aus, als hätte der Mann keinen Hals.
»Ja«, sagte der Brillenfabrikant. »Ich bin Vladek Rodensky.«
»Mein Name ist Alexander Rohm. Kommissar Rohm. Sie haben den Toten gefunden?«
»Das ist richtig, Herr Kommissar.«
»Würden Sie uns die Leiche zeigen?«
Vladek betrat vor den Polizisten das Gebäude. Alles in ihm stellte sich wieder auf Abwehr ein. Sollte die Höllenklaue ihn abermals attackieren, würde er unverzüglich die Mauser ziehen und schießen.
Geweihtes Silber konnte die Schattenhand möglicherweise zerstören.
Die Polizisten brachten lichtstarke Stablampen mit, deren Schein an den schmutzigen, rissigen Wänden auf und ab tanzte. Sie erreichten die Schwingtür. Vladek Rodensky stieß sie auf, während sich seine Kopfhaut spannte.
Aber nichts passierte; das Böse schien sich zurückgezogen zu haben. Der Brillenfabrikant blieb wenige Schritte vor dem Toten stehen. Die Polizisten drängten ihn zur Seite, begannen mit ihrem geschäftigen Treiben, dem Vladek nicht im Wege sein wollte, deshalb zog er sich ein Stück zurück.
Scheinwerfer wurden aufgestellt. Sie leuchteten den Tatort taghell aus. Der Polizeiarzt untersuchte den Leichnam kurz und stellte die Todesursache fest. Mittlerweile schwärmten die Leute von der Spurensicherung aus. All die vielen kleinen Handgriffe wurden getan, die in so einem Fall nötig waren.
Ein Fotograf schoß Aufnahmen von der Leiche, jemand zeichnete die Lage des Toten mit weißer Kreide nach, und ein Beamter stellte fest, daß dem Tod des Reporters ein heftiger Kampf vorangegangen sein mußte.
Niemand beachtete Vladek Rodensky. Erst nachdem Kommissar Rohm die ersten Fakten besaß, begab er sich zu ihm. Er musterte den Brillenfabrikanten mit einem kühlen, fast unpersönlichen Blick und bat ihn um dessen Papiere.
Nachdem er kurz darin geblättert hatte, gab er sie zurück und sagte: »Sie können sich vorstellen, daß mir nun einige Fragen auf der Zunge liegen, Herr Rodensky.«
»Ich werde Versuchen, sie Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten«, sagte Vladek.
Alexander Rohm sah ihn an, als würde er an seinen Worten zweifeln.
»In erster Linie interessiert mich, ob Sie eine Ahnung haben, wer den Reporter getötet haben könnte«, begann Rohm.
Vladek schüttelte den Kopf. »Nein, das weiß ich leider nicht, Herr Kommissar.« Hätte er über die Schattenhand sprechen sollen, die auch ihn zu töten versucht hatte? Der Kommissar hätte ihm kein Wort geglaubt. Wer Baumann das Leben genommen hatte, wußte er wirklich nicht. Eine Hand war es gewesen, aber wem gehörte sie?
»Zweite Frage: Kannten Sie Otto Baumann persönlich?«
»Nein«, antwortete Vladek.
»Dritte Frage: Wie kam es, daß Sie den Reporter hier fanden? Ich meine, es sollte für einen Mann wie Sie doch eigentlich ungewöhnlich sein, so ein Gebäude zu betreten. Wußten Sie, daß Baumann hier drinnen war?«
»Ich wußte es nicht genau, nahm es aber an«, sagte Vladek.
Rohm nickte. »So, Sie nahmen es an. Und wieso?«
»Ich war mit Baumann verabredet.«
»Vorhin sagten Sie, Sie hätten ihn nicht persönlich gekannt.«
»Das stimmt auch. Baumann rief mich an und bestellte mich hierher.«
»Aus welchem Grund?«
»Er wollte mir etwas zeigen.«
»Darf ich fragen, was? Hatte der Reporter etwas in der Hand, womit er Sie erpressen konnte?«
»Vorsicht, Herr Kommissar«, sagte Vladek und hob warnend einen Finger. »Sie laufen Gefahr, in die falsche Richtung zu galoppieren.«
»War Baumann in der Lage, Sie zu erpressen?«
»Nein. Meine Weste ist sauber.«
»Wir werden das überprüfen.«
»Das können Sie.«
»Könnte es einen anderen Grund geben, weshalb Sie den Mann…«
Vladek Rodensky wurde ärgerlich.
»Ich habe diesen Mann nicht umgebracht, Kommissar!« sagte
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