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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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er so laut, daß alle es hören konnten. „Und ich glaube, auch Sid wird sein Vorgehen gutheißen. Die Dämonin ist tot. Ihr könnt euch jetzt wieder beruhigen und darauf besinnen, was ihr mir versprochen habt. Ich bitte euch nochmals, vierundzwanzig Stunden lang nichts zu unternehmen. Wenn ich bis morgen um diese Zeit Jimmys Mörder nicht gefunden habe, dann könnt ihr den Fall selbst in die Hand nehmen.“
    Die Mißgeburten beruhigten sich langsam wieder.
    Sid, der Mann mit der Gummimaske, gab im Namen seiner Leute das Versprechen, daß einen Tag lang Waffenstillstand herrschen sollte. Damit war die Versammlung beendet. Die Krüppel verließen nach und nach das Kellergewölbe.
    Als Dorian, Tim und Sid allein zurückblieben, sagte der Mann mit der Gummimaske: „Ich fürchte, es ist schon zu spät, einen Krieg zu verhindern. Das Verhängnis ist nicht mehr aufzuhalten.“ „Verdammt, Sid!“ sagte Tim und ballte die Hände zu Fäusten. „Du wirst doch noch in der Lage sein, deine Leute dazu zu bringen, daß sie sich an die Abmachung halten.“
    Sid zog sich die Lederhandschuhe glatt. „Meine Leute werden sich an die Vierundzwanzigstunden-Frist halten, aber ich glaube nicht, daß die Dämonen den Tod ihrer beiden Artgenossen ungesühnt lassen. Sie werden die richtigen Schlüsse ziehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Der Krieg gegen die Dämonen scheint unvermeidbar.“
    Der Mann mit der Maske unterbrach sich, als plötzlich ein heulender Wind durch das alte Gemäuer strich. Tim und Dorian duckten sich unwillkürlich.
    „Die Dämonen haben diesen Unterschlupf gefunden!“ rief Tim und wurde kreidebleich. „Wir müssen sofort von hier verschwinden.“
    Sie wandten sich dem Ausgang hinter dem Podest zu, doch gerade als sie hinausgehen wollten, ächzte und knirschte das Gemäuer - und dann stürzte die Decke ein.
    Das ist das Ende, dachte Dorian. Es war nur ein Glück, daß die anderen Krüppel den Keller verlassen hatten, bevor die Dämonen mit ihren magischen Kräften das Haus zum Einsturz brachten. Dorian suchte sich einen Weg durch die undurchdringliche Staubwolke, die ihn einhüllte. Er stieß gegen jemanden, der ihn am Arm ergriff und nicht mehr losließ. Es war Sid.
    „Folgt mir!“ sagte er. „Vielleicht haben wir noch eine Chance.“
    Dorian zuckte zusammen, als ein neuerliches Rumoren durch das Kellergewölbe ging.
     

     

Nach der Versammlung verließen die Mißgestalten das Kellergewölbe durch die verschiedenen Ausgänge und zerstreuten sich in alle Richtungen. Vier von ihnen, Bettler, die ihr Revier in der Bowery hatten, machten sich gemeinsam auf den Weg zu ihrer Stammkneipe.
    „Ich muß unbedingt meine Wut hinunterspülen“, sagte der blinde Jack, der zwar sein Augenlicht durch einen Bannspruch der Schwarzen Familie verloren hatte, aber mit Hilfe der Weißen Magie eine Art sechsten Sinn entwickelt hatte, der es ihm ermöglichte, Dinge bis auf eine Entfernung von zwanzig Metern zu erfühlen. Er spürte mit seinem Gesichtssinn Hindernisse auf und konnte damit auch Personen einwandfrei identifizieren.
    „Tim ist wie ausgewechselt“, meinte Monty kopfschüttelnd, während er auf seinen kräftigen Armen neben den anderen herging. Seine beiden Beinstummel, die unter einem sackähnlichen Kleidungsstück verborgen waren, ragten dabei fast senkrecht in die Luft.
    „Tim meint es gut mit uns“, sagte Bill mit dem Wolfsrachen und seiner unartikulierten Stimme. „Er fürchtet, daß die Dämonen Jagd auf uns machen. Ich verstehe ihn. Aber sein Fehler ist, daß er sich nicht bemüht, auch uns zu verstehen.“
    „Wenn Tim Jimmys Mörder findet, dann wird alles wieder in Ordnung kommen“, sagte George mit dem Tonnenkörper und den viel zu kurzen Beinen und Armen. Er rieb sich die flache Nase und mußte dabei seinen Arm ausstrecken.
    Einige Passanten blieben stehen und blickten den vier Mißgestalten nach. Die Krüppel machten sich nichts daraus. Sie waren daran gewöhnt, von den Menschen begafft zu werden. Das Leben im Großstadtdschungel hatte sie abgehärtet.
    Sie erreichten die Straße, in der neben Dutzenden von anderen Bars auch Haggard’s Inn lag. Das Lokal war so unscheinbar, daß sich keine Fremden hierher verirrten. Das Türglas und die Auslagenscheibe waren schwarz angestrichen; man konnte von draußen nicht in die Schankstube blicken. Hier verkehrte nur das zwielichtige Volk, das im Schatten der Wolkenkratzer von Manhattan lebte. Der blinde Jack stieß die Tür auf und trat als erster

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