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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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fest umklammert und wollte sie gerade in seiner Tasche verstauen. Doch plötzlich schrie er auf und spreizte die Finger. Dorian hörte seinen Entsetzensschrei ganz deutlich und sah auch, daß der Bettler plötzlich eine Schlange in der Hand hielt. Sie segelte durch die Luft auf ihn zu und Verbiß sich in seinem Hals.
    Mehr konnte Dorian nicht sehen, denn sie fuhren in den Tunnel hinein.
    An der nächsten Station wechselte Dorian in den vorderen Wagen um. Außer ihm stieg noch ein Liebespaar zu. Sonst lümmelte sich nur noch ein Polizist der privaten Schutzstaffel der Untergrundbahnlinien gelangweilt in einem der Sitze.
    Dorian ging auf ihn zu und fragte: „Haben Sie den Mann im schwarzen Mantel gesehen, der an der vorigen Station zugestiegen ist?“
    „Nein“, sagte der Polizist. „Sie etwa?“ „Natürlich“, sagte Dorian. „Aber ich habe ihn nicht wieder aussteigen sehen.“
    Der Polizist grinste. „Ja, wo ist er dann geblieben?“
    „Aber Sie müssen ihn gesehen haben!“ beharrte Dorian. „Er ist in diesen Wagen eingestiegen. Ich möchte, daß Sie mir sein Aussehen beschreiben.“
    „Löchern Sie mich nicht, Mann!“ sagte der Polizist unwillig. „Ich habe mich heute schon genug geärgert.“
    Dorian resignierte. Er sah ein, daß er so nicht weiterkam. Der Polizist hielt ihn für einen Betrunkenen. Man konnte es ihm nicht einmal verübeln.
    Dorian fluchte innerlich und begab sich auf die Plattform des Wagens. Hinter sich hörte er das verhaltene Kichern des jungen Liebespaares. Er ärgerte sich, daß ihm der Dämon entwischt war, der den Bettler auf dem Gewissen hatte. Sicher würde man auch diese Tat ihm unterschieben. Dabei hatte er den Täter direkt vor der Nase gehabt! Wie war es möglich, daß sich der Dämon einfach in Luft auflöste? Die einzige Erklärung war, daß es sich um einen Schatten handelte, der die Fähigkeit besaß, seinen Körper aufzulösen.
    Als der Zug in der nächsten Station hielt, wurde Dorian jäh in die Gegenwart zurückgerissen. Zwei Krüppel stiegen, ein. Sie starrten ihn nur an und setzten sich dann so, daß sie ihn auch weiterhin im Auge behalten konnten. Beide waren nicht größer als ein Meter fünfzig. Doch während der eine einen langen Oberkörper und kurze, verkrüppelte Beine besaß, war der Oberkörper des anderen zusammengestaucht.
    Dorian überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Eine Auseinandersetzung zu provozieren hätte keinen Sinn gehabt, weil der Polizist bestimmt Partei für die Krüppel ergriffen hätte. Sie saßen stumm und friedlich da und starrten Dorian nur unentwegt an. Weiterzufahren und so zu tun, als kümmerten ihn die beiden überhaupt nicht, hatte auch keinen Sinn; sie würden nicht von ihm ablassen und ihn überallhin verfolgen. So blieb ihm nur die Möglichkeit, in der nächsten Station aus dem Wagen zu springen, bevor sich die Türen automatisch schlossen. Da er direkt neben einer Tür stand, würde er draußen sein, bevor die beiden seine Absicht durchschauen und ebenfalls aussteigen konnten.
    Dorian ließ sich nichts anmerken, als die Untergrundbahn in die verwaiste Station einfuhr. Ein Schild zeigte an, daß der Bahnhof Ecke East 34th Street und Park Avenue lag. Als Dorian das Zischen der pneumatischen Türen hörte, sprang er schnell durch den sich schließenden Spalt. Vom Bahnsteig aus winkte er den beiden Krüppeln zu, die von ihren Plätzen aufgesprungen waren und nun ratlos in dem anfahrenden Wagen standen.
    Dorian wandte sich der Treppe zu, aber er verlangsamte seinen Schritt, als er die fünf Langhaarigen sah, die auf den Stufen herumlungerten. Sie taten sehr gelangweilt, unterhielten sich gedämpft und kicherten zwischendurch. Obwohl sie ihn überhaupt nicht zu beachten schienen, war Dorian davon überzeugt, daß sie ihn erwarteten. Er hatte schon davon gehört, daß die Untergrundbahnstationen von New York ein bevorzugtes Betätigungsfeld für Jugendbanden waren. Aus diesem Grund fuhren des Nachts auch die Polizisten der privaten Schutzstaffel in den Waggons mit.
    Dorian näherte sich der Treppe gemächlich. Das schien die Halbwüchsigen zu amüsieren. Als er die Treppe erreichte, hielt er an und beugte sich über seine Schuhe, als wollte er sich die Schnürsenkel zubinden. Das erheiterte die Langhaarigen noch mehr. Einer von ihnen erhob sich und spielte mit einer Eisenkette.
    Da wußte Dorian, daß sie nicht die Absicht hatten, ihn ungeschoren zu lassen, und er entschloß sich, zur Waffe zu greifen, obwohl nur noch eine

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