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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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jedoch sah, daß Dorian auf ihn zusteuerte, sprang er auf und wollte davonlaufen. Dorian erreichte ihn, noch bevor er die Reihe verlassen konnte.
    „Was wollen Sie von mir, Mister?“ rief der Zwerg mit schriller Stimme.
    Dorian hielt ihm den Mund zu und zischte drohend: „Sei still, dann passiert dir nichts! Ich möchte nur, daß du mir zuhörst. Du sollst deinen Freunden eine Botschaft überbringen.“
    Der Zwerg war überraschend kräftig. Er konnte sich aus Dorians Griff befreien und schrie gellend um Hilfe. Nun wurden auch die anderen Kinobesucher auf sie aufmerksam. Unwilliges Gemurmel wurde laut, Sitze klappten zurück, und einige beherzte Männer verließen ihre Plätze, um dem um Hilfe rufenden Zwerg beizustehen.
    Dorian gab dem Gnomen einen Stoß, daß er einem dieser Männer in die Arme fiel, und rannte durch den Seitengang auf den Ausgang zu. Eine der Platzanweiserinnen, die sich ihm in den Weg stellte, stieß er brutal zur Seite.
    Er kam in einen schmalen Hof, der in eine Hauspassage mit erleuchteten Schaufenstern führte. Dort war ein Krüppel postiert, der nur ein Bein hatte und auf Krücken ging. Als er Dorian erblickte, kam er auf ihn zugehumpelt. Er schleuderte Dorian eine Reihe von Bannsprüchen entgegen und hielt in der Rechten ein großes, hölzernes Pentagramm.
    Dorian rannte an ihm vorbei auf die Straße hinaus und mischte sich unter die Passanten. Rücksichtslos bahnte er sich seinen Weg und verlangsamte seinen Schritt erst, als er zwischen sich und das Filmtheater einige hundert Meter gebracht hatte.
    Keuchend blieb er stehen und blickte sich um. Die Leuchtschrift eines Hotels stach ihm verlockend ins Auge, aber dann sagte er sich, daß die Krüppel bestimmt alle Hotels dieser Gegend abklappern würden; und auf die Diskretion der Hotelportiers wollte er sich lieber nicht verlassen.
    Vergeblich suchte Dorian die Straße nach einem freien Taxi ab. Dann fiel sein Blick auf eine Hinweistafel mit der Aufschrift Subway. Es erschien ihm zwar nicht als besonders klug, die Untergrundbahn zu benützen, aber da kein Taxi aufzutreiben war, blieb ihm keine andere Fluchtmöglichkeit. Er mußte unbedingt aus diesem Stadtteil raus.
    Am gescheitesten wäre es natürlich gewesen, nach Bronx oder Brooklyn hinüberzufahren; dort hätten ihn die Freaks bestimmt nicht so rasch gefunden; aber so weit vom Schuß wollte er auch wieder nicht sein. Es genügte schon, wenn er sich nach Yorkville absetzte und dort die Nacht verbrachte.
    Er legte die kurze Distanz zur Untergrundbahnstation zurück und hastete die Stufen hinunter. Erst als er den ersten Treppenabsatz erreicht hatte, wurde ihm bewußt, daß er plötzlich allein war. Außer einem Mann in einem schwarzen Mantel war niemand auf der Treppe. Der Mann in dem schwarzen Mantel mußte gemerkt haben, daß er stehengeblieben war, denn er drehte sich kurz um, ehe er weiterging.
    Dorian setzte sich ebenfalls in Bewegung und schimpfte sich selbst einen Narren, daß er hier eine Falle vermutete. Schließlich war es nicht verwunderlich, daß zu dieser späten Stunde nur noch wenige Leute mit der Untergrundbahn fuhren. Doch als er auf den Bahnsteig kam, überfiel ihn wieder das Gefühl einer drohenden Gefahr. Die Station war wie ausgestorben. Nur die Schritte des Mannes im schwarzen. Mantel hallten durch das Gewölbe.
    Er steuerte auf einen Bettler zu, der gegen die Wand gelehnt dahockte und zwischen seinen Beinen einen alten, verbeulten Hut eingeklemmt hatte. Der Bettler trug eine schwarze Sonnenbrille und ein Blindenarmband. Dorian hatte aber das Gefühl, als würde der Bettler ihn hinter den schwarzen Brillengläsern beobachten.
    Erleichtert atmete er auf, als er aus dem Tunnel das Rattern eines nahenden Zuges hörte.
    Der Mann im schwarzen Mantel hatte den Bettler erreicht, kramte umständlich in seiner Tasche herum und holte eine Münze hervor. Dorian wunderte sich, warum er noch zögerte, die Münze in den Hut des Bettlers zu werfen. Ohne zu wissen, warum, starrte er interessiert zu den beiden hinüber. Sie schienen sich zu unterhalten. Der Mann im schwarzen Mantel wog die Münze bedächtig in seiner Hand. Erst als der Zug einfuhr, warf er sie in den Hut des Bettlers, der sich zum Dank einige Male verneigte.
    Plötzlich hatte es der Mann im schwarzen Mantel eilig, in einen der Waggons zu kommen. Dorian bestieg den Waggon dahinter. Als der Zug anfuhr, blickte Dorian durch das Türfenster zu dem Bettler hinüber, der die Münze aus dem Hut geholt hatte. Er hielt sie

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