043 - Kampf um Cape Canaveral
doch der morastige Boden schien ihn problemlos zu tragen. Die Frage war nur, wie es aussah, wenn die tonnenschweren Fahrzeuge darüber hinweg fuhren.
Als McKenzie nach den ersten acht Markierungen die Baumgrenze passiert hatte, kehrten General Crow und seine Tochter zu den Panzern zurück, nahmen Platz und vertrieben sich die Zeit mit Abwarten. Die restliche Besatzung, darunter auch Kelly, Chambers und Finnegan vertraten sich die Beine und plauderten miteinander. Finnegan balzte mit Chambers, die ihn aber auch diesmal auflaufen ließ. Lieutenant Kelly setzte einen Feldstecher an die Augen und beobachtete den Waldrand. Dabei achtete er darauf, dass der General in Sichtweite war. Es konnte nicht schaden, wenn er seinem Vorgesetzten bewies, dass er hundertprozentig bei der Sache war…
Vor ihnen stand eine gewaltige Aufgabe, und da musste man sein Engagement zeigen. Der alte Weltraumbahnhof Cape Canaveral, das hatte Kelly erfahren, wurde von einer Sekte bewacht, die ihre selbst gestellte Aufgabe todernst nahm. Laut McKenzie und Drax war mit diesen Leuten nicht gut Kirschen essen. Vermutlich fletschten sie die Zähne, wenn sie erfuhren, dass Crow die Bewachung ihres heiligen »Shat-El« selbst übernehmen wollte. Sobald sie kapierten, dass eine stärkere Macht im Begriff war, sich das Objekt ihrer generationenlangen Verehrung anzueignen, würde es krachen…
Kelly mochte sich das Gemetzel gar nicht vorstellen.
Es krachte im Unterholz.
Hollyday alias Dave McKenzie zuckte zusammen und blieb stehen. Zwei abenteuerlich kostümierte Gestalten standen vor ihm. Ihre gepflegt aussehenden Armbrüste waren auf seinen Oberkörper gerichtet. Ein Mann, eine Frau. Jung, kräftig, kompetent. Ihre Kleidung, ihre Stiefel und ihre Pelzmützen bestanden aus schwarzweißem Skunkhornfell. Sie hatten wache Augen. Ihre Gesichter waren leicht vernarbt. Man sah ihnen an, dass sie in den hiesigen Mooren und Wäldern zu Hause waren. Vermutlich kannten sie hier jedes Sumpfloch.
Hollyday musterte sie kurz. Er kannte die beiden nicht persönlich, was aber kein Wunder war, denn das Nomadenvolk der Pales bestand aus zahlreichen Sippen.
Man war freundschaftlich miteinander verbunden, und es gab gewisse Zeichen und Verhaltensweisen, an denen man sich erkannte. Die beiden, Hollyday sah es sofort, gehörten zu den Brennern. Sie betrieben kleine Destillen in den Wäldern und handelten schwunghaft mit den Völkern des Nordens. Ihr brauner Fusel, den sie »Pest« nannten, war in manchen Gegenden sehr gefragt. Als Jugendlicher hatte Hollyday die Brenner-Sippe mit seinem Vater hin und wieder besucht, um den Wintervorrat einzukaufen. Aber es war lange her, und er konnte nicht davon ausgehen, dass sich noch jemand an ihn erinnerte.
»Ihr seid Brenner«, sagte er in der Sprache der Pales, um zu zeigen, dass er sie an ihrem Auf zug erkannte.
Der Mann runzelte die Stirn. Die Frau machte große Augen.
»Ich bin Filly der Marder«, fuhr Hollyday fort; diesen Pale-Namen hatte er getragen, bevor er sich bei den Running Men für »Philipp Hollyday« entschieden hatte. »Von der Sippe der Gerber.«
Noch mehr Stirnrunzeln. Noch größere Augen. »Ich hab euch früher zusammen mit meinem Vater oft besucht.«
»Wie war sein Name?«, fragte die Frau, immer noch misstrauisch. Ihre Armbrust und die ihres Gefährten ruckte um keinen Millimeter.
Natürlich war Hollyday den beiden mit dem entsicherten Lasergewehr weit überlegen. Doch er hatte nicht die Absicht, ihnen etwas anzutun.
Er brauchte ihre Unterstützung.
Während der langen und eintönigen Fahrt hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt und seinen ursprünglichen Plan, bei der ersten Gelegenheit das Weite zu suchen, verworfen. Den Running Men war nicht damit gedient, wenn er zuließ, dass die Raumfähre in die Hände des Weltrates fiel.
Er musste verhindern, dass es dazu kam. Er musste das Shuttle zerstören.
Sagte der Teil in ihm, der Phil Hollyday war, Running Man und ehemaliger Pale.
Der andere Teil in seinem Kopf, der sich David McKenzie nannte, hatte andere Pläne. Auch er wollte nicht, dass der Weltrat seine Machtstellung mit dem Flug zur Internationalen Raumstation ausbaute. Doch andererseits gab es da ein Geheimnis, das er unbedingt ergründen wollte. Das Rätsel, was mit der Erde geschehen war in den letzten fünfhundertfünf Jahren.
Die Daten, die darüber Auskunft geben konnten, waren in den Computerbänken der ISS gespeichert.
Wann immer Hollyday in diesen Gedankenkonflikt geriet,
Weitere Kostenlose Bücher