043 - Das Geheimnis der Schattenhand
er scharf.
Rohm lächelte ihn entwaffnend an. »In diesem Fall besteht für Sie kein Grund, sich aufzuregen.«
»Ich soll mich nicht aufregen, wenn Sie mir einen Mord in die Schuhe schieben wollen?«
»Habe ich das vor?«
»Ich habe jedenfalls diesen Eindruck.«
»Herr Rodensky«, sagte Alexander Rohm eine Spur freundlicher.
»Ein Mensch wurde umgebracht, und meine Aufgabe ist es, den Mörder zu suchen. Versetzen Sie sich einmal in meine Lage. Ich kenne Sie nicht. Sie geben an, hier drinnen die Leiche des Reporters entdeckt zu haben, der Sie anrief und hierher bestellte. Angeblich wollte er Ihnen etwas zeigen.«
»Nicht angeblich, sondern tatsächlich.«
»Entschuldigen Sie. Also er wollte Ihnen etwas zeigen. Warum kam er damit nicht zu Ihnen? Warum mußten Sie ihn hier treffen? Wenn Sie so viel mit Verbrechern zu tun hätten wie ich, würden Sie ebenfalls selbst hinter der Wahrheit noch eine Unwahrheit suchen. Ich übe einen Beruf aus, der das Vertrauen zu den Mitmenschen verdirbt. Ich kann mir nicht erlauben, jedem das zu glauben, was er mir erzählt. Was denken Sie, wie oft man mich schon belogen hat.«
Ein Beamter kam, raunte dem Kommissar etwas zu, dieser trat mit ihm zwei Schritte beiseite, nachdem er sich kurz entschuldigt hatte, und dann sprachen die beiden miteinander.
Vladek konnte nicht verstehen, worüber sie redeten. Er nahm die Gelegenheit wahr, seine Situation zu überdenken. Wenn er nicht in falschen Verdacht geraten wollte, würde er wohl oder übel mit der ganzen Wahrheit herausrücken müssen. Vielleicht hatte er Glück, und der Kommissar glaubte ihm.
Der Beamte gab Rohm etwas in die Hand. Dieser kehrte zu Vladek zurück und hielt ihm die offene Hand hin. Zwei Silberkugeln lagen darauf. »Gehören die Ihnen, Herr Rodensky?« fragte er rauh.
»Ja«, gab Vladek zu.
»Dann sind Sie also bewaffnet.«
»Ja.«
»Würden Sie mir Ihre Waffe mal zeigen?«
Vladek holte die Mauser aus der Schulterhalfter und reichte sie dem Kommissar. Mit einem schnellen Handgriff holte Rohm das Magazin heraus. »Silberkugeln«, sagte er und blickte den Brillenfabrikanten fragend an. »Warum denn das? Würden es gewöhnliche Kugeln nicht auch tun? Ich hoffe, Sie besitzen einen Waffenschein.«
»Natürlich. Wollen Sie ihn sehen?«
»Ja, bitte.« Der Kommissar studierte das Dokument sehr genau, bevor er es zurückgab. Die Mauser behielt er noch. Er schob das Magazin wieder in den Griff und wog die Pistole in der Hand. »Ein wohlhabender Geschäftsmann… ein Reporter, der vielleicht etwas herausgefunden hat, was besser nicht an die Öffentlichkeit dringen sollte … Ein einsames Gebäude … Kampfspuren … Eine Leiche … Eine Pistole … Meine Leute holen Silberkugeln aus der Mauer, und Sie geben zu, sie abgefeuert zu haben … Was würden Sie sich darauf an meiner Stelle für einen Reim machen, Herr Rodensky?«
»Ich habe mit dem Tod des Reporters nichts zu tun.«
»Ich weiß immer noch nicht, was Baumann Ihnen hier zeigen wollte, Herr Rodensky. Vielleicht gelingt es Ihnen damit, Ihre Geschichte glaubhafter zu machen.«
Vladek schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, dadurch wird sie nur noch unglaubwürdiger.«
»Ich sehe keine andere Möglichkeit für uns, weiterzukommen.«
»Na schön, ich will es versuchen«, sagte Vladek seufzend. »Otto Baumann war einer mysteriösen Sache auf der Spur.«
»Ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, die Angelegenheit auf diese Weise zu verschleiern, Herr Rodensky. Damit können Sie sich nämlich sehr viel Ärger einhandeln.«
»Warten Sie’s doch erst mal ab«, sagte Vladek. »Baumann sah in mir so etwas wie einen Dämonenjäger.«
Rohm schaute den Brillenfabrikanten von der Seite an. »Sind Sie das tatsächlich?«
»Nun, die Bezeichnung Dämonenjäger finde ich in meinem Falle ein wenig hochgestochen, aber ich habe einen Freund, auf den sie paßt. Sein Name ist Tony Ballard; er lebt in London. Es ist sein Beruf, Geister und Dämonen zu bekämpfen. Ich stand in einigen harten Kämpfen an der Seite dieses Mannes, und davon schien der Reporter erfahren zu haben, deshalb wandte er sich an mich, als er meinte, Hilfe zu brauchen.«
»Wovon sprach er, als er Sie anrief?«
»Er sagte, er habe einen Tip bekommen.«
»Von wem?«
»Das wußte er nicht.«
»Ein anonymer Anruf?«
»Ja. Angeblich sprach der Mann von finsteren Mächten, von einer echten Gefahr. Baumann hatte Angst, die Sache allein in Angriff zu nehmen, deshalb bat er mich um Unterstützung.«
»Und Sie
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