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0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra

0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra

Titel: 0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
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gedreht, wie ich beim Ableuchten feststellte. Er gab keinen Laut von sich.
    »Bill«, rief ich und beugte mich zu ihm hinunter, »hören Sie mich?«
    Er blieb stumm.
    Plötzlich hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich faßte seinen Kopf und drehte ihn herum.
    Das schneeige Weiß der Augäpfel starrte mich an. Die Pupillen waren unter die Lider gerutscht.
    Im gleichen Augenblick sah ich die Veränderung.
    Auf der linken Seite befand sich ein häßlicher schwarzer Fleck, aus dem Blut sickerte.
    Die beiden Schüsse hatten den Chinesen im Rücken erwischt. Jetzt befand sich auch noch ein Einschuß in der Brust.
    Ich leuchtete die Stelle genauer ab und versuchte, das Geschehen zu rekonstruieren.
    Vorsichtig drehte ich den Toten herum und besah den Rücken. Dort befanden sich die beiden Einschußstellen, die Bill Corner bei seiner Fahrt durch das Hafenbecken abbekommen hatte.
    Ich wandte ihn herum und leuchtete die dritte Einschußstelle genau ab. Beizender Korditgeruch stach in meine Nase. Ich erkannte Schmauchspuren auf dem Stoff des Overalls, schwärzlichen Pulverschleim.
    Da war es mir klar: Bill Corner war auf der Sandbank durch einen Schuß ins Herz aus nächster Nähe ermordet worden!
    ***
    Ruckartig hob ich den Kopf. Gedanken wirbelten durch mein Gehirn. Der Killer hatte sich noch im Hafen aufgehalten, als Sandra auf der Mole war und ich den Chinesen aus dem brennenden Boot auf die Sandbank brachte.
    Er mußte uns beobachtet haben.
    Während Mrs. Golson und ich in der Villa waren, mußte er zur Sandbank gegangen sein und das grausame Werk vollendet haben.
    Ich richtete mich etwas auf und leuchtete den Sand ab.
    Vom Wasser her verliefen meine Fußabdrücke bis zu der Stelle, wo Bill lag.
    Ich hockte mich auf den Boden und machte eine überraschende Entdeckung.
    Es gab Fußspuren, die nicht von meinen Schuhen herrührten.
    Sie mußten von dem Killer in den feuchten Sand gedrückt worden sein. Es handelte sich um einen schmalen, spitz zulaufenden Schuh. Das besondere Merkmal an der Spur war, daß sich die Schuhspitze tiefer in den Sand eingedrückt hatte als der Absatz. An einigen Stellen war der Sand leicht aufgeschaufelt. Der Schuhbesitzer mußte an der Schuhspitze leichte Sandrückstände mit sich herumtragen. Vorausgesetzt, er hatte sie nicht weggewischt.
    »Mr. Cotton«, hörte ich Sandra Golson rufen.
    Ich richtete mich auf und verließ den Toten, wobei ich über noch unbetretenen Sand ging, um Spuren nicht zu verwischen.
    Hinter einem großen Ölbaum kam Sandra Golson hervor. Sie fragte nach Bill Corner.
    »Er ist tot«, sagte ich.
    »Tot?«
    »Ja. Jemand hat ihn erschossen, als wir in der Villa waren.«
    »Wer hat es getan?«
    »Wenn ich das wüßte.«
    Sie trug einen Mantel über dem Arm und reichte ihn mir. »Ziehen Sie den wenigstens über, Mr. Cotton, sonst erkälten Sie sich.«
    Sie führte mich durch eine Allee von riesigen Kugelbuchsbäumen. Wir gelangten in einen kleinen sechseckigen Pavillon, dessen Spitzdach auf Holzpfählen ruhte.
    Dort setzten wir uns und zündeten Zigaretten an. »Ich habe Mary instruiert«, sagte Sandra Golson, »wenn mein Mann oder das FBI eintreffen, schickt sie sie sofort hier in den Pavillon.« Der feuerrote Schein drang nicht in den Pavillon ein, da er von den Büschen abgeschirmt wurde. Wir schwiegen. Nur dann und wann leuchtete die Glut der Zigaretten auf.
    Ich überlegte. Wer konnte ein Interesse daran haben, auf den Chinesen zu schießen? Doch nur der, der damit den Zeugen eines Verbrechens stumm machen wollte.
    Zugleich kam mir eine andere Idee. »Mrs. Golson, war Bill Corner auch für die Arbeit im Park zuständig? Ich meine für die Gartenarbeit!«
    »Natürlich, ich sagte es doch, Bill war bei uns Mädchen für alles.«
    »Können Sie mir sagen, wo der Gartenschlauch auf bewahrt wird?«
    »Soviel ich weiß, hat Bill alle seine Utensilien in dem Werftschuppen.«
    »Darf ich mich dort umsehen?«
    »Gern.«
    Ich stand auf, aber in diesem Moment hörten wir den Kies knirschen. Über den Weg näherte sich eine dunkle Gestalt.
    ***
    »Sandra«, rief eine dunkle Stimme. »Wo bist du?«
    Mrs. Golson erhob sich ebenfalls. »Das ist mein Mann, Mr. Cotton.«
    Sie meldete sich. »Komm hierher, wir sind im Pavillon.«
    Der Mann betrat das Holzhaus. Obwohl es dunkel war, konnte ich ihn umrißartig erkennen. Er war etwas kleiner und schmaler als ich. Als er mir die Hand reichte, roch ich herbes Rasierwasser.
    »Ich begrüße Sie bei uns, Mr. Cotton«, sagte er mit heiserer Stimme.

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