0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra
Wasserspuren, die sich über den mit Steinplatten ausgelegten Hafenrand fortsetzten. Es handelte sich um nasse Fußspuren und Sprühwasser.
Obwohl ich mir den rätselhaften Vorgang um Toff Golson immer noch nicht ganz erklären konnte, stand etwas bei mir fest. Wenn er nicht erschossen worden war, konnte er an dieser Stelle an Land gegangen sein. Es war ungefähr die Strecke, die ein Mann unter Wasser schwimmend zurücklegen konnte, ohne aufzutauchen.
Ich rief Bill Rodgers. Er sah sich die Spuren an, konnte sich aber nicht ganz mit meiner Meinung anfreunden. »Das Becken wird trotzdem abgesucht, Jerry«, meinte er. Die Spuren führten über die Steinplatten und endeten an dem dick mit weißem Kies bestreuten Weg, der zur Villa führte.
»Der Junge gibt uns Rätsel auf«, sagte Rodgers, »wenn er sich wirklich in dem Haus aufhalten sollte.«
»Möglich ist es, Bill.«
Schweigend gingen wir weiter. Die Villa war hell beleuchtet. Die Eingangstür stand offen. Wir leuchteten die Stufen ab, fanden aber keine Fortsetzung der Wasserspuren. Auch nicht in der Halle, die wir kurz darauf betraten. Niemand war zu sehen.
»Hallo!« rief ich. »Mrs. Golson!«
»Sie kann sich doch noch im Park befinden«, meinte Rodgers neben mir. Seitdem wir nach dem verschwundenen Toff Golson suchten, hatten wir nicht mehr auf Sandra Golson geachtet.
»Sie kann aber genausogut hier im Haus sein, Bill.«
Die dem Eingang gegenüberliegende Flügeltür bewegte sich.
Mary, die Hausangestellte, erschien und sah zu uns herüber. »Haben Sie Mr. Golson gesehen?« fragte ich.
»Er ist im Haus«, bekamen wir als Antwort.
***
»Ich sah ihn nur flüchtig. Vorhin hörte ich jemand ins Haus laufen. Mr. Golson kam aus dem Salon. Er muß über die Terrasse ins Haus gekommen sein.«
Jetzt hatten wir die Erklärung, daß wir keine Wasserspuren auf der Treppe und in der Halle gefunden hatten.
»Er traf dann mit Mrs. Golson zusammen!«
»Hier in der Halle?«
»Ja. Die beiden sprachen kurz miteinander. Dann ging Mrs. Golson nach oben, Mr. Golson verschwand in den Keller. Es ging alles sehr schnell. Keiner von den beiden hat mich bemerkt.«
»Zeigen Sie uns den Kellereingang, Mary!« bat ich.
Sie führte uns durch die Halle. »Dort hinunter«, sagte sie. Wir standen vor einer schmalen Tür, hinter der eine lange Treppe abwärts führte. Zwei Panzerlampen brannten an den Wänden.
»Soll ich mit hinunterkommen?« fragte Mary.
»Bitte, wenn Sie so freundlich sein wollen«, meinte ich. »Sie können uns führen.«
Wir kamen bei einer Tür an, in der innen ein Schlüssel steckte. Ich legte die Hand auf den Knopf und drehte ihn. Die Tür war verschlossen.
Ich sah durch das Schlüsselloch, konnte aber nur einen winzigen Ausschnitt überschauen.
Plötzlich tauchte eine Gestalt auf. Sie trug einen hellen Mantel und einen grauen Hut.
Sie huschte auf eine gegenüberliegende Tür zu.
Ich sah, daß es Toff Golson war. Er trug einen Lederkoffer in der rechten Hand.
Ich klopfte gegen die Tür und rief: »Golson, öffnen Sie!«
Er erstarrte und sah zu unserer Tür hinüber.
»Machen Sie auf!«
Er dachte nicht daran, meiner Aufforderung nachzukommen.
Schnell drehte er sich herum, zog seine Tür auf und verschwand.
»Miß Mary«, rief ich der Frau zu, »gibt es noch eine andere Tür zum Labor?«
Sie trat etwas hervor. »Nein, nur diese.«
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, Bill«, sagte ich zu Rodgers. »Wir müssen sie aufbrechen.«
Ich zog meinen 38er aus der Halfter. Rodgers trat beiseite. Ich feuerte auf das Türschloß.
Vier Schuß gab ich ab, dann warfen Rodgers und ich uns gemeinsam gegen die Blechtür. Sie sprang auf, und wir flogen in den Raum.
Ich rannte zur zweiten Tür, durch die Golson verschwunden war. Er hatte sie hinter sich abgeschlossen. Ich leuchtete und konnte den Schlüssel nicht sehen. Er mußte ihn abgezogen haben.
»Los, Bill, wir müssen sie ebenfalls auf brechen.« Ich hielt meine Dienstwaffe noch in der Hand
»Sei mal still, Jerry«, sagte Rodgers leise. Er stand mitten in dem nach Chemikalien riechenden Raum, legte den Kopf schief und war so in sich versunken, als lausche er einem Mozartkonzert.
»Was hast du denn?« rief ich.
»Du sollst den Mund halten!« zischte er leise.
Sein Gesicht verfärbte sich plötzlich aschgrau. Im gleichen Augenblick begann ich zu ahnen, warum er die Farbe wechselte.
Nirgendwo in dem streng riechenden Kellerraum, der keine Fenster besaß, befand sich eine Uhr.
Dennoch war klar
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